Pippi Langstrumpf
kaufte nicht ein einziges Stück für sich, aber Herr Nilsson bekam einen Spiegel.
Bevor sie gehen wollten, kaufte Pippi noch für jedes Kind einen Kuckuck aus Ton, und als die Kinder auf die Straße kamen, bliesen sie auf ihren Kuckucks, und Pippi schlug mit dem falschen Arm den Takt dazu. Ein kleiner Junge beklagte sich, daß er mit seinem Kuckuck nicht blasen könnte. Pippi nahm ihn und sah ihn sich an.
„Nein, das ist ja kein Wunder, wenn Kaugummi vor dem Blasloch sitzt“, sagte sie. „Wo hast du diese Kostbarkeit her?“
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Sie warf einen großen, weißen Klumpen fort. „Soviel ich weiß, habe ich keinen Kaugummi gekauft.“
„Den habe ich seit Freitag gehabt“, sagte der Junge.
„Und du hast keine Angst gehabt, daß dir der Schnabel zuklebt? Ich habe geglaubt, das sei für Kaugummikauer das übliche Ende.“
Sie gab dem Jungen den Kuckuck wieder, und er blies ebenso vergnügt drauflos wie alle anderen Kinder. Es war ein solcher Lärm auf der Hauptstraße, daß schließlich ein Schutzmann kam, um zu sehen, was los war.
„Was ist das für ein Lärm?“ schrie er.
„Das ist ,Komm, lieber Mai, und mache …“‘, sagte Pippi.
„Aber ich bin nicht sicher, ob alle Kinder sich darüber klar sind. Manche denken vielleicht, daß wir ,Dröhnen wie Gewitter, Brüder‘ blasen.“
„Hört sofort auf!“ schrie der Schutzmann und hielt sich die Hände vor die Ohren. Pippi klopfte ihm tröstend mit dem falschen Arm auf den Rücken.
„Seien Sie froh, daß wir keine Trompeten gekauft haben“, sagte sie.
Nach und nach verstummten die Kuckucks einer nach dem anderen, zuletzt kam nur noch hin und wieder ein kleiner Piep von Thomas’ Kuckuck. Der Schutzmann erklärte sehr streng, daß auf der Hauptstraße keine Volksansammlungen sein dürften und daß alle Kinder nach Hause gehen sollten. Die Kinder hatten eigentlich gar nichts dagegen. Sie wollten gern ihre Eisenbahnzüge probieren und ihre Autos fahren lassen und mit ihren neuen Puppen spielen. Also gingen sie alle nach Hause, glücklich und zufrieden. Abendbrot aßen sie an diesem Tage nicht.
Pippi und Thomas und Annika wollten auch nach Hause gehen. Pippi zog die Karre hinter sich her. Sie schaute auf alle Schilder, an denen sie vorbeikamen, und buchstabierte, so gut sie konnte.
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„A-p-o-t-h-e-k-e, ja, ist das nicht da, wo man Medusin kauft?“ fragte sie.
„Ja, das ist hier, wo man Medizin kauft“, sagte Annika.
„Och, da muß ich gleich reingehen und etwas kaufen“, sagte Pippi.
„Ja, aber du bist doch nicht krank!“ sagte Thomas.
„Das, was nicht ist, kann noch werden“, sagte Pippi. „Jedes Jahr werden massenhaft Menschen krank und sterben, bloß weil sie nicht rechtzeitig Medusin kaufen. Und es wäre gelacht, wenn so etwas mir passieren sollte.“
Drinnen in der Apotheke stand der Apotheker und drehte Pillen. Aber er wollte nur noch einige Stück drehen, denn es war spät, und er wollte bald schließen. Pippi und Thomas und Annika schritten zum Ladentisch hin.
„Ich möchte um vier Liter Medusin bitten“, sagte Pippi.
„Was für eine Sorte Medizin?“ fragte der Apotheker ungeduldig.
„Ja, es soll möglichst eine sein, die gut gegen Krankheit ist“, sagte Pippi.
„Was für eine Krankheit?“ fragte der Apotheker noch ungeduldiger.
„Tja, nehmen wir etwas, was gut ist gegen Keuchhusten und schlimme Füße und Bauchschmerzen und Windpocken und wenn man sich eine Erbse in die Nase gebohrt hat und all sowas. Es wäre gut, wenn man auch Möbel damit polieren könnte. Richtig feine Medusin soll es sein.“
Der Apotheker sagte, daß es eine so feine Medizin nicht gäbe. Er behauptete, daß für die verschiedenen Krankheiten verschiedene Medikamente sein müßten, und nachdem Pippi noch ungefähr zehn andere Leiden genannt hatte, die sie auch geheilt haben wollte, stellte er eine ganze Reihe Flaschen auf den Tisch. Auf einen Teil schrieb er „äußerlich“, und das bedeutete, daß man diese Medizin nur dazu gebrauchen sollte, um sie von außen einzureihen. Pippi bezahlte, nahm ihre 118
Flaschen, bedankte sich und ging.
Thomas und Annika gingen mit.
Der Apotheker sah auf die Uhr und fand, daß es Zeit war zu schließen. Er verschloß die Tür ordentlich, nachdem die Kinder gegangen waren, und dachte daran, wie schön es sein würde, in die Wohnung zu kommen und etwas zu essen zu kriegen.
Pippi stellte ihre Flaschen draußen hin.
„Ach, ach, ach, ich habe ja beinähe das Wichtigste vergessen“, sagte
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