Pippi Langstrumpf
denn das Pferd und Herr Nilsson waren auch dabei.
Alle Schulkameraden der Kinder standen am Kai und weinten beinah vor Trauer und Neid. Morgen würden sie wie immer in die Schule gehen. Sie hatten alle Südseeinseln als Schularbeiten in Geographie auf. Thomas und Annika brauchten jetzt eine Zeitlang keine Schularbeiten zu machen.
„Die Gesundheit ist jetzt wichtiger als Schularbeiten“, sagte der Arzt. „Und die Südseeinseln können sie direkt an Ort und Stelle durchnehmen“, sagte Pippi.
Thomas’ und Annikas Eltern standen auch am Kai. Und den beiden Kindern wurde es etwas schwer ums Herz, als sie sahen, wie sich Vater und Mutter mit dem Taschentuch die Augen trockneten. Aber trotzdem konnten Thomas und Annika nicht 237
anders als glücklich sein, so glücklich, daß es beinah weh tat.
Langsam glitt die Hoppetosse vom Kai fort.
„Thomas und Annika“, rief Frau Settergren, „wenn ihr auf die Nordsee kommt, müßt ihr zwei Unterjacken anhaben, und
…“
Der Rest dessen, was sie noch sagen wollte, ertrank in den Abschiedsrufen der Menschen am Kai, im Wiehern des Pferdes, in Pippis vergnügtem Geheul und in Kapitän Langstrumpfs heftigem Trompeten, als er sich die Nase putzte.
Die Fahrt hatte begonnen. Die Hoppetosse segelte hinaus unter den Sternen. Eisstücke tanzten rund um das Vorderschiff, und der Wind sang in den Segeln.
„O Pippi“, sagte Annika, „ich habe so ein merkwürdiges Gefühl. Ich fange beinah an zu glauben, daß ich auch Seeräuber werden will, wenn ich groß bin.“
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Pippi geht an Land
„Taka-Tuka-Insel gerade voraus!“ schrie Pippi an einem sonnenklaren Morgen, als sie am Ausguck stand, nur mit einem kleinen Schurz vor dem Bauch.
Sie waren Tage und Nächte, Wochen und Monate hindurch gesegelt, über sturmgepeitschte Meere und ruhige, freundliche Wasser, bei Sternenlicht und Mondschein, unter dunklen, drohenden Wolken und in brennender Sonne – ja, sie waren so lange gesegelt, daß Thomas und Annika beinah vergessen hatten, wie es war, zu Hause in der kleinen Stadt zu wohnen.
Ihre Mutter hätte sich sicher gewundert, wenn sie sie jetzt hätte sehen können. Keine blassen Wangen mehr! Gesund und braungebrannt und munter kletterten sie auf dem Schiff herum, genau wie Pippi. Aus den Kleidern hatten sie sich nach und nach herausgeschält, jeweils wie das Klima wärmer wurde, und aus den dick eingepackten Kindern mit zwei Unterjacken, in denen sie die Nordsee durchkreuzt hatten, waren zwei nackte, braune Kinder geworden, jedes mit einem Schurz vor dem Bauch.
„Oh, wie herrlich haben wir es“, sagten Thomas und Annika jeden Morgen, wenn sie in der Kajüte erwachten, die sie mit Pippi teilten. Oft war Pippi schon aufgestanden und stand am Ruder.
„Ein besserer Seemann als meine Tochter ist niemals auf den sieben Meeren gesegelt“, pflegte Kapitän Langstrumpf zu sagen. Und da hatte er recht. Durch die schlimmsten Brandungen und an den gefährlichsten Unterwasserklippen vorbei führte Pippi mit sicherer Hand die Hoppetosse.
Aber jetzt hatte die Reise bald ihr Ende erreicht.
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„Taka-Tuka-Insel gerade voraus!“ rief Pippi.
Ja, da lag sie unter grünen Palmen und umgeben von dem allerblauesten Wasser.
Zwei Stunden später steuerte die Hoppetosse in eine kleine Bucht auf der linken Seite der Insel. Und am Strand standen alle Taka-Tuka-Bewohner, Männer, Frauen und Kinder, um ihren König und seine rothaarige Tochter in Empfang zu nehmen. Ein mächtiges Brausen erhob sich aus der Volksmenge, als der Laufsteg ausgelegt wurde.
„Ussamkura kussomkara!“ lauteten die Rufe, und das bedeutete:
„Willkommen zurück, dicker, weißer Häuptling!“
König Efraim ging majestätisch den Steg hinunter, angetan mit seinem blauen Kordanzug, während Fridolf auf dem Vorderdeck das neue Nationallied der Taka-Tuka-Bewohner auf der Ziehharmonika spielte: „Hier kommen die Schweden mit Krach und Radau.“
König Efraim erhob die Hand zum Gruß und schrie:
„Muoni manana!“ Und das hieß:
„Servus! Hier bin ich wieder!“
Nach ihm kam Pippi. Sie trug das Pferd. Da ging es wie ein Brausen durch die Menge der Taka-Tuka-Bewohner. Natürlich hatten sie von Pippi und ihrer kolossalen Stärke gehört, aber es war etwas ganz anderes, es in Wirklichkeit zu sehen. Auch Thomas und Annika gingen bescheiden an Land, und das tat auch die ganze Besatzung, aber das Volk hatte für niemand anders Augen als für Pippi. Kapitän Langstrumpf hob sie hoch und stellte sie auf seine
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