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Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Titel: Piper und das Rätsel der letzten Uhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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und aßen Gebäck und redeten wild durcheinander, sodass Piper ganz müde wurde von all dem Gequatsche. Sie fühlte sich wie auf einer der Partys, die ihre Eltern immer dann gaben, wenn ein neuer Reiseführer für Touristen hassende Touristen veröffentlicht worden war. Sie fand das Geplapper angenehm und es war völlig unwichtig zu verstehen, worum es bei den Gesprächen ging. Die Leute lachten und aßen Häppchen und tranken bunte Getränke, die nach Früchten rochen und für Kinder verboten waren. Piper mochte diese Partys. Sie waren einfach schön, weil es allen gut zu gehen schien.
    Das hier, die Feier des Dachses, war so ähnlich. Piper merkte, dass sie sich das erste Mal seit Langem, also seit sie nach Buckbridge-in-the-Moor gekommen war, richtig amüsierte.

    Später am Nachmittag kamen die Bienen vorbei und füllten ihren süßen Nektar in einen Krug, den der überraschte Mr Olivier ihnen auf den Tisch stellte. Er kostete von dem Honig und lächelte; und weil es sehr selten vorkommt, dass man einen Dachs von Herzen lächeln sieht, war dies für alle ein besonderer Tag.
    Als die Bienen fort waren und die Schatten länger zu werden begannen, schlug Piper vor, sich auf den Heimweg zu machen.
    »Onkel George wird sich Sorgen machen, wenn ich nicht zum Abendessen auftauche.«
    Das sahen alle ein.
    »Wir bringen dich zurück zu dem Schrankkoffer«, sagte Mr Travis.
    »Das wäre nett«, meinte Piper.
    Mr Olivier bedankte sich fröhlich bei allen für den schönen Nachmittag und die Glückwünsche.
    »Das mit dem Honig«, sagte er mit seiner tiefen Stimme, »ist eine wirklich echte Überraschung gewesen.«
    Piper verabschiedete sich höflich vom Gastgeber und seinen Gästen und folgte ihren Begleitern zurück in den schwarz-weißen Teil des Waldes. In ihrem Herzen fühlte sie sich frei und unbeschwert, weil sie gerade so etwas wie ein kleines Abenteuer erlebt hatte. Sie hatte für ein paar Stunden vergessen, dass sie allein in Buckbridge war, ohne ihre Eltern und ihre Freundinnen, und sich eigentlich schrecklich langweilte.
    Und wie jemand, der so glücklich ist, wie sie es war, dachte sie keinen Augenblick daran, dass manche Überraschungen, insbesondere die ganz hinterhältigen und die wirklich bösen, sich selten vorher ankündigen.

5. Kapitel

    Der Schrankkoffer war nicht mehr da, wo er vorhin noch gewesen war.
    »Jemand hat ihn weggezogen«, sagte Piper. Ihre Stimme bebte. Die Schleifspuren waren deutlich zu erkennen.
    »So ein Mist«, fluchte sie, »er ist weg.«
    Mr Travis und Mr Reddingshurst sahen einander betreten an. Piper wusste nicht so recht, wie sie diese Blicke deuten sollte, aber sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Nein, ganz und gar nicht.
    »Und wie komme ich jetzt nach Hause?« Für einen kurzen Augenblick bekam sie es so richtig mit der Angst zu tun. Etwas in ihrem Magen krampfte sich ganz fest zusammen. Es fühlte sich an wie dieser grässliche Moment, wenn man eine Mathearbeit schreibt und das Blatt mit den Aufgaben bekommt. Die Hände zittern einem und man liest die Aufgaben wieder und wieder und kann es nicht fassen, was man da liest, und weiß einfach, dass diese Sache nicht gut ausgehen wird. Was, wenn sie nie mehr zurückkönnte? Was wäre dann?
    Sie kniete sich hin und berührte die Spuren, als würde das etwas ändern. Kein Zweifel, sie waren so wirklich wie der leichte Wind und die Kälte, die mit der aufziehenden Nacht kamen.
    »Sie haben meinen Schrankkoffer geklaut«, sagte Piper laut. Dabei hatte sie keine Ahnung, wen sie mit sie meinte. Sie wusste ja nicht einmal, ob es sich um einen einzigen Dieb oder um mehrere Diebe handelte.
    Am Ende war das aber auch ziemlich egal, denn der Schrankkoffer war weg; und dieser Schrankkoffer, so sah es jedenfalls aus, war ihr einziger Weg zurück in ihre wirkliche Welt.
    Sie erhob sich. Stand regungslos da.
    »Das hier«, stellte sie fest, »ist jedenfalls kein Spaß.«
    Das Eichhörnchen und der Otter sagten beide nichts. Sie betrachteten die Spuren und schwiegen sich darüber aus, was in ihren Köpfen vor sich ging.
    »Haben Sie eine Ahnung, was hier passiert ist?«
    Beide schüttelten den Kopf.
    Etwas zu schnell für Pipers Geschmack. Es war wie in der Schule. Wenn die Jungs, die sie kannte, etwas angestellt hatten und man sie zur Rede stellte, dann hatten sie so einen speziellen Blick. Man konnte die Schuld in diesem Blick erkennen, ganz klar, und gleichzeitig aber auch die vage Hoffnung, mit Lügerei und Schwindel vielleicht doch

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