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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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trinken? Mit zu ihm und Tee trinken und er im Bad und ich in der Küche und er ohne Shirt und ich mit Shirt, dafür aber ohne Verstand?
    »Gehst du heute wieder schwimmen?«, frage ich zur Ablenkung, als ich die Haustür aufschließe.
    »Ja, allerdings erst in knapp drei Stunden.«
    Drei Stunden. Das gibt uns jede Menge Zeit. Zeit wofür? Zeit für ihn im Bad und mich in der Küche und ihn ohne Shirt und mich ohne Verstand?
    »Ach so.« Ach so ist eine Universalantwort.
    Mir wird unbehaglich. Wir stehen im Hausflur, Janosch spielt in der Hosentasche mit seinem Wohnungsschlüssel und ich in der Jackentasche mit meinem. Vielleicht sollte ich– ganz selbst die Frau– die Sache in die Hand nehmen.
    »Ich hab keinen Tee mehr«, sagt Janosch dann, bevor ich die feministische Floskel in meinem Kopf in einen Satz umwandeln kann.
    »Oh. Okay.« Ich erachte das als Absage. Mal wieder. Als ein Musst-gar-nicht-erst-mit-reinkommen. So als wäre Tee die einzige plausible Erklärung dafür, dass ich ihn noch in seine Wohnung begleite. Aus genau solchen Gründen ist Plausibilität mein Erzfeind!
    Janosch lacht. Sein Lachen hat etwas sehr Selbstsicheres. Er zieht hier die Fäden, er hat mich in der Hand. Ob ich das schlecht finde? Nein. Nicht wirklich.
    »Aber ich könnte Kaffee kochen«, sagt er dann.
    Ich muss über beide Ohren und von innen nach außen strahlen. »Oh, ja«, lautet meine euphoriegeladene Reaktion. »Ich meine, Kaffee ist super. Ich hatte heute erst drei.«
    »Wie viele davon hast du tatsächlich getrunken und nicht verschüttet?«
    Im ersten Moment blicke ich ihn finster an und schnaube. Immer diese Sticheleien.
    »Hey, Feli, ich ziehe dich bloß auf.« Er schließt die Wohnung auf und geht hinein. »Es ist verdammt leicht, dich zu ärgern, weißt du das?«
    Ob ich das weiß? Hallo? Er redet mit der Person, die vor Ärger brüllend wie ein Schimpanse durch die Wohnung springt, nur weil jemand ihren Lieblingssaft getrunken hat. »Weißt du, dass es alles andere als verdammt leicht ist, sich mit dir zu unterhalten, weil du dich ständig lustig machst!«
    »Worüber mache ich mich lustig?«
    »Über alles!«, ich gestikuliere wild mit den Händen. »Über mich! Und über dich…«
    Janosch stößt Luft aus. Ich weiß nicht genau, ob das ein Lachen war oder Hohn. »Du willst also eine einfache Unterhaltung?«
    »Eine ohne Meckern und ohne Ärgern.«
    »Das klingt kindisch.«
    »Hör auf, okay?« Warum mute ich mir das eigentlich zu? Ist es nur, weil er so besonders ist, oder ist das schon Masochismus?
    Janosch macht Kaffee. Ich finde es schon fast normal, ihn in der Küche werkeln zu sehen. In Windeseile kocht er zwei Tassen Kaffee in einer Pad-Maschine.
    »Lass mich raten: viel Milch und viel Zucker?«
    Wie meint er das? Mir hat man schon mehrmals unterstellt, ich würde meinen Kaffee mit viel Zucker trinken. Aber diese Leute konnten mir wenigstens ansehen, dass ich einen offensichtlichen Hang zu übermäßigem Zuckerkonsum habe.
    »Nein. Viel Milch, kein Zucker. Wie ich meinen Kaffee trinke, hast du also noch nicht durch Belauschen meines Zimmers rausbekommen.«
    »Belauschen?«, fragt er schmunzelnd. »Das klingt ja kriminell.«
    »Sag du’s mir: Gibt es für Belauschen eine Rechtsgrundlage?«
    »Wenn du dich langweilen willst, kann ich gerne darauf antworten.«
    »Nein«, ich nippe an dem zuckerfreien Kaffee. Es ist echt wahr, was sie einem in der Werbung über Cremigkeit und Co. erzählen. Ich werde Cem fragen, ob unsere WG -Finanzen die Anschaffung einer solchen Pad-Maschine erlauben.
    Janosch trägt seine Jacke und den Rucksack in das hinterste Zimmer, das sein Schlafzimmer sein muss.
    »Okay, führen wir eine einfache Unterhaltung«, verkündet er, als er zurück ins Wohnzimmer kommt und sich aufs Sofa fallen lässt. »Was willst du machen, wenn du den Bachelor hast?«
    Sagte er nicht was von einfacher Unterhaltung? Das ist alles andere als eine leichte Frage, denn ich weiß die Antwort nicht. Es dauert doch noch so ewig. Warum wollen das immer alle wissen? Würde ich Lehramt studieren, dann würde mich das niemand fragen.
    »Keine Ahnung. Nicht, dass ich mir nie Gedanken machen würde, ich denk viel darüber nach, weil ich so oft danach gefragt werde, aber ich weiß es einfach noch nicht.«
    »Du musst dich nicht rechtfertigen. Ich bin mir auch noch nicht sicher. Aber wenn du die freie Wahl hättest, wenn du noch mal fünf wärst und jemand dich fragen würde, was du werden willst, was würdest du dann

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