PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)
einiges von ihm anhören müssen: wegen der verhunzten Buchsbaumhecke, die Liebeserklärung für Colette, Du weißt schon. Mein Vater war davon nicht sehr beeindruckt, er wollte Cedric entlassen. Aber das geht irgendwie nicht, ich glaube, er gehört uns. Meine Großmutter hat ihn uns geschenkt oder geliehen, weil sie ihrer Freundin Lady Winterthorp aus Westchestershire, Grafschaft Worthhamington, einen Gefallen tun wollte und Cedric übernommen hat, der dort als Gärtner für die Güter seiner Lordschaft verantwortlich war. Aber sobald sich der Skandal, in den der Lord verwickelt war, gelegt hat und die beiden wieder auf ihre Besitztümer zurückkehren (der Lord aus dem Knast, die Lady aus Barbados), können wir Cedric zurückgeben.
Meine Mutter war entzückt von Cedrics Liebesbeweis. »Das ist so romantisch!« Dann schaute sie meinen Vater an. »Warum tust du so etwas nie für mich?«
Mein Vater guckte groß. »Weil ich nicht geschickt genug darin bin, Prada- oder Gucci-Handtaschen in Buchsbaumhecken zu schneiden!«
Meine Mutter machte ein erfreutes Gesicht. »Das ist ja eine brillante Idee!« Sie dachte kurz nach. »Meinst du, Cedric könnte so etwas?«
Mein Vater seufzte. »Schatz, sei so lieb und bitte Cedric, unseren Garten nicht in einen Schrein für unser Hausmädchen zu verwandeln. Und vielleicht redest du auch mal mit Colette.«
Meine Mutter nickte entschlossen. »Ich werde mit ihr sprechen. Sie muss mir unbedingt sagen, wie sie Männer dazu bringt, solche Dinge für sie zu tun.«
Von: BerryBlue
An: PinkMuffin
Betreff: Pfarrer Himmelgleich
Hi, MAX,
das sind ja echt keine guten Nachrichten. Ich verstehe gar nicht, warum Du so gut gelaunt bist. Arrest! Gut, Du hast in Eurem Haus mehr Platz als andere Leute, die keinen Arrest haben, aber das Blöde ist doch, dass wir uns nicht sehen können. Gerade jetzt, wo wir keine Angst mehr haben müssen, dass uns die Polizei oder meine Verhaftung dazwischenkommen.
Andererseits hast Du natürlich recht. Ich bin heilfroh, dass ich die Sache mit den Japanern nun endlich aus der Welt schaffen kann. Ich hoffe nur, dass sie nicht merken, dass meine Vase nicht ihre Vase ist. Glaube ich aber nicht, denn sie sehen sich wirklich sehr ähnlich.
Übrigens weiß ich jetzt, was mit der richtigen Vase passiert ist. Es war mein Vater! Ja, Du hast richtig gelesen.
Ich liege gestern Abend im Bett und will nach dem ganzen Theater eigentlich nur noch schlafen, da klopft es an meine Tür und mein Vater kommt herein.
Er setzt sich auf meine Bettkante und sagt ernst: »Ich muss mit dir reden, mein Junge.«
Ich sitze mit einem Schlag senkrecht im Bett. Dazu musst Du wissen, dass mein Vater selten seine geliebte Backstube verlässt, noch seltener redet und so gut wie nie in mein Zimmer kommt, um mit mir zu reden. Es sei denn, es sind irgendwelche Katastrophen passiert.
In Sekundenbruchteilen gehen mir alle möglichen Katastrophen durch den Kopf, die hätten passiert sein können. Du kannst Dir vorstellen, dass mir da jede Menge eingefallen ist.
»Es geht um diese Vase«, sagt er dann, noch ernster.
»Waren sie da?«, rufe ich. »In deiner Backstube?«
Er schüttelt den Kopf. »Es war nur einer.«
»Hat er dich gefoltert – mit Sushi-Röllchen oder mit Karate?«
Mein Vater zuckt zurück. »Junge, was hast du nur immer für eine Fantasie! Du solltest nicht so viel fernsehen.«
In letzter Zeit schalte ich den Fernseher so gut wie nie an. Aber das sage ich ihm nicht, sonst würde er womöglich wissen wollen, warum nicht.
»Was hat er denn gewollt? Und wer war es überhaupt?«, frage ich stattdessen.
»Der Pfarrer.«
»Häh?«
»Nicht der Pfarrer unserer Gemeinde, sondern Pfarrer Himmelgleich. Du weißt doch, der Pfarrer, der sich so rührend um die Kinder kümmert, denen es nicht so gut geht.«
Obwohl ich schon öfter von diesem Pfarrer und seinen vielen Sozialprojekten gehört und in der Zeitung gelesen habe, weiß ich immer noch nicht, was der mit der Vase zu tun haben soll.
»Und?«
Mein Vater zögert, bevor er antwortet: »Kinderträume.«
»Papa! Warum sagst du nicht einfach, was los ist?«
»Ich habe sie ihm gegeben. – Die Vase. – Für die Kinderträume.«
Ich muss wohl immer noch ziemlich dämlich aus der Wäsche geguckt haben, denn er fügt gleich hinzu: » Kinderträume ist ein Projekt für Kinder in Not. Pfarrer Himmelgleich veranstaltet jedes Jahr eine Tombola und eine Auktion. Der Erlös kommt dem Projekt zugute. Und da er mich von früher
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