Pippi Langstrumpf
Haar aussehen wird?“ fragte Annika zweifelnd.
„Das werden wir sehen. Sonst ist es ja eine einfache Sache, das Haar grün zu färben.“ Sie seufzte entzückt. „Prinzessin Pippilotta! Was für ein Leben! Was für ein Glanz! Und wie ich tanzen werde! Prinzessin Pippilotta tanzt im Schein des Lagerfeuers und zum Schlagen der Trommeln! Denkt bloß, wie der Nasenring klirren wird!“
„Wann – wann – wirst du abreisen?“ fragte Thomas, und seine Stimme klang etwas heiser.
„Die Hoppetosse wird morgen ihre Anker lichten“, sagte Pippi.
Alle drei Kinder standen eine lange Weile ganz still. Es schien so, als ob es nichts mehr zu sagen gäbe. Schließlich schlug Pippi einen neuen Purzelbaum und sagte:
„Aber heute abend wird ein Abschiedsfest in der Villa Kunterbunt gefeiert werden! Ein Abschiedsfest – mehr sage ich nicht! Alle, die mir Lebewohl sagen wollen, sind willkommen.“
Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter allen Kindern der kleinen, kleinen Stadt: Pippi Langstrumpf verläßt die Stadt und gibt am Abend ein Abschiedsfest in der Villa Kunterbunt! Wer will, kann hinkommen!
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Und es waren viele, die wollten – genauer gesagt: vierunddreißig Kinder. Thomas und Annika hatten von ihrer Mutter das Versprechen bekommen, daß sie an diesem Abend so lange aufbleiben durften, wie sie wollten. Und ihre Mutter sah ein, daß es absolut notwendig war.
Niemals würden Thomas und Annika den Abend vergessen, an dem Pippi ihr Abschiedsfest feierte. Es war ein so wunderbar schöner und warmer Sommerabend, einer, an dem man sagt: So ist es, wenn Sommer ist!
Alle Rosen in Pippis Garten glühten und dufteten in der Dämmerung. Es rauschte geheimnisvoll in den alten Bäumen.
Alles hätte so wunderbar sein können, wenn nicht … wenn nicht … Thomas und Annika wollten den Gedanken nicht zu Ende denken.
Alle Kinder der Stadt hatten ihre Tonkuckucks mitgebracht, und sie bliesen lustig darauf, als sie auf dem Gartenweg anmarschiert kamen. Thomas und Annika bildeten die Spitze.
Gerade als sie an die Verandatreppe gekommen waren, wurde die Tür aufgemacht, und Pippi stand auf der Schwelle. Ihre Augen leuchteten in dem sommersprossigen Gesicht.
„Willkommen in meiner einfachen Wohnung“, sagte sie und breitete die Arme aus. Annika schaute sie genau an, damit sie sich später daran erinnern könnte, wie Pippi aussah. Niemals, niemals würde sie sie vergessen, wie sie dastand mit ihren roten Zöpfen und den Sommersprossen und dem fröhlichen Lachen und den großen, schwarzen Schuhen.
In einiger Entfernung hörte man dumpfes Trommelschlagen.
Kapitän Langstrumpf saß in der Küche mit der Negertrommel zwischen den Knien. Er hatte auch heute seine
Negerkönigsgewänder an. Pippi hatte ihn besonders darum gebeten. Sie wußte ja, daß alle Kinder so gerne einen leibhaftigen Negerkönig sehen wollten.
Die ganze Küche war voll von Kindern, die König Efraim umringten und ihn anschauten. Und Annika dachte, wie gut es 181
war, daß nicht mehr gekommen waren, denn sonst hätte der Platz nicht ausgereicht.
Gerade als sie das gedacht hatte, hörte man draußen im Garten Ziehharmonikamusik. Da kam die ganze Besatzung der Hoppetosse mit Fridolf an der Spitze. Und er war es, der auf der Ziehharmonika spielte. Pippi war unten am Hafen gewesen und hatte ihre Freunde begrüßt und sie auch zum Abschiedsfest eingeladen. Sie lief auf Fridolf zu und drückte ihn, bis er anfing, blau im Gesicht zu werden. Da ließ sie ihn los und schrie:
„Musik! Musik!“
Und Fridolf spielte auf seiner Ziehharmonika, König Efraim schlug auf seine Trommel, und alle Kinder bliesen auf ihren Kuckucks.
Der Deckel der Holzkiste war heruntergelassen, und da standen lange Reihen von Limonadenflaschen. Auf dem großen Küchentisch standen fünfzehn Sahnetorten, und auf dem Herd stand ein Riesentopf voller Würste.
König Efraim fing an; er nahm sich gleich acht Würste. Alle anderen folgten seinem Beispiel, und bald hörte man in der Küche kein anderes Geräusch als das Kauen von Würsten.
Dann durfte sich jeder so viel Torte und Limonade nehmen, wie er wollte. Es war etwas eng in der Küche, und die Gesellschaft zerstreute sich bis auf die Veranda und in den Garten hinaus, so daß man überall in der Dämmerung die weiße Sahnetorte leuchten sah.
Als alle richtig satt waren, schlug Thomas vor, daß man etwas spielen sollte, um die Wurst und die Torte hinunterzuschütteln. „Mach’s wie Hans“ zum Beispiel, Pippi wußte nicht,
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