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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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freien Lauf. Plötzlich klopfte es.
    »Herein!« sagte er laut.
    Burns, Neurologe, Arzt und Kybernetiker in einer Person, betrat die Kajüte.
    »Darf ich?«
    »Bitte sehr, nehmen Sie Platz.«
    Burns lächelte. »Ich komme, um Ihnen zu sagen, daß ich kein Mensch bin.«
    Pirx drehte sich mitsamt seinem Stuhl heftig zu ihm um. »Wie bitte? Daß Sie kein ...?«
    »Ich bin kein Mensch. Und ich stehe in diesem Experiment auf Ihrer Seite.«
    Pirx atmete tief durch. »Was Sie da sagen, soll natürlich unter uns bleiben, nicht wahr?« fragte er.
    »Ich überlasse es Ihnen, darüber zu befinden. Mir liegt nichts daran.«
    »Wie ...?«
    Der andere lächelte abermals. »Ganz einfach. Ich handele aus Egoismus. Wenn Sie die Nichtlinearen positiv beurteilen, löst das eine Kettenreaktion in der Produktion aus. Das ist mehr als wahrscheinlich. Solche wie ich tauchen dann massenweise auf, und nicht nur auf Raumschiffen. Das hätte für die Menschen fatale Konsequenzen – es entstünde eine neue Art von Diskriminierung, von Haß, mit allen hinreichend bekannten Folgen. Ich sehe das kommen, aber ich wiederhole, daß ich vor allem aus persönlichen Motiven handele. Solange ich allein existiere, solange es nur zwei oder zehn solcher Exemplare gibt wie mich, ist das ohne jede soziale Bedeutung. Wir gehen unter in der Masse, unbemerkt und unbemerkbar. Dann hätte ich – hätten wir eine Zukunft vor uns, ähnlich der jedes Menschen, mit einer erheblich höheren Intelligenz und einer Reihe von Spezialfähigkeiten, die der gewöhnliche Mensch nicht besitzt. Wir könnten also noch so mancherlei erreichen, aber nur dann, wenn es nicht zur Serienproduktion kommt.«
    »Ja ... Das hat was für sich ...«, sagte Pirx gedehnt. Er war leicht verwirrt. »Aber warum ist Ihnen nicht an Diskretion gelegen? Befürchten Sie nicht, daß die Firma, die ...«
    »Nein. Das befürchte ich keinesfalls. Ich befürchte überhaupt nichts«, sagte Burns in seinem gleichbleibend ruhigen Vortragston. »Ich bin unheimlich teuer, Commander. In das hier« – er tippte mit der Hand auf seine Brust – »sind Milliarden von Dollars investiert worden. Sie glauben doch wohl nicht, daß der erzürnte Fabrikant befiehlt, mich bis aufs letzte Schräubchen auseinanderzunehmen? Ich meine das natürlich im übertragenen Sinne, weil ich in meinem Körper keinerlei Schräubchen habe ... Selbstverständlich werden sie wütend sein, aber an meiner Lage ändert das gar nichts. Höchstwahrscheinlich werde ich in dieser Firma arbeiten müssen, aber was schadet mir das? Ich ziehe es sogar vor, dort und nirgendwo anders zu arbeiten, weil ich dort die beste Betreuung finde, falls ich mal ... krank werde. Ich glaube auch nicht, daß sie versuchen würden, mich einzusperren. Wozu eigentlich? Die Anwendung von Gewalt könnte für sie selber recht traurige Folgen haben. Sie wissen ja, welche Macht die Presse darstellt ...«
    Er denkt an Erpressung, durchfuhr es Pirx. Er glaubte zu träumen, doch er lauschte weiter mit gespannter Aufmerksamkeit.
    »Nun, jetzt werden Sie vielleicht verstehen, warum ich möchte, daß Ihr Gutachten über die Nichtlinearen negativ ausfällt.«
    »Ja, allerdings. Können Sie mir einen Hinweis geben, wer von der Besatzung noch ...?«
    »Nein. Ich bin nicht sicher, und mit Vermutungen wäre Ihnen nicht gedient. Es ist besser, eine Nullinformation zu besitzen, als desinformiert zu sein, denn das bedeutet negative Information, also Information unter Null.«
    »Hm. Ja. Jedenfalls danke ich Ihnen, von Ihren Beweggründen ganz abgesehen. Ja, ich danke Ihnen. Würden Sie mir demzufolge ... etwas über sich sagen? Ich meine Dinge, die mir weiterhelfen könnten ...«
    »Ich kann mir denken, worum es Ihnen geht. Über meinen Bau weiß ich nichts, so wie Sie nichts über Ihre Anatomie wissen oder über Ihre Physiologie, zumindest nichts wußten, bevor Sie nicht irgendein Biologiebuch gelesen hatten. Aber der konstruktionelle Aspekt interessiert Sie wohl auch weniger. Es ist Ihnen mehr um den psychischen zu tun? Um unsere – schwachen Seiten?«
    »Darum auch. Aber hören Sie, jeder weiß schließlich irgendwas über seinen Organismus. Das sind keine wissenschaftlich fundierten Kenntnisse, sondern sie stammen aus Erfahrung, aus Selbstbeobachtung ...«
    »Natürlich, man benutzt ja den Organismus und wohnt darin ... Da bietet sich schon Gelegenheit zur Beobachtung ...« Burns lächelte wieder und zeigte dabei regelmäßige, aber doch nicht allzu regelmäßige Zähne.
    »Ich

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