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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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schnell. Auf einmal zeigte er sich in voller Größe, hoch aufgerichtet stand er auf jenem steil emporragenden Stein, als wäre er noch immer damit beschäftigt, die Ursache jener beiden geheimnisvollen Explosionen zu ergründen. Dann drehte er sich plötzlich um, machte einen Satz hangabwärts und begann leicht vornübergebeugt zu laufen. Ab und zu entschwand er Pirx’ Blicken, aber nie länger als für einige Sekunden, und tauchte dann wieder in einem der Arme des Magmalabyrinths ans Sonnenlicht. So näherte er sich Pirx, nur daß er sich die ganze Zeit auf der Talsohle vorwärts bewegte. Lediglich der Bergstock trennte sie voneinander, und Pirx überlegte, ob er nicht doch schießen solle. Aber der Roboter huschte nur ab und zu durch die schmalen Lichtstreifen und verschmolz immer wieder mit der Finsternis, und da er vermutlich ständig die Richtung änderte, weil er sich einen Weg durchs Geröll bahnen mußte, war es unmöglich vorauszusehen, wo seine Schultern – die wie bei einem laufenden Menschen ruderten, um das Gleichgewicht zu halten – und sein kopfloser Rumpf das nächstemal auftauchen, metallisch aufleuchten und abermals verschwinden würden.
    Plötzlich zerschnitt die Zickzacklinie eines Blitzes das Mosaik der Halde und schlug lange Funkenbüsche aus dem Gestein, genau dort, wo der Setaurus rannte. Wer hatte geschossen? Pirx konnte McCork nicht sehen, doch der Feuerschweif war aus der entgegengesetzten Richtung gekommen. Das konnte höchstens der Kadett gewesen sein, dieser Grünschnabel, dieser Idiot! Pirx verfluchte ihn und war wütend, weil dieser Beschuß natürlich nicht das mindeste erreicht hatte – der Metallbuckel glitt im Bruchteil einer Sekunde daran vorbei und war nun endgültig verschwunden. Noch dazu hinterrücks auf ihn zu schießen! schäumte Pirx innerlich und war sich gar nicht bewußt, wie sinnlos dieser Vorwurf war. Der Setaurus hatte das Feuer nicht erwidert – warum nicht? Pirx hielt noch einmal nach dem Roboter Ausschau, aber umsonst. Verdeckte ihn schon die Wölbung des Bergstocks? Durchaus möglich ... Dann konnte man sich hier jetzt sicher und frei bewegen ... Pirx rutschte von seinem Felsblock herunter, weil er einsah, daß er von dieser Stelle aus nichts mehr erspähen würde. Er setzte sich in Trab und rannte leicht gebeugt auf dem Grat entlang, und als er an dem Kadetten vorbeikam, der wie im Schießstand dalag, die Beine von sich gestreckt und die Füße gegen den Fels gestemmt, hatte er nicht übel Lust, ihm einen Tritt in den Hintern zu geben, der so komisch hervorstand, aufgebauscht von dem zu großen Skaphander. Für einen Augenblick im Lauf innehaltend, rief er ihm zu: »Wag es nicht, noch mal zu schießen, kapiert? Leg das Lasergerät weg!«
    Und bevor der Kadett sich auf die Seite wälzte und fassungslos nach ihm Ausschau hielt, weil ihn die Stimme aus den Kopfhörern angesprochen hatte, ohne daß er etwas über Standort oder Richtung des Sprechers wußte, war Pirx schon weiter. Er durfte keine Zeit verlieren, deshalb rannte er, so schnell ihn die Beine trugen, bis sich vor ihm ein breiter Riß auftat, der den Blick bis hinunter auf die Sohle des Talkessels freigab.
    Es war so etwas wie ein tektonischer Graben; seine Ränder, altersmorsch, hatten ihre Schärfe verloren und ähnelten nun einem von starker Erosion erweiterten Gebirgskar. Pirx zögerte. Vom Setaurus keine Spur. Im übrigen hätte er ihn von dieser Stelle aus wohl auch gar nicht sehen können. Mit schußbereitem Lasergerät stieg er also in das Kar hinab, und er war sich sehr wohl bewußt, wie wahnwitzig sein Vorhaben war. Irgend etwas jedoch trieb ihn dort hinunter, er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Er redete sich ein, daß er den Setaurus nur noch ein einziges Mal sehen wolle und daß er an dem erstbesten Punkt haltmachen würde, von dem aus er den letzten Abschnitt des Steilabfalls und das ganze Labyrinth der Geröllhalde überblicken könnte. Und während er immer tiefer stieg, noch immer geduckt, und ganze Steinhagel unter seinen Schuhen hervorstiebten, glaubte er vielleicht selbst daran. Im übrigen hatte er in diesen Sekunden auch gar keine Muße, gründliche Überlegungen anzustellen. Er war auf dem Mond, wog folglich nur knappe fünfzehn Kilogramm, und doch riß ihm das zunehmende Gefälle die Beine weg. Mit Acht-Meter-Sätzen jagte er vorwärts, bremste ab, so gut er konnte, und hatte bereits die Hälfte des Hanges hinter sich gelassen. Das Kar mündete in eine flache,

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