PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: LiebesWahn (German Edition)
zusammen, und ob wir je Ansehen in seiner Wertewelt erringen werden, ist fraglich.
Cedric war bisher für die Güter von Lord Winterthorp in Westchestershire, Grafschaft Worthhamington verantwortlich. Und nun bei uns Rasen zu mähen, ist ein bitterer Abstieg. Aber Cedric hatte keine Wahl, seine Lordship ist einem kleinen Skandal zum Opfer gefallen und musste sich von seinen Besitzgütern und seinem Personal trennen, weil er vorübergehend in den Genuss des Wohnens in einer staatlichen Einrichtung gekommen ist. (Sprich: Er sitzt im Knast.) Meine Großmutter ist mit der Dame des Hauses befreundet und die Lady hat, bevor ihr Mann seine Zelle im Knast bezog und sie bei einer Verwandten unterschlüpfte, all ihre Angestellten noch bei Freunden untergebracht. Meine Großmutter hat sich für den Gärtner entschieden und ihn uns »geschenkt«.
Bei seiner Ankunft bat Cedric darum, das Personal kennenzulernen. Wir ließen die Festangestellten, also unser Hausmädchen Colette, den Koch und den Chauffeur antreten und die beiden Bodyguards. Selbst die Putzfrau und die Wasch- und Bügelfrau baten wir dazuzukommen, obwohl sie nur dreimal die Woche bei uns sind. Wir fanden das Ansinnen von Cedric zwar etwas ungewöhnlich, aber nun ja, andere Länder, andere Sitten.
Als Cedric jedoch gewahr wurde, dass keiner der Anwesenden etwas mit der Pflege des Gartens zu tun hatte, war er sehr irritiert. Er lächelte höflich und meinte, er dachte eigentlich daran, »sein« Personal kennenzulernen, also die Leute, die für den Garten zuständig sind und ihm unterstehen. Meine Mutter schämte sich ein bisschen, dass wir so arm sind und keine eigenen Angestellten für den Gärtner haben, und fing an, sich zu entschuldigen.
Aber meine Großmutter griff ein und sagte in ihrer unnachahmlichen Art: »Hören Sie, mein Guter, wenn Sie wissen wollen, wer hier die Gartenarbeit erledigt, dann schauen Sie in den Spiegel. Wenn Sie sich fragen, wieso Sie das tun sollen, dann schauen Sie in Ihr Portemonnaie.«
Sie sagte das in britischem Englisch und da klang es noch viel arroganter und unverschämter.
Cedric zuckte zusammen und murmelte so was wie »Very well, Mylady«. Dann nahm er einen Rechen und zog von dannen. Sehr würdevoll, sehr elegant.
Er ist angezogen wie ein englischer Lord und das Spaßige ist, dass Besucher ihn häufig für den Eigentümer unseres »Anwesens« halten. Wie gesagt, er wirkt vornehmer als wir.
Na, jedenfalls kam er nun schon wieder wegen der Schweine an. Ich bin überzeugt davon, dass Gotthilf und Genoveva nix Schlimmes angestellt haben, ich denke mal, Cedric findet es einfach nur würdelos, mit Schweinen auf demselben Grundstück zu leben.
Meine Mutter hat ihm schon vor ein paar Tagen versprochen, das Problem zu lösen, und hat sich daraufhin ein Paar Manolo-Blahnik-Pumps gekauft. Jemand muss ihr wirklich mal beibringen, dass nicht alle Probleme mit dem Kauf von Designerartikeln zu lösen sind. Wie auch immer, die Manolos meiner Mutter beeindruckten Cedric nicht im Geringsten.
Er lief in den letzten Tagen äußerst missmutig durch den Garten und murmelte »bacon« und »sausage«, wenn er Gotthilf und Genoveva sah. Da »bacon« und »sausage« Schweinespeck und Schweinewürstchen sind, Zeugs, das Engländer wie er zum Frühstück essen, beunruhigt mich das etwas. Ich weiß nicht genau, ob er die beiden nur umgetauft hat, um sie zu ärgern, oder ob man ihm hier nicht genug zu essen gibt.
Außerdem lässt er in letzter Zeit immer unser Tor zur Straße aufstehen. Wohl in der Hoffnung, dass die beiden weglaufen. Na ja, »Hoffnung« ist sehr dezent ausgedrückt, ich hab ihn dabei beobachtet, wie er versucht hat, sie auf die Straße zu treiben. Gotthilf und Genoveva haben sich allerdings nur müde angeschaut, so nach dem Motto »Was will der Clown denn von uns?!«, und sind zurück in ihren Pavillon getrottet.
Jedenfalls wird Cedric immer fordernder und meine arme Mutter ist echt in der Bredouille.
Sie fragte mich: »Meinst du, wenn ich Cedric eine schicke Tweedjacke von Harrods aus London schicken lasse, dass er dann über die Schweine hinwegsieht? Ich denke da an einen Rolls-Royce-grünen Ton, mit einem Hauch von einem Karo, ganz dezent, englischer Landadelstil.«
Sollte mich das nervös machen? Also, nicht die Tatsache, dass meine Mutter denkt, man könne alles mit einem netten Outfit klären, das kenn ich ja und lebe damit und schließlich lebt eine ganze Industrie davon. – Ich meine, sollte ich mir Sorgen machen,
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