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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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aber in der Summe doch zählen. Erstens: Er bewegt sich beim Sitzen oder Stehen überhaupt nicht – wie eine Statue.
    Und Sie wissen ja, daß kein Mensch es lange in derselben Position aushält. Wenn es unbequem wird, schläft einem das Bein ein – der Mensch ändert unwillkürlich die Körperhaltung, bewegt sich, faßt sich mal ins Gesicht, aber der da erstarrt regelrecht.«
    »Immer?«
    »Nein. Eben nicht, und das finde ich besonders bemerkenswert.«
    »Wieso?«
    »Ich glaube, er macht diese kleinen, scheinbar unwillkürlichen Bewegungen nur, wenn er gerade daran denkt. Sobald er es vergißt, erstarrt er. Bei uns ist es doch aber genau umgekehrt: Wir müssen uns anstrengen, um eine Zeitlang unbeweglich zu bleiben.«
    »Da ist was dran. Und weiter?«
    »Er ißt alles.«
    »Wie – ›alles‹?«
    »Alles, was wir vorgesetzt bekommen. Es ist ihm völlig einerlei. Ich habe das schon mehrmals beobachtet, auch während der Reise, als wir über den Atlantik flogen. Und schon in den Staaten, und im Flughafenrestaurant – er ißt absolut alles, gleichgültig, was ihm vorgesetzt wird, und bei den Menschen ist es doch anders. Jeder hat doch irgendeine Lieblingsspeise oder auch etwas, was er vielleicht nicht so mag.«
    »Das beweist gar nichts.«
    »Ganz gewiß nicht. Aber zusammen mit dem anderen, wissen Sie ... Außerdem ist da noch eine Sache, die mir zu denken gibt.«
    »Nun?«
    »Er schreibt keine Briefe. Darin bin ich mir nicht hundertprozentig sicher, aber ich habe zum Beispiel selbst gesehen, wie Burton im Hotel einen Brief einsteckte.«
    »Und dürft ihr Briefe schreiben?«
    »Nein.«
    »Wie ich sehe, befolgt ihr die Vertragsbestimmungen sehr gewissenhaft«, brummte Pirx. Er reckte sich auf seiner Koje, ging mit dem Gesicht ganz dicht an Brown heran und fragte: »Warum haben Sie Ihr Wort gebrochen?«
    »Was? Was sagen Sie da, Commander?«
    »Sie haben doch Ihr Wort gegeben, daß Sie Ihre Identität geheimhalten werden!«
    »Na ja, das schon. Ich bin aber der Meinung, daß Situationen eintreten können, in denen der Mensch nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht hat, sein Wort zu brechen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Das hier ist so eine Situation. Die nehmen ein paar Metallpuppen, überkleben sie mit Plastfolie, malen sie rosa an, mischen sie wie falsche Karten unter Menschen und wollen damit ein Bombengeschäft machen. Ich glaube, jeder ehrliche Mensch hätte so gehandelt wie ich – ist denn noch niemand damit zu Ihnen gekommen?«
    »Nein. Sie sind der erste. Aber wir sind ja gerade erst gestartet ...«, erwiderte Pirx, und obwohl er dies ganz gleichgültig dahinsagte, entbehrten seine Worte nicht der Ironie. Brown ließ sich aber nichts anmerken, selbst wenn er etwas gespürt haben sollte.
    »Ich werde mich bemühen, Ihnen auch weiterhin während des ganzen Fluges behilflich zu sein. Ich werde alles tun, was Sie für angebracht halten!«
    »Wozu?«
    Brown zuckte mit den puppenhaften Wimpern. »Wozu? Damit Sie die Menschen leichter von den Nichtmenschen unterscheiden können ...«
    »Sie haben die achttausend Dollar genommen, Brown.«
    »Ja. Na und? Ich bin als Pilot engagiert worden, und ich bin Pilot. Und keiner von den schlechtesten.«
    »Nach unserer Rückkehr nehmen Sie weitere achttausend in Empfang, für die paar Wochen. Für so einen Flug kriegt niemand sechzehntausend Dollar, weder ein Pilot der ersten Kosmodromklasse noch ein Lotse, noch ein Navigator. Niemand. Sie haben das Geld also für Ihr Schweigen bekommen. Nicht nur mir gegenüber. Allen gegenüber – und seien es die Konkurrenten dieser Firmen. Man wollte Sie gegen jede Versuchung immun machen.«
    Der andere starrte ihn an, Bestürzung auf dem hübschen Gesicht. »Sie verübeln es mir wohl noch, daß ich von selbst zu Ihnen gekommen bin und mich zu erkennen gegeben habe?«
    »Ich verübele Ihnen gar nichts. Sie haben gehandelt, wie Sie es für richtig hielten. Was haben Sie für einen IQ?«
    »Mein Intelligenzquotient? Hundertzwanzig.«
    »Das genügt, um in verschiedenen grundlegenden Dingen Bescheid zu wissen. Nun sagen Sie mir aber bloß mal, was ich mit Ihren Vermutungen über Burns eigentlich anfangen soll?«
    Der junge Pilot stand auf.
    »Entschuldigen Sie, Commander. Wenn das so ist, war das Ganze ein Mißverständnis. Ich habe es gut gemeint. Aber wenn Sie der Ansicht sind, daß ich ... Kurz, bitte vergessen Sie’s, und denken Sie nur daran ...«
    Als er Pirx schmunzeln sah, sprach er nicht zu Ende.
    »Setzen Sie sich! Na los,

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