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Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Titel: Piper und das Rätsel der letzten Uhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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kalt.
    Still, still, still!
    Jetzt sah sie eine Gestalt. Sie trug eine Laterne und bewegte sich unbeholfen, wie ein Kind auf dem Schulhof einer neuen Schule. Überhaupt sahen die Umrisse von Weitem aus wie die eines Kindes. Plötzlich blieb die Gestalt stehen und spähte in die Dunkelheit. So sah es zumindest für Piper aus. Das Laternenlicht flackerte für einen kurzen Moment auf und entblößte ein Gesicht. Das Gesicht eines Jungen.
    Piper hielt den Atem an, bis er ihr in der Kehle brannte. Sie hatte Angst, sich zu bewegen. Ihr Herz trommelte laut und sie kam sich vor wie eine kleine Maus im Feld, die sich vor einem Raubvogel verbirgt.
    Still, still, still!
    Mit der Zeit gewöhnten sich ihre Augen mehr und mehr an die Dunkelheit und mithilfe des Laternenlichts, das durch den Wind immer wieder aufflackerte, konnte sie den Jungen etwas genauer betrachten. Er trug seltsame, schräge Klamotten. Die Farben sahen komisch aus, selbst hier in der Dunkelheit, sie waren so kräftig und bunt und auch ihre Form war… irgendwie schlabberig. Sie sahen aus wie die Klamotten, die ihre Eltern auf den Fotos von früher trugen – aus der Zeit, als sie Teenager gewesen waren. Die Frisur des Jungen sah auch komisch aus – sie kannte diese Art von Frisuren aus alten Achtziger-Jahre-Musikvideos, die ihre Eltern sich manchmal auf YouTube anschauten. Sein Gesicht konnte Piper nicht erkennen.
    Was er hier wohl macht?
    Piper beschloss, sich erst mal nicht zu erkennen zu geben.
    Und dann… Plötzlich… Ein kehliger Schrei, wie ein Bellen, nur leiser.
    Die Laterne wurde in die Richtung des Bellens gerichtet. Doch nichts war zu sehen. Kurze Zeit später entfernte sich der Junge.
    Piper atmete erleichtert auf.
    Dann sah sie ein Augenpaar. Es leuchtete hell auf, nicht allzu weit entfernt, und war kurz darauf auch schon wieder fort.
    Piper rieb sich die Augen.
    Sie hörte ein Rascheln im Laub, dann wurde es wieder still.
    Piper lehnte sich gegen den Baumstamm und sog die Dunkelheit in sich auf. Sie brauchte eine Weile, bis sie wieder ruhig atmen konnte.

    Irgendwann, viel später, schlief sie dann ein; nicht weil sie es wollte, sondern weil sie nicht anders mehr konnte.
    Als sie am nächsten Morgen erwachte, dachte sie an die gepfiffenen Geräusche, die ihr Vater morgens im Bad machte und die ganz bestimmt keine Melodie ergaben. Sie wünschte sich eine Scheibe Toast mit Honig, dazu ein weich gekochtes Ei. Außerdem stellte sie blinzelnd fest, dass alles um sie herum tatsächlich wie ein normaler Wald aussah. Dann hatte sie sich heute Nacht also nicht getäuscht.
    Sie stand auf und gähnte, rekelte sich und trat aus dem Versteck heraus. Die letzten Erinnerungen an den Traum verfingen sich in der Wirklichkeit und flogen davon.
    Erleichtert stellte sie fest, dass die Spur des Schrankkoffers trotz der veränderten Gegend noch zu sehen war.
    Etwas zwitscherte.
    »Wer bist du denn?«, fragte sie den Vogel, der auf einem Baumstamm vor ihr herumhüpfte.
    Es war ein Rotkehlchen, klein und zart. Es neigte den Kopf, als wolle es dem Mädchen zuzwinkern. Es schien keine Angst vor ihr zu haben, so nah ließ es sie kommen.
    »Kannst du sprechen?«, fragte Piper. Das Rotkehlchen hüpfte noch ein Stück weiter auf sie zu und starrte sie an. Es trug eine winzige Uhr an seinem rechten Fuß und um den Hals eine ebenso winzige Kette mit kleinen Schmucksteinen.
    »Pah!«, sagte das Rotkehlchen, musterte sie arrogant und flog dann davon.
    Piper kam sich dumm vor.
    »Blöder Vogel«, rief sie ihm nach.

    Sie lauschte wieder.
    Aus der Ferne hörte sie ein Plätschern und sie beschloss, diesem Geräusch zu folgen, da sie Durst hatte. Nach einer Weile traf sie auf einen kleinen Bach, der sich durch die Gegend schlängelte. Sie kniete sich hin und trank große Schlucke klares Wasser.
    Augenblicklich fühlte sie sich wacher und stärker.
    Dann zuckte plötzlich hektisch ein Schatten durch das Dickicht, braunrot, mit einem Schwanz, buschig und lang.
    Piper sprang erschrocken auf und griff nach dem nächsten dicken Ast, den sie neben sich auf dem Boden liegen sah.
    Ein Fuchs stand plötzlich vor ihr. Seine braunen Fuchsaugen ruhten abwartend auf ihr.
    »Du hast mich erschreckt«, sagte Piper.
    Der Fuchs sagte nur: »Kann sein.«
    Er trug keine Kleidung und er verhielt sich – natürlich abgesehen davon, dass er reden konnte – wie ein normaler Fuchs. Das fiel Piper gleich auf.
    »Bist du böse?«, fragte Piper geradeaus. Warum die Zeit mit Höflichkeiten vertrödeln,

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