PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)
„Nicht mit dem Hund.“
„Einen Augenblick bitte.“
Es knackt in der Leitung.
„Ja.“
„Ist da Kuhlhardt?“, frage ich.
„Ist da Kuhlhardt. Ja.“
„Ich bin’s! Berry Kranz! Sie erinnern sich doch an mich.“
„Nein.“
„Berry the Blue!“, brülle ich ins Telefon.
Die Polizisten sehen sich an und schütteln den Kopf. Aber das ist mir in dem Augenblick egal.
„Aha.“
„Ich bin bei der Polizei. Die glauben, ich habe einen Anschlag auf die Labors von einer Professorin geplant. Camilla Honig heißt die! Hier an der Uni. Aber damit habe ich nichts zu tun. Ich wollte nur geschminkte Ratten – ach, ist ja auch egal. Ich bin doch total harmlos! Können Sie das der Polizei bitte sagen?“
„Kann ich das der Polizei sagen. Nein.“
„Warum nicht?“
„Warum nicht. Weil ich nicht weiß, ob du harmlos bist, Berry the Blue.“
„Aber –“
„Da musst du durch, Kleiner. Der Knast macht dich nur härter.“
Ich will etwas sagen, aber ich kann nicht. Dann knackt es in der Leitung. Aufgelegt.
„Und?“, fragt einer der Polizisten.
„Hab mich wohl getäuscht“, sage ich nur.
„Dann tut es mir leid. Bis zur eindeutigen Feststellung Ihrer Identität müssen wir Sie bei uns behalten.“
Bei uns behalten! Hört sich doch ganz nett an, oder? Fast wie ’ne kleine Party oder ein gemütlicher Fernsehabend. Aber in echt heißt das: Zelle! Und das auch noch gemeinsam mit einem voll abgefüllten Typen, der dort seinen „Rausch ausschlafen“ sollte. Der Mief, den der ausgeströmt hat, war so ätzend, dass sogar meine Haarwirbel ohnmächtig wurden und kurzzeitig glatt an meinem Kopf anlagen.
Irgendwann morgens, als ich schon dachte, meine Eltern hätten mich verleugnet, wurde ich dann doch erlöst. Nachdem die Polizisten meinen Vater ausgequetscht hatten und er ihnen glaubhaft versichern konnte, dass ich sein Sohn bin und sogar Angst vor Silvesterknallern habe (habe ich wirklich) und deshalb bestimmt keine Uni in die Luft jagen könnte, durfte ich endlich gehen.
Auf dem Rückweg haben meine Eltern nicht viel gesagt. Vorher hat mein Vater allerdings kontrolliert, ob auch nichts aus seiner Werkzeugkiste fehlt. Ich habe ihnen was von einer Wette erzählt. Sie haben nicht weiter gefragt. Wahrscheinlich wollen sie es gar nicht so genau wissen. Oder sie haben mich schon aufgegeben. Erst die Walkürenbällchen und dann joggende Schweine und ’ne Nacht im Knast. Vielleicht bin ich ja eher in einem Internat als Du.
Tja, tut mir echt leid, Max, aber ich konnte keine Fotos machen. Und Kuhlhardt habe ich auch noch nicht das Geld gegeben. Der Umschlag steckt noch in meiner Jacke. Ich würde ja ganz gerne zu ihm gehen und ihm erzählen, dass ich es auch ohne seine Hilfe geschafft habe. Das fände er sicher gut. Außerdem hatte er recht. Ich fühle mich nach dieser Nacht tatsächlich ein bisschen cooler. Das Problem ist nur, dass ich vorläufig hier nicht rauskomme. Meine Eltern haben mich mit Arbeit zugedeckt: Lager aufräumen. Echt eine Scheißarbeit! Und dann muss ich wieder im Café helfen. Ich glaube, sie machen das nur, damit ich zu Hause bleibe und nicht wieder im Knast lande.
Kann ich Dir das Geld irgendwo hinschicken, damit Du es Kuhlhardt bringst? Der wartet sicher schon drauf.
Es grüßt Dich
Oberknacki Berry
Von: PinkMuffin
An: BerryBlue
Betreff: Kuhlhardt-Kohle
Sach mal, Berry – Du schreibst: Kann ich Dir das Geld irgendwo hinschicken, damit Du es Kuhlhardt bringst? Der wartet sicher schon drauf. – Hast Du Mus in der Birne oder hab ich vergessen zu erwähnen, dass ich HAUSARREST habe?!!!
Mann, deshalb hab ich DIR doch das Geld schicken lassen, damit Kuhlhardt bezahlt wird und sich verkrümelt! Er gefällt mir nicht, ich will ihn wieder loswerden! Und zwar so schnell wie möglich. Hat Dich doch super im Stich gelassen, als Du bei der Polizei warst! Und Du findest das auch noch cool von ihm?! Er ist durchgeknallt!
Wenn Du nicht zu ihm gehen willst, dann ruf ihn an, bestell ihn zu Dir und gib ihm dann die Kohle! Ich hab schon telefonisch versucht, ihn loszuwerden, aber er meinte, seine Ermittlungen wären noch nicht abgeschlossen. Für mich jedoch SIND sie abgeschlossen. Vielleicht kapiert er das, wenn er das Geld sieht. So, das dazu.
Jetzt aber zu Deiner Polizei-Eskapade! Ich glaub’s ja nicht! Das ist ja eine irre Idee: ein Anschlag! Meinst Du, das würde was nützen? Würden die dann ihre Tierversuche stoppen? Das müsste natürlich so ’n kleiner harmloser Anschlag
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