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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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hatte er verbraucht?“
    „Ja, gewiß“, sagte Pippi, „und dann möchte ich wissen, warum er so verschwenderisch war und ob er Limonade gekauft hat und ob er sich die Ohren richtig gewaschen hatte, bevor er von zu Hause wegging.“
    Die Lehrerin beschloß, das Rechnen jetzt aufzugeben. Sie meinte, daß es Pippi vielleicht mehr Spaß machen würde, lesen zu lernen. Sie holte ein kleines, hübsches Bild hervor, das einen Igel vorstellte. Vor der Nase des Igels stand der Buchstabe i.
    „Jetzt, Pippi, sollst du etwas Lustiges zu sehen bekommen“, sagte sie schnell. „Hier siehst du einen Iiiigel, und dieser Buchstabe vor dem Iiiigel heißt i.“
    „Ach, das glaube ich im Leben nicht“, sagte Pippi. „Ich finde, das sieht aus wie ein gerader Strich mit einem kleinen Fliegenpunkt drauf. Aber ich möchte wirklich gern wissen, was der Igel mit dem Fliegenpunkt zu tun hat.“
    Die Lehrerin nahm das nächste Bild, das eine Schlange darstellte, und sagte zu Pippi, daß der Buchstabe davor S hieße.
    „Da wir gerade von Schlangen reden“, sagte Pippi, „ich werde niemals vergessen, wie ich mit der Riesenschlange in Indien kämpfte. Das war so eine gräßliche Schlange, das könnt ihr euch nicht vorstellen, vierzehn Meter lang war sie und böse 36

    wie eine Biene, und jeden Tag fraß sie fünf Inder und zwei kleine Kinder zum Nachtisch, und einmal wollte sie mich zum Nachtisch haben, und sie wand sich um mich herum – kratsch –
    aber ,Man ist wohl Seefahrer gewesen‘, sagte ich und schlug sie auf den Kopf – bum – und da zischte sie – uiuiuiuitsch –
    und da schlug ich sie noch einmal – bum – und hapuh – dann starb sie – ja, ach so, das ist also der Buchstabe S – höchst merkwürdig!“
    Pippi mußte etwas Atem holen. Und die Lehrerin, die jetzt begriff, daß Pippi ein unruhiges und schwieriges Kind war, schlug vor, die Klasse solle jetzt etwas zeichnen. Sicher würde Pippi still und ruhig sitzen und zeichnen, dachte die Lehrerin.
    Und sie holte Papier und Bleistifte und verteilte sie unter die Kinder.
    „Ihr könnt zeichnen, was ihr wollt“, sagte sie und setzte sich auf das Katheder und fing an, Schreibhefte durchzusehen. Nach einer Weile blickte sie auf, um zu sehen, wie es mit dem Zeichnen ginge. Da saßen alle Kinder und schauten Pippi zu, die auf dem Fußboden lag und zeichnete.
    „Ja, aber Pippi“, sagte die Lehrerin ungeduldig, „warum zeichnest du nicht auf dem Papier?“
    „Das habe ich schon längst vollgezeichnet, aber auf dem lumpigen Stückchen Papier hat mein ganzes Pferd nicht Platz“, sagte Pippi. „Gerade eben bin ich bei den Vorderbeinen, aber wenn ich zum Schwanz komme, muß ich wohl auf den Korridor rausgehen.“
    Die Lehrerin überlegte eine Weile.
    „Was denkt ihr, wollen wir jetzt mal ein kleines Lied singen?“
    Alle Kinder stellten sich an den Bänken auf, alle außer Pippi, die immer noch auf dem Fußboden lag.
    „Singt ruhig, ich ruhe mich inzwischen ein bißchen aus“, sagte sie. „Zuviel Gelehrsamkeit kann selbst den Gesündesten kaputtmachen.“

    37

    Aber jetzt war die Geduld der Lehrerin zu Ende.
    Sie sagte zu den Kindern, sie sollten alle auf den Schulhof hinausgehen, denn sie wollte mit Pippi allein sprechen.
    Als die Lehrerin und Pippi allein waren, stand Pippi schnell auf und ging zum Katheder hin.
    „Weißt du was“, sagte sie, „ich meine, weißt du was, Fräulein? Es war furchtbar lustig, daß ich hier war und gesehen habe, wie es hier ist. Aber ich glaube nicht, daß ich mir viel daraus mache, weiter in die Schule zu gehen. Meinetwegen soll es mit den Weihnachtsferien sein, wie es will. Es sind mir viel zuviel Äpfel und Igel und Schlangen und all so was hier. Mir wird ganz schwindlig. Ich hoffe, Fräulein, daß du deswegen nicht traurig bist.“
    Aber da antwortete die Lehrerin, daß sie sehr traurig wäre, vor allen Dingen deswegen, weil Pippi nicht versuchen wolle, sich ordentlich zu benehmen, und daß kein Mädchen, das sich wie Pippi aufführe, in die Schule gehen dürfe, wenn sie auch noch so gern möchte.
    „Hab’ ich mich schlecht benommen?“ fragte Pippi ganz erstaunt. „Ja aber, das wußte ich selbst nicht“, sagte sie und sah ganz betrübt aus. Keiner konnte so betrübt aussehen wie Pippi, wenn sie traurig war. Sie stand eine Weile stumm, dann sagte sie mit zitternder Stimme:
    „Du mußt verstehen, Fräulein, wenn man eine Mutter hat, die ein Engel ist, und einen Vater, der Negerkönig ist, und wenn man selbst sein ganzes

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