PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: LiebesWahn (German Edition)
warte und gucke und nix passiert. Ich denke, vielleicht bist du ja am Hinterausgang, also geh ich hin, um zu sehen, was da so los ist. Und da war wirklich was los. Ein Lieferwagen steht mit geöffneter Ladefläche unmittelbar vor dem Ausgang. Ich sehe zwei Typen aus dem Lieferwagen springen. Dann sehe ich zwei Schweine die Straße entlanggaloppieren, immer hinter einem Typen her, und kurz darauf sind alle drei verschwunden. (Das warst wohl Du mit Gotthilf und Genoveva.) Die Typen vom Lieferwagen fluchen den Schweinen hinterher und gucken sich um. Ihr Blick fällt leider auf mich. Und da durchzuckt es mich: Den einen Typ kenn ich – und er mich auch. Das wird mir klar, als er in der Bewegung innehält und mich anstarrt. Es ist Camillas Gorilla, der auch bei uns im Pavillon aufgetaucht war. Für irgendeine Reaktion meinerseits ist es zu spät, er schießt auf mich zu, schnappt mich und zerrt mich in den offenen Lieferwagen. Dann knallt die Tür zu und die beiden fahren los. Ich überlege, ob das der Plan war (also mich zu entführen) oder ob die Kerle hinter den Schweinen her sind – oder hinter dem Bild und ob ich jetzt nur das Opfer einer Improvisation geworden bin.
Da habe ich Dir die Mail geschrieben, in der ich schrieb: Warte auf weitere Anweisungen von mir , aber du natürlich wieder voreilig ... na ja, lassen wir das, Schlamm drüber.
Jedenfalls: Es überrascht mich nicht sehr, als wir vor Camillas Labor anhalten und die Gorillas mich in Camillas Büro schubsen und die Tür hinter mir abschließen.
Was mich jedoch überrascht, ist die Stimme, die ich plötzlich höre: »Du bist spät dran, habe dich früher erwartet.«
Ich höre die Stimme, sehe aber niemanden. Dann löst sich eine Gestalt aus einem Sessel.
»Was machen Sie denn hier?«, rufe ich.
»Was mache ich hier. Warten. Auf dich.«
Es ist Kuhlhardt. JA: KUHLHARDT!!! Er ist wieder aufgetaucht.
»Ja aber ...«, stammle ich, habe tausend Fragen und weiß nicht, welche ich zuerst stellen soll.
»Keine Zeit für ›ja aber‹. Camilla wird gleich hier sein.«
»Ja aber woher wussten Sie ...«
Kuhlhardt dreht sich um und schaut mich an. Mann, der hat wirklich einen Blick drauf! Ich verstumme auf der Stelle. Er wirft mir noch einen scharfen Blick zu, dann geht er zum Fenster. Das Fenster hat ein Sicherheitsschloss am Griff. Kuhlhardt nimmt routiniert einen Cocktailspieß (!) in Form einer kleinen Palme aus seiner Jackentasche, macht sich damit am Fensterschloss zu schaffen und öffnet kurz drauf das Fenster.
Er beugt sich raus und ruft leise nach unten: »Alles klar, Partner?«
»Joff.«
Lipinski.
Eine Strickleiter fliegt hoch (wie macht Lipinski das?!), Kuhlhardt befestigt sie am Fenster und winkt mich zu sich, damit ich runterklettere.
Ich habe aber inzwischen auf Camillas Schreibtisch einen Ordner entdeckt, auf dem Projekt Cochon steht.
»Hey, Moment, hier liegt ...«
Kuhlhardt schaut mich schon wieder scharf an, ich bedeute ihm wortlos, dass ich die Unterlagen mitnehmen will, aber Kuhlhardt schüttelt den Kopf.
»Aber wir müssen doch ...«, flüstere ich.
»Wir müssen nicht!«, sagt er streng und macht eine Kopfbewegung zum Fenster. »Wir müssen gehen. Sofort.«
Ich gebe nach und klettere etwas missmutig aus dem Fenster.
Lipinski hält unten die Strickleiter straff im Maul, damit es für uns einfacher ist zu klettern.
Als er mich erkennt, lässt er los und ich knalle erst mal kräftig mit dem Knie gegen die Hauswand. Blöder Köter. Wieso kann er mich nicht leiden?!
Das Runterklettern ist jetzt ziemlich schwierig, weil ich dauernd mit der Strickleiter hin und her schaukle. Camillas Büro ist Gott sei Dank bloß im ersten Stock, den letzten Meter springe ich.
Sobald ich die Strickleiter losgelassen habe, geht Lipinski wieder hin und hält sie für Kuhlhardt fest. Dieser Hund ist unmöglich.
Als wir beide unten sind, ignoriert mich Lipinski und Kuhlhardt redet auch nicht weiter mit mir, sondern läuft zielstrebig zur Straße. Dort parkt Redhot . Wow, was für ein Schlitten! Und jetzt kommt meine große Stunde – ich sitze vorne und Lipinski muss auf den Kindersitz. Ich grinse Lipinski an und feixe. Er dreht den Kopf zur Seite und zieht eine Spucktüte aus seinem Kindersitz.
Nach ein paar Metern mit Redhot wünschte ich, ich könnte mit Lipinski den Platz tauschen. Diese Fahrt ist nix für schwache Nerven oder empfindliche Mägen. Kuhlhardts Fahrstil ist eine Kombination aus Achterbahnfahren und Bungee-Jumping.
Dann hält
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