Pippi Langstrumpf
auch!“ sagte Annika.
Und nun lief Pippi ins Wohnzimmer und holte zwei Pakete, die auf der Kommode gelegen hatten.
Als Thomas sein Paket öffnete, fand er eine kleine Flöte aus Elfenbein, und in Annikas Paket lag eine schöne Brosche in der Form eines Schmetterlings. Die Flügel waren mit roten, grünen und blauen Steinen besetzt, und sie glitzerten und leuchteten.
Als nun alle ihre Geburtstagsgeschenke bekommen hatten, war es Zeit, zu Tisch zu gehen. Auf dem Tisch waren eine Menge Kuchen und Milchbrötchen. Die Kuchen hatten eine sehr merkwürdige Form, aber Pippi behauptete, in China gäbe es solche Kuchen.
Pippi goß Schokolade mit Schlagsahne in die Tassen, und nun sollte man sich setzen. Aber da sagte Thomas:
„Wenn Mutter und Vater Gesellschaft haben, bekommen die 94
Herren immer eine Karte, auf der steht, welche Dame sie zu Tisch führen sollen. Ich finde, das sollten wir auch machen.“
„Meinetwegen“, sagte Pippi.
„Obwohl es ja schlecht geht bei uns, weil ich doch der einzige Herr bin“, sagte Thomas unschlüssig.
„Ach Unsinn“, sagte Pippi. „Glaubst du vielleicht, Herr Nilsson ist ein Fräulein?“
„Nein, natürlich nicht, ich habe ja Herrn Nilsson vergessen“, sagte Thomas. Und er setzte sich auf den Holzkasten und schrieb auf eine Karte:
„Herr Settergren wird gebeten, Fräulein Langstrumpf zu Tisch zu führen.“
„Herr Settergren, das bin ich“, sagte er zufrieden und zeigte Pippi die Karte. Dann schrieb er auf die andere Karte:
„Herr Nilsson wird gebeten, Fräulein Settergren zu Tisch zu führen.“
„Ja, aber das Pferd muß auch eine Karte haben“, sagte Pippi bestimmt. „Auch wenn es nicht mit am Tisch sitzen kann.“
Und Thomas schrieb nach Pippis Diktat auf die nächste Karte:
„Das Pferd wird gebeten, in der Ecke stehenzubleiben. Dann bekommt es Kuchen und Zucker.“
Pippi hielt dem Pferd die Karte unter die Nase und sagte:
„Lies das und sag, wie du es findest.“
Und da das Pferd keine Einwände zu machen hatte, bot Thomas Pippi seinen Arm und führte sie zu Tisch. Herr Nilsson machte keine Anstalten, Annika aufzufordern, und Annika hob ihn entschlossen hoch und führte ihn zu Tisch.
Aber er weigerte sich, auf dem Stuhl zu sitzen, und setzte sich direkt auf den Tisch. Er wollte auch keine Schokolade mit Schlagsahne haben, aber als Pippi Wasser in seine Tasse goß, faßte er sie mit beiden Händen und trank.
Annika, Thomas und Pippi aßen und tranken, und Annika sagte, wenn es solchen Kuchen in China gäbe, dann wollte sie 95
nach China ziehen, wenn sie groß wäre.
Als Herr Nilsson seine Tasse leergetrunken hatte, drehte er sie um und setzte sie sich auf den Kopf. Als Pippi das sah, tat sie das gleiche. Da sie aber nicht alle Schokolade ausgetrunken hatte, lief ein kleines Rinnsal über ihre Stirn und ihre Nase.
Aber sie steckte ihre Zunge heraus und hielt das Rinnsal an.
„Es darf nichts umkommen“, sagte sie.
Thomas und Annika leckten erst ihre Tassen ordentlich aus, bevor sie sie auf den Kopf setzten.
Als alle satt und zufrieden waren und auch das Pferd seinen Teil bekommen hatte, faßte Pippi mit ein paar raschen Griffen die vier Ecken des Tischtuches und nahm es ab, so daß Tassen und Teller wie in einem Sack durcheinander fielen. Dann stopfte sie das ganze Bündel in den Holzkasten.
„Es soll immer wieder schön ordentlich aussehen“, sagte sie.
Und jetzt wollten sie spielen. Pippi schlug ein Spiel vor, das hieß „Nicht den Fußboden berühren“. Es war sehr einfach. Das einzige, was man zu tun hatte, war, in der ganzen Küche herumzuklettern, ohne ein einziges Mal seinen Fuß auf den Boden zu setzen. Pippi schaffte es im Nu. Aber auch Thomas und Annika machten es ganz gut. Man fing am Abwaschtisch an, und wenn man die Beine genügend breit machte, kam man zum Herd rüber und vom Herd zum Holzkasten, vom Holzkasten über das Hutbrett auf den Tisch runter und von da über zwei Stühle zum Eckschrank. Zwischen dem Eckschrank und dem Abwaschtisch war ein Abstand von einigen Metern, aber da stand glücklicherweise das Pferd, und wenn man am Schwanzende hinaufkletterte und am Kopfende
herunterrutschte und sich dann im richtigen Augenblick einen Schwung gab, landete man direkt auf dem Abwaschtisch.
Nachdem sie eine Weile so gespielt hatten und Annikas Kleid nicht mehr ihr nächstbestes, sondern nur noch ihr nächst-nächst-nächstbestes war und Thomas so schwarz wie ein Schornsteinfeger aussah, beschlossen sie, nun etwas anderes
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