PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)
Fast hätte ich aufgeschrien, weil ich einen Augenblick lang nicht wusste, ob ich mich vielleicht schon in einem späteren Leben befinde, aber dann ist mir alles wieder eingefallen. Ich habe mich nicht gerührt und gehofft, Eure französische Zofe würde schnell wieder verschwinden. Tut sie aber nicht.
„’ast du keine ’unger, Suckerschnäuzschen?“
Sie kniet sich hin und guckt in die Hundehütte. Sie guckt mich an und ich sie. Ein paar Sekunden lang.
Dann sage ich, weil mir nix Besseres einfällt: „Ich hätte lieber Marmelade, Toast und zwei weich gekochte Eier.“
Wieder eine Sekunde Schweigen, dann kreischt sie los. Volle Lautstärke. Edgar Wallace lässt grüßen. Zum Glück schreit sie nicht nur, sondern rennt auch weg.
Ich krieche aus der Hundehütte und denke, mein Kreuz bricht durch. Außerdem waren meine Füße eingeschlafen. Egal. Ich renne, humple, stolpere zum Zaun und dann nichts wie weg!
Jetzt sitze ich also hier vor meinem Computer und weiß nicht, ob ich das alles nur geträumt habe oder ob es wirklich passiert ist. Aber das rosa Teil auf meinem Regal sagt mir, dass es wohl kein Traum war. Auf jeden Fall ist Deine „Gute-Fee-Kohle“ gerettet.
Nur, was da heute Nacht passiert ist, kann ich immer noch nicht glauben.
Wonach sucht Kuhlhardt – bei Euch? In Deinem Zimmer? Hat es was mit der Sache zu tun, wegen der Ihr jetzt in England seid?
Mensch, MAX! Allmählich wird mir das alles unheimlich!
Melde Dich, sobald Du kannst!
Bis bald!
Berry
Von: PinkMuffin
An: BerryBlue
Betreff: DANKE!!!!!!!!!!!!!!!!
Danke, danke, danke! Geld gerettet!
Das mit dem Hund ist mir echt unangenehm. Hab ich den nicht erwähnt? Wie konnte ich das vergessen!!? Ach ja, jetzt weiß ich, wieso: WIR HABEN KEINEN HUND! Und deshalb auch keine HUNDEHÜTTE! Wo zum Teufel warst Du?
Erst dachte ich ja, Du warst im falschen Haus, aber alle anderen Details Deiner Beschreibung sprachen dagegen.
Also hab ich meine Eltern heute Morgen so nebenher beim Frühstück gefragt: „Sollten wir uns vielleicht mal einen Hund anschaffen?“
„Nein“, lautete die Antwort.
„Vielleicht, weil wir schon einen Hund haben?“
„Was soll der Unsinn? Wir haben keinen Hund.“
Okay, das war eindeutig und ich war immer noch etwas verwirrt.
Dann hat Colette angerufen.
Nachdem mein Vater eine Zeit lang mit ihr gesprochen hatte, ist er etwas bleich geworden, hat aber die Zähne zusammengebissen und gemeint: „Danke, Colette.“
„Nicht auflegen, ich muss mit Colette reden!“, schrie ich und sprang auf.
Mein Vater hat mir etwas verblüfft das Telefon gereicht. Doch bevor ich es nehmen konnte, hielt er es schnell wieder ans Ohr und sagte: „Colette, das bleibt unter uns. Und jetzt will meine Tochter noch mit Ihnen reden.“
Eigentlich wollte ich das Zimmer verlassen, aber mein Vater hielt mich fest und meinte: „Bleib am Tisch und mach es nicht so lang.“
Hm. Mist. Aber dann hab ich einfach gefragt: „Colette, haben wir einen Hund?“
Und Colette stammelte und jammerte etwas und rief dann: „Nischt die Eltern sagen, isch ’ abe die ’und von meine Schwester ’ier. Aber nur für zwei Tage.“
Ich war ziemlich beruhigt und meinte zu Colette: „Kein Problem, und vielen Dank auch.“ Dann gab ich meinem Vater das Telefon zurück.
Meine Eltern guckten mich groß an. Sie schienen auf einen Kommentar von mir zu warten.
Also teilte ich ihnen mit: „Wir haben keinen Hund.“ Dann aß ich wieder weiter.
Die beiden schauten sich irritiert an. Dann schauten sie mich an.
Ich zuckte die Schultern. „Ich wollte nur sichergehen.“
Meine Mutter beugte sich zu meinem Vater vor. „Sollen wir Dr. Klinghuber anrufen?“
Oje. Das ist unser Haus- und Hof-Psychologe. Wann immer meine Mutter mein Verhalten merkwürdig findet (also eigentlich immer, wenn wir mal ein Wort wechseln – aber das ist ja nicht sehr oft), schickt sie mich zu ihm. Ich hab zum Glück einen ganz guten Deal mit ihm. Er hat ziemlich schnell festgestellt, dass ich normal bin und eigentlich meine Mutter auf die Couch gehört. Also machen wir es so, dass wir Termine vereinbaren, zu denen ich nie erscheine. Und um meine Mutter zu beruhigen, schickt er regelmäßig saftige Rechnungen für meine „Behandlung“. Und so sind alle glücklich.
Da fiel mir was ein: Dr. Klinghuber könnte mich aus der Internatsgeschichte rausholen!
Ich schaute also etwas leidend. „Ja, ich glaube, das ist eine ganz gute Idee. Am besten fliegen wir heute noch zurück
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