PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: LiebesWahn (German Edition)
oder?
Meine Großmutter ist gerade eingetroffen, muss jetzt runter, zum Fototermin. Bis später.
MAX
PS: Deine Eltern scheinen ja ziemlich darauf fixiert zu sein, dass Du ’ne Freundin findest. Keine Sorge, ich kümmer mich drum!
PPS: Die Idee, als Schweinehirtin durch die Welt zu ziehen, finde ich großartig! Ich schreib’s mir auf die Liste mit möglichen Berufen für mich.
PPPS: Halt Dich von Kuhlhardt fern, der Kerl bedeutet Ärger. Und cool ist er schon gar nicht, sondern durchgeknallt.
Von: BerryBlue
An: PinkMuffin
Betreff: Ich will keine Freundin!!!
Hi, MAX,
der Stress mit meinen Eltern ist halb so schlimm. Die beruhigen sich wieder. Außerdem kontrollieren sie ja nicht meine Mails. Und wenn sie Dich vielleicht irgendwann mal richtig kennengelernt haben – na ja, ist auch egal.
Aber eines muss ich Dir noch einmal sagen. Ich hab mich wohl noch nicht klar genug ausgedrückt: ICH WILL KEINE FREUNDIN!!! Dann muss ich nur wieder Telefonbücher lesen. Du weißt ja, das hilft gegen Stress. Also lass ich es lieber mit einer Freundin und halte mir den Stress vom Hals.
Wie kommst Du darauf, Kuhlhardt wäre durchgeknallt? Klar, er weiß viel, hat mit Verbrechern zu tun und manchmal blickt man nicht so richtig durch, wenn er etwas sagt. Aber durchgeknallt? Niemals!
Außerdem ist unser Fall doch gelöst. Die Schweine sind bei Dir in Sicherheit und Professor Camilla Honig lässt uns auch in Ruhe. Bestimmt hätte sie uns schon die Polizei auf den Hals gehetzt, wenn ihr etwas an Gotthilf und Genoveva liegen würde. Schließlich muss sie mitbekommen haben, dass wir ihre Laborschweine geklaut haben. Also, was soll passieren? Außerdem müssen wir uns doch noch bei Kuhlhardt bedanken, dass er uns geholfen hat.
Ich melde mich wieder, wenn ich zurück bin.
Berry
Von: PinkMuffin
An: BerryBlue
Betreff: Vergiss Kuhlhardt!
Berry, lass das. Im Ernst, das gibt nur wieder Komplikationen! Außerdem trau ich Kuhlhardt nicht über den Weg!
Muss jetzt wirklich runter, melde mich später noch mal.
MAX
Von: PinkMuffin
An: BerryBlue
Betreff: Familienfoto mit Schweinen
So, geschafft. Als ich die Treppe runterrauschte, stand meine Großmutter inmitten einem Pulk von mindestens 20 Leuten im Foyer und sah mich missbilligend an.
»Du bist sehr derangiert, mein Kind, so geht das nicht.«
Sie gab einer jungen Frau einen Wink, die löste sich aus der Gruppe, stürmte sofort mit Kamm bewaffnet auf mich zu und machte an meiner Frisur rum. Dann zupfte sie mein Kleid zurecht und sah meine Großmutter fragend an.
Die seufzte nur. »Nun ja, es wird wohl gehen müssen.« Dann klatschte sie in die Hände. »Alle bitte ihre Positionen einnehmen.«
Wenn Du nun erwartest, dass sich diese 20 Leute für das Foto aufgestellt haben, vergiss es. Unsere Familie besteht genau aus vier Personen: meiner Großmutter, meinem Vater, meiner Mutter und mir. Die restlichen Leute waren »Personal«. Meine Großmutter reist bei größeren Angelegenheiten stets mit einer Entourage von eilfertigen dienstbaren Geistern.
Und von den vier Familienmitgliedern standen auch nur drei da. Mein Vater fehlte. Das fiel meiner Großmutter auf. Sie verlangte, dass man ihn auf der Stelle holt. Wenn meine Mutter gefehlt hätte, wäre es ihr zwar auch aufgefallen, aber sie hätte niemals reklamiert. Es war schwer genug durchzusetzen, dass meine Mutter mit auf die jährlichen Familienfotos darf, obwohl sie weder von und zu ist, noch dem Geldadel entspringt, sondern einfach nur das Topmodel des Kosmetikkonzerns meines Vaters war.
Allein die Tatsache, dass mein Vater für sein Geld arbeitet, findet meine Großmutter empörend. »Geld hat man, man verdient es sich nicht durch gewöhnliche Arbeit. Geld vermehrt sich durch geschickte Anlagen von selbst!«
Mein Vater jedoch hat eine kleine Kosmetikfirma gekauft und sie innerhalb von ein paar Jahren zu einem großen Konzern aufgebaut.
Eigentlich wollte mein Vater Anwalt werden, aber das hat meine Großmutter mit dem Satz abgebügelt: »Man wird nicht Anwalt, man nimmt sich einen Anwalt.«
Während meine Mutter loswuselte, um meinen Vater aus seinem Büro zu locken, wandte sich meine Großmutter an mich. »Mathilda, nun hast du Zeit, mir zu erklären, wieso du so derangiert aussiehst.«
»Das lag an den Schweinen. Ich hab seit heute zwei Schweine.«
»Schweine?«, überlegte meine Großmutter. »Das passt. Wo sind sie?«
»Im Pavillon im
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