PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: LiebesWahn (German Edition)
mit Gewalt in einen Liebesfilm zerren. Der ist so romantisch wie ein Stück Seife.«
»Und wo war er dann?«
»Stell dir vor, Berry, dieses Mal weiß ich es sogar. Er hat es mir zwar nicht erzählt – das macht er ja nie –, aber ich musste kurz vorher die Adresse einer Firma für ihn heraussuchen.«
»Was denn für eine Firma?«, frage ich.
»Die stellt Hundehalsbänder her.«
»Hundehalsbänder?«, rufe ich. »Soll Lipinski ein Halsband bekommen?«
»Nöff! Nöff! Nöff!«
»Das habe ich ihn auch gefragt, aber er hat nur gemeint: ›Nicht nur Hunde tragen Halsbänder.‹«
Ich schalte ausnahmsweise einmal schnell. »Natürlich nicht!«, rufe ich. »Genoveva und Gotthilf tragen doch auch Halsbänder!«
»Wer?«, fragt Milfina.
»Die Schweine!«
Milfina zuckt nur mit den Schultern. »Kann schon sein. Aber jetzt müssen wir Nervenstärke beweisen. Da vorne ist das Kino.«
Kurz darauf sitze ich zwischen einer ALDI-süchtigen Sekretärin und einem liebeskranken Basset in einem Vorstadtkino, sehe mir die grauenhafteste Liebesschnulze der letzten hundert Jahre an und kaue auf Gummibärchen herum. Noch nicht einmal Popcorn haben sie in dem vorsintflutlichen »Lichtspieltheater«, wie auf dem halb verfallenen Schild über der windschiefen Eingangstür zu lesen ist.
Ich hatte mich noch gefragt, warum Milfina gemeint hatte, wir müssten »Nervenstärke« beweisen. Jetzt weiß ich es.
Bei jeder Szene, in der irgendein Typ von irgendeiner Tussi betrogen wird oder umgekehrt, heult Lipinski auf: »Jouuuu! Joff! Joff! Joff!« oder »Nöuuuu! Nöff! Nöff! Nöff!« Je nachdem.
Aber Milfina ist, ehrlich gesagt, auch keine große Hilfe. Sie putzt sich alle zwei Minuten lautstark die Nase, krallt sich in meinem Unterarm fest und juchzt: »Ist das nicht romantisch? Ist das nicht herrlich kitschig-romantisch?«
Was dazu führt, dass ständig irgendjemand brüllt: »Könnt ihr nicht endlich mal die Klappe halten? Ich verstehe nichts!«
Glaub mir, MAX, als ich endlich aus der Bruchbude herauskomme, kann ich kaum noch stehen.
»Ist jetzt alles wieder in Ordnung?«, frage ich Lipinski vorsichtig. »Ich meine, die Sache mit Rosalie?«
»Joff.«
»Na, wenigstens das!«
Milfina setzt wieder ihr mütterliches Lächeln auf. »Geh nach Hause und ruh dich aus, Berry. Du hast es dir verdient.«
»Joff.«
Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen!
Du siehst also: Ich habe ein Alibi! Und Kuhlhardt auch – jedenfalls dann, wenn er tatsächlich in dieser Fabrik für Hundehalsbänder war. Das hat was mit den Halsbändern von Gotthilf und Genoveva zu tun! Darauf würde ich wetten! Kannst Du die nicht mal untersuchen? Vielleicht fällt Dir ja etwas daran auf?
Bis bald!
Berry, der Herr der Liebesschnulzen
Von: PinkMuffin
An: BerryBlue
Betreff: Da wäre ein kleines Problem ...
Hi, Berry,
wer denkt sich das alles eigentlich aus? Ich meine, echt, das Leben macht sich lustig über mich! Irgendwer amüsiert sich da oben ganz königlich auf meine Kosten.
Es geht um Folgendes ... (Ich schreib Dir das, weil es irgendwo auch Dein Problem ist und weil Du ja vielleicht irgendeine geniale Idee hast, was man tun könnte. Obwohl, jetzt wo ich das schreibe, habe ich schon wieder Zweifel daran, ob Deine genialen Ideen wirklich so genial sind. Wann hattest Du das letzte Mal ’ne geniale Idee und bist daraufhin nicht von der Polizei geschnappt worden?!)
Also: Cedric kam heute zu meiner Mutter und sagte: »Mylady, the pigs have to go.«
Meine Mutter fragte: »Was meinen Sie, Cedric?«
Cedric bediente sich der deutschen Sprache: »Sweine oder ick.«
Meine Mutter hatte immer noch den blanken Ausdruck der Verständnislosigkeit im Gesicht.
Cedric wurde sichtlich nervös. Hatte er Angst, er habe zu hoch gepokert und meine Mutter würde sich für die Schweine und damit gegen ihn entscheiden?
Jetzt hast Du bestimmt ein paar Fragen. Die erste wäre wohl: Wer ist Cedric? Und gleich danach fragst Du Dich sicher: Wieso haben die Hardenbergs eigentlich nur Leute im Haus, die nicht richtig Deutsch sprechen können?
Letzteres frage ich mich auch – die erste Frage ist leichter zu beantworten. Cedric ist unser neuer Gärtner.
Meine Großmutter hat ihn uns eines Tages präsentiert. Und um vollendete Tatsachen zu schaffen, hat sie unsern alten Gärtner auch gleich entlassen.
Für Cedric sind wir allerdings ein sozialer Abstieg und er lässt es uns spüren. Seine Umgangsformen sind gepflegter als unsere alle
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