Pippi Langstrumpf
ja, und ich habe noch mehr Haustiere, das kannst du mir glauben“, sagte Pippi und holte das Pferd herein, das auch ein hartes Ei zum Knabbern bekam.
Kapitän Langstrumpf war sehr zufrieden, daß seine Tochter sich so nett in der Villa Kunterbunt eingerichtet hatte, und er freute sich, daß sie ihren Koffer mit Goldstücken mitgenommen hatte, so daß sie keine Not zu leiden brauchte, während er fern von ihr war.
Als alle satt waren, holte Kapitän Langstrumpf eine Zaubertrommel aus seinem Koffer, so eine, auf denen die Neger den Takt schlagen, wenn sie ihre Tänze aufführen und ihre Opferfeste abhalten. Und Kapitän Langstrumpf setzte sich auf die Erde und schlug die Trommel. Das klang dumpf und seltsam, ganz anders als alles andere, was Thomas und Annika bis jetzt gehört hatten.
„Negerartig“, sagte Thomas erklärend zu Annika.
Und Pippi nahm ihre großen Schuhe ab und tanzte auf Strümpfen einen Tanz, der auch sehr seltsam war. Zuletzt tanzte König Efraim einen wilden Kriegstanz, den er auf seiner Taka-Tuka-Insel gelernt hatte. Er schwang seinen Speer und gestikulierte wild mit dem Schild und trampelte so heftig mit seinen nackten Füßen, daß Pippi rief:
„Paß auf, daß der Fußboden nicht einbricht!“
„Das schadet nichts“, sagte Kapitän Langstrumpf und wirbelte weiter. „Denn du wirst jetzt eine Negerprinzessin, meine Herzenstochter.“
Und da sprang Pippi auf und tanzte mit ihrem Vater. Sie bildeten Figuren und jauchzten und schrien, und hin und wieder machten sie so hohe Sprünge, daß Thomas und Annika vom Zusehen ganz schwindelig wurden. Herrn Nilsson schien es ebenso zu gehen, denn er hielt sich die ganze Zeit die Augen zu.
Nach und nach ging der Tanz in einen Ringkampf zwischen 175
Pippi und ihrem Vater über. Kapitän Langstrumpf schleuderte seine Tochter von sich weg, so daß sie auf dem Hutbrett landete. Aber dort blieb sie nicht lange sitzen. Mit Geheul machte sie einen Riesensprung quer durch die Küche direkt auf Vater Efraim hinauf. Und einen Augenblick später hatte sie ihn von sich weggeschleudert, so daß er wie ein Meteor mit dem Kopf zuerst in die Holzkiste flog. Seine dicken Beine ragten in die Luft. Er konnte nicht allein wieder hochkommen, teils deswegen, weil er zu dick war, und teils, weil er so furchtbar lachen mußte. Es grollte wie Gewitter unten in der Holzkiste.
Pippi nahm seine Füße, um ihn hochzuziehen, aber da lachte er so, daß er beinahe erstickt wäre. Er war nämlich so schrecklich kitzlig.
„Ki-ki-ki-tzle mich nicht“, stöhnte er. „Wirf mich ins Meer oder halte mich aus dem Fenster, was du willst, aber ki-ki-kitzle mich nicht an den Füßen!“
Er lachte so, daß Thomas und Annika Angst hatten, die Holzkiste würde zerspringen. Zuletzt gelang es ihm, sich aus der Kiste hochzuziehen, und sobald er auf die Beine kam, stürzte er auf Pippi zu und schleuderte sie einfach quer durch die Küche. Sie landete mit dem Gesicht auf dem rußigen Fußboden vor dem Herd.
„Haha, hier haben wir die Negerprinzessin fertig!“ rief Pippi begeistert und drehte Thomas und Annika ein kohlschwarzes Gesicht zu. Dann stieß sie ein neues Geheul aus und warf sich über ihren Vater. Sie hieb auf ihn ein, so daß es im Bastrock krachte und der Bast in der ganzen Küche umherflog. Die Goldkrone fiel herunter und rollte unter den Tisch. Schließlich gelang es Pippi, ihren Vater auf die Erde zu werfen. Sie setzte sich auf ihn und sagte: „Gibst du dich besiegt?“
„Ja, ich bin besiegt“, sagte Kapitän Langstrumpf. Und die beiden lachten, daß ihnen die Tränen herunterliefen, und Pippi biß ihren Vater ganz leicht in die Nase, und er sagte:
„So viel Spaß hat mir nichts gemacht, seit du und ich die 176
Seemannskneipe in Singapore geräumt haben.“
Er kroch unter den Tisch und holte seine Krone.
„Na, das sollten die Neger sehen“, sagte er, „daß die Reichskleinodien unter dem Tisch in der Villa Kunterbunt liegen!“
Er setzte sich die Krone wieder auf und kämmte den Bastrock aus, der ganz gelichtet war.
„Den wirst du wohl zum Kunststopfen schicken müssen“, sagte Pippi.
„Ja, aber das war es wert“, sagte Kapitän Langstrumpf.
Er setzte sich auf die Erde und trocknete sich den Schweiß von der Stirn.
„Na, Pippi, mein Kind“, sagte er, „erzählst du noch manchmal Lügen?“
„O ja, wenn ich Zeit habe, aber es geschieht nicht so oft“, sagte Pippi bescheiden. „Wie ist es übrigens mit dir? Du warst ja auch nicht gerade auf den
Weitere Kostenlose Bücher