Pink Christmas 2 (German Edition)
Mit unzähligen Fragen. Mit unzähligen Antworten.
Als Liz am späten Nachmittag nach Hause kam, schrieb ich weiter an meinem Buch. Ich erzählte ihr nichts von dem Vorfall. Im Gegenteil. Ich tat, als ob nichts geschehen wäre. Stattdessen log ich sie an, erzählte ihr vom erfolgreichen Interview mit Thomas und tat danach etwas, was ich schon lange nicht mehr getan hatte: Ich schlief mit ihr.
***
Endlich war der 24. Dezember. Das Positive an diesem Nachmittag war, dass Liz und ich uns gut verstanden. Wir stritten nicht – wie sonst üblich an diesem Tag. Vielleicht lag das an der weihnachtlichen Stimmung, die bei uns herrschte. Draußen schneite es und drinnen duftete es nach Liz‘ Vanillekipferln und der frischen Tanne, die wir am Vorabend gefällt und aufgestellt hatten. Liz war früh am Morgen aufgestanden und hatte den Baum geschmückt. Nun glänzte er in den immer gleichen Farben blau, lila und silbern.
Doch es gab auch etwas Negatives an diesem Tag. Nicht wirklich negativ, aber unangenehm: Dieses Jahr hatten sich Liz und ihre bezaubernde Freundin Anna dafür entschieden, Heiligabend gemeinsam bei uns zu verbringen. Anna würde ihre beiden Kinder mitbringen. Und als ob das nicht Chaos genug wäre, denn ich konnte kleine Kinder nicht ausstehen, hatte Liz auch noch Thomas eingeladen.
„Was soll er denn allein bei sich zu Hause?“, hatte sie dazu gesagt.
Ich hatte dem nicht widersprechen können. Wie denn auch? Und aus welchem Grund?
Deshalb verbrachte ich den Tag mit gemischten Gefühlen - mit der Vorfreude auf Heiligabend und der Angst, Thomas nach dem letzten Vorfall zu begegnen.
Der Nachmittag zog sich nur so dahin. Stunde um Stunde schlich der Uhrzeiger über das Ziffernblatt. Dann war es endlich so weit. Es klingelte. Liz stürmte zur Haustür, zupfte noch einmal ihr rotes Festkleid zurecht und riss die Tür auf. Kurz darauf vernahm ich Annas helle Stimme und lautes, aufgeregtes Kindergeschrei. Ich nahm mir ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte mich auf die Couch. Anna und Liz quatschten sich noch in der Haustür stehend fest. Annas Töchter Marla und Sophie stürmten herein und bestaunten den Christbaum. Ich wollte mich gerade entspannt zurücklehnen und meine Sinne gekonnt ausschalten, als es erneut klingelte. Ich hatte das Gefühl, jeder Muskel meines Körpers spannte sich an, als ich Thomas‘ Stimme hörte. Ich hoffte inständig, dass er vor Liz nichts von den DVDs erwähnte; dass er bestenfalls gar nichts erwähnte.
Ich war gerade dabei, noch einen Schluck von meinem Bier zu nehmen, als ich innerlich erschrak. Ich sprang von der Couch und eilte Richtung Flur. Noch gerade rechtzeitig. Liz schnitt gerade das Thema Interview an und bedankte sich bei Thomas für all die Mühe, die er sich immer machte. Dieser wirkte sichtlich irritiert. Ich griff sofort ein, zog Thomas an meine Seite und bat ihn, mit mir mitzukommen. Liz erzählte ich, dass ich noch etwas Finanzielles mit Thomas regeln müsste. Sie nickte daraufhin und verschwand mit Anna in der Küche. Dort würden die beiden vorerst mit Kochen beschäftigt sein.
Ich schob Thomas die Treppen hinauf und zerrte ihn mit mir ins Arbeitszimmer. Vorsichtshalber drückte ich dir Tür hinter ihm zu. Nun stand er da. Unmittelbar vor mir mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck. Adrenalin schoss durch meine Adern. Mir wurde schwindelig. Es betäubte meine Sinne, mit Thomas allein in einem Raum zu sein. Er sah gut aus. Zu gut. In seinem schwarzen Anzug wirkte er seriös und unantastbar. Seine braunen Augen fixierten mich.
„Erzähl Liz nichts von den Filmen“, begann ich schließlich. „Das sind nicht mal meine.“
„Schon klar …“ Thomas nickte.
„Wirklich nicht!“; verteidigte ich mich und musste kurz lachen. Ich könnte ihm von Mark erzählen, doch was spielte das für eine Rolle? Die Sache war zu kompliziert. „Die sind von einem Bekannten. Er hat sie hier vergessen“, log ich.
„Auf der Fußmatte?“, hakte Thomas nach und hob eine Augenbraue.
„Ja, ich …“ Ich gestikulierte unklar mit meinen Händen vor mir in der Luft. „Ich wollte … er hat … wie soll ich das erklären?“ Ich war verzweifelt. Es kam mir vor, als müssten sich Unmengen an Informationen in nur einen einzigen Satz komprimieren lassen. Und das funktionierte nicht.
„Das muss dir nicht peinlich sein“, sagte Thomas und kam einen Schritt näher. Ich wich augenblicklich einen zurück. Meine Knie wurden weich. Er sprach so ruhig mit mir, dass seine
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