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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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willst“, sagte Thomas. „Denn du kannst nicht schreiben lernen, wenn du nicht in die Schule gehst.“
    „Doch kann ich schreiben“, sagte Pippi. „Ich kann eine ganze Menge Buchstaben. Von Fridolf, der auf dem Schiff meines Vaters Matrose war, habe ich viele Buchstaben gelernt. Und wenn es nicht mehr mit den Buchstaben geht, dann kann man ja immer die Zahlen zu Hilfe nehmen. Natürlich kann ich schreiben. Aber ich weiß nicht, was ich schreiben soll. Was steht eigentlich in einem Brief?“
    „Tja, ich frage gewöhnlich Großmutter, wie es ihr geht. Und 122

    dann schreibe ich etwas vom Wetter und Ähnliches. Heute habe ich auch geschrieben, daß ich eine große Ratte in unserem Keller totgeschlagen habe.“
    Pippi rührte und überlegte. Dann sagte sie:
    „Ich kann mir richtig leid tun, daß ich niemals einen Brief bekomme. Alle anderen Kinder bekommen Briefe. So geht das wirklich nicht weiter. Und wenn ich keine Großmutter habe, an die ich schreiben kann, dann kann ich ebensogut an mich selbst schreiben. Und das mache ich gleich jetzt!“
    Sie machte die Ofenklappe auf und schaute hinein.
    „Hier muß ein Bleistift liegen, wenn ich mich recht erinnere.“
    Da lag auch ein Bleistift. Pippi nahm ihn. Dann riß sie eine große weiße Papiertüte entzwei und setzte sich an den Küchentisch. Sie legte die Stirn in tiefe Falten und sah sehr nachdenklich aus.
    „Stört mich jetzt nicht, ich denke“, sagte sie.
    Thomas und Annika beschlossen, währenddessen ein bißchen mit Herrn Nilsson zu spielen. Sie wechselten sich damit ab, ihm seinen kleinen Anzug aus- und anzuziehen. Annika versuchte auch, ihn in sein grünes Puppenbett zu legen. Sie wollte Krankenpflegerin spielen. Thomas sollte der Doktor sein und Herr Nilsson das kranke Kind.
    Aber Herr Nilsson wollte nicht stilliegen. Er blieb dabei, immer wieder aus dem Bett zu kriechen und hochzuspringen und sich mit dem Schwanz an die Deckenlampe zu hängen.
    Pippi sah von ihrem Brief auf.
    „Dummer Herr Nilsson“, sagte sie. „Kranke Kinder dürfen nicht mit dem Schwanz an der Lampe hängen. Wenigstens nicht in diesem Land. In Südafrika soll es vorkommen, wie ich gehört habe. Dort hängen sie ein Kind an die Deckenlampe, sobald es etwas Fieber hat, und da muß es hängenbleiben, bis es wieder gesund ist. Aber wir sind jetzt nicht in Südafrika, merk dir das!“

    123

    Schließlich ließen Thomas und Annika Herrn Nilsson zufrieden und fingen an, das Pferd zu striegeln. Das Pferd freute sich, als sie zu ihm auf die Veranda hinauskamen. Es schnupperte an ihren Händen, um zu sehen, ob sie ein paar Zuckerstücke hätten. Sie hatten keine, aber Annika lief gleich hinein und holte welche.
    Pippi schrieb und schrieb. Endlich war der Brief fertig. Sie hatte keinen Briefumschlag, aber Thomas lief nach Hause, um einen für sie zu holen. Er gab ihr auch eine Briefmarke. Pippi malte ordentlich ihren Namen darauf: „Fräulein Pippilotta Langstrumpf, Villa Kunterbunt.“
    „Was steht in dem Brief?“ fragte Annika.
    „Wie soll ich das wissen?“ fragte Pippi. „Ich habe ihn ja noch nicht bekommen!“
    Gerade da ging der Briefträger draußen vorbei.
    „Manchmal hat man Glück“, sagte Pippi, „und trifft einen Briefträger, wenn man ihn wirklich braucht.“ Sie lief auf die Straße hinaus.
    „Sei so gut und bringe diesen Brief sofort zu Fräulein Pippi Langstrumpf“, sagte sie. „Es ist eilig.“
    Der Briefträger sah erst den Brief an und dann Pippi.
    „Bist du denn nicht selbst Pippi Langstrumpf?“ fragte er.
    „Ja, natürlich, was glaubst du sonst, wer ich bin! Die Kaiserin von Äthiopien?“
    „Ja, aber warum nimmst du den Brief dann nicht selbst?“
    fragte der Briefträger.
    „Warum ich den Brief nicht selbst nehme? Soll ich den Brief selbst nehmen? Nein, das geht zu weit! Sollen heutzutage die Leute ihre Briefe selbst austragen? Wozu hat man dann Briefträger? Da kann man sie ja ebensogut alle zusammen einstampfen! So was Dummes habe ich noch nie gehört. Nein, mein Junge, wenn du dein Amt so versiehst, dann wird niemals ein Postdirektor aus dir werden, das kannst du mir glauben.“
    Der Briefträger meinte, er könne ihr ebensogut den Willen 124

    tun. Er steckte den Brief in den Briefkasten der Villa Kunterbunt. Er war kaum hineingefallen, als Pippi ihn voller Eifer herausholte.
    „Oh, was bin ich neugierig“, sagte sie zu Thomas und Annika. „Das ist der erste Brief, den ich in meinem Leben bekomme.“
    Alle drei Kinder setzten sich auf die

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