PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)
kennen?«
Ich wette darauf, dass Euer Ernst das mitbekommen hat, aber er bleibt total cool. So muss man wohl sein, wenn man für Deine Großmutter arbeitet, oder?
»Sind Sie der gnädige Herr, den ich zur gnädigen Frau bringen soll?«
Ich habe erst nicht kapiert, was er damit meint, darum antwortet meine Mutter für mich: »Nein, das ist nur mein Sohn Berry!«
Ernst macht eine leichte Verbeugung vor meiner Mutter. »Berry Kranz? Das ist der gnädige Herr, den ich abholen soll.«
»Aber mein Sohn ist kein –«
»Lassen Sie uns fahren! Schnell!«, rufe ich dazwischen, bevor es noch peinlicher wird.
»Sehr wohl«, sagt Ernst und verbeugt sich nun in meine Richtung.
Echt, MAX, allmählich gewöhne ich mich daran, dass sich Leute vor mir verbeugen, auch wenn es ein komisches Gefühl ist.
Unter dem sehnsüchtigen Seufzen unserer Stammomas fliehen wir aus dem Café und steigen ins Auto. Übrigens, dieses Auto ist ja der Wahnsinn! Darin merkt man gar nicht, dass man fährt!
Ich bin regelrecht enttäuscht, als wir den langen Kiesweg zur Villa Deiner Oma hinauffahren und ich aussteigen muss. Ernst hält direkt vor der Treppe zum Eingang und ehe ich mich versehe, springt er aus dem Wagen und hält mir wieder die Tür auf. Unglaublich, wie schnell der um das Auto herumkommt.
»Die gnädige Frau erwartet Sie bereits«, sagt er und weist die Treppe hinauf. Der trägt tatsächlich weiße Handschuhe! Ich dachte immer, so was gibt es nur im Film!
Mit zitternden Knien wanke ich die Treppe hinauf und klopfe.
Die Zofe Deiner Großmutter, oder wer auch immer die Frau ist, öffnet und sieht mich fragend an.
»MAX – äh – ich meine Fräulein Hardenberg – äh – Mathilda Antonia Xenia hat gesagt – äh – ich meine geschrieben, dass ich – äh«, stammle ich wie ein Dreijähriger.
»Contenance«, höre ich die Stimme Deiner Großmutter aus dem Hintergrund. Ihre Zofe tritt zur Seite und Deine Oma steht in voller Größe vor mir.
Ich sehe zu ihr auf. Mann, die ist vielleicht riesig! Daran werde ich mich, glaube ich, nie gewöhnen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sie so aufrecht geht.
»Was ist?«, frage ich Trottel.
»Contenance, junger Mann«, wiederholt sie. »Das ist das Geheimnis. Und die erste Regel. Immer die Contenance bewahren! Hast du das verstanden?«
»Ich glaube schon«, sage ich vorsichtig.
»Das ist erfreulich. Du benötigst also eine meiner Ming-Vasen?«
»Ja! Bitte!«, rufe ich. »Mir ist da eine total blöde Sache passiert! Ich bin aber auch manchmal bescheu-«
Deine Großmutter zieht eine Augenbraue hoch. Mir bleibt das Wort im Hals stecken.
»Eine gepflegte Ausdrucksweise«, sagt sie dann betont langsam. »Das ist die zweite Regel, junger Mann. Hast du auch die verstanden?«
Ich schlucke. »Ja.«
»Gut. Dann erlaube ich dir, noch einmal von vorn zu beginnen.«
Ich konzentriere mich und krame alles in meinem Gehirn zusammen, was mir meine Eltern jemals an guten Manieren versucht haben beizubringen.
»Es hat sich da eine missgeschickliche Begebenheit – begeben«, beginne ich zögernd.
Deine Großmutter zieht auch die andere Augenbraue hoch. »Bitte trage mir dein Anliegen in einer einfachen, aber gepflegten Sprache vor. Gestelztes und pseudointellektuelles Geschwafel behalten wir den Literaturkritikern vor.«
»Darf ich noch einmal anfangen?«, traue ich mich zu fragen.
»Ich bitte darum.«
Verzweifelt suche ich nach einer Erklärung, die keine Lüge ist, aber auch nicht verrät, mit wem ich mich da eingelassen habe, denn dann würde Deine Großmutter mir wahrscheinlich nicht nur ihre Vase verweigern, sondern auch nie wieder mit mir reden.
Ich hole tief Luft. »Ich habe eine sehr wertvolle Vase bekommen, obwohl sie mir eigentlich gar nicht zusteht.« Ich sehe zu Deiner Großmutter hoch, aber ihre Augenbrauen rühren sich nicht. Also fahre ich fort: »Ich würde sie gern wieder zurückgeben, aber sie ist verschwunden. Ich habe keine Ahnung, wo sie ist. Vielleicht hat sie jemand gestohlen oder sie ist zerbrochen.«
»Und wenn du dieses Missgeschick einfach zugibst?«, fragt sie. »Ehrlichkeit erschwert das Leben manchmal, aber auf Dauer zahlt sie sich aus.«
»Ich würde trotzdem Ärger bekommen, sehr großen Ärger sogar!«
Sie sieht mich lange an, bevor sie den Kopf noch ein wenig höher hebt und sagt: »Folge mir.«
Kurz darauf stehen wir in dem kleinen Museum, das Du mir schon beschrieben hast.
»Entspricht eines dieser Exponate deinen Vorstellungen?«, fragt
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