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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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dabei. Von Mai bis Oktober ging das Schwalbennest zur Küche raus und wieder rein. Am 14. Juli bettelte die Mutter, ob sie Peter nicht ein paar Fleischklöße geben dürfe, aber Hai Shang sagte nein.“
    „Solche Dummheiten“, sagte das Mädchen auf der Straße.
    „Ja, das hat Hai Shang auch gesagt“, fuhr Pippi fort. „,Dummheiten‘, hat er gesagt, ,es ist klar, daß der Junge das Schwalbennest essen kann, wenn er bloß aufhört, so störrisch zu sein.‘ Aber Peter kniff nur die ganze Zeit von Mai bis Oktober den Mund zusammen.“

    „Ja, aber wie konnte er da leben?“ fragte Thomas verwundert.
    „Er konnte nicht leben“, sagte Pippi. „Er starb. Aus reinem Trotz. Am 18. Oktober. Und er wurde am 19. begraben. Und am 20. kam eine Schwalbe durchs Fenster geflogen und legte ein Ei in das Schwalbennest, das auf dem Tisch lag. So wurde es jedenfalls noch zu etwas nütze. Kein Schaden war geschehen“, sagte Pippi fröhlich. Dann sah sie bedächtig das Mädchen an, das ganz verwirrt dastand.
    „Wie merkwürdig du aussiehst“, sagte Pippi. „Was ist los? Du glaubst wohl, daß ich hier sitze und lüge? Was? Dann sag es nur“, sagte Pippi drohend und krempelte die Ärmel hoch.
    „Nein, keinesfalls“, sagte das Mädchen erschrocken. „Ich will nicht gerade sagen, daß du lügst, aber …“
    „Nicht?“ sagte Pippi. „Aber das tu’ ich ja gerade. Ich lüge so, daß meine Zunge schwarz wird, hörst du das nicht? Glaubst du wirklich, daß ein Kind von Mai bis Oktober ohne Essen leben kann? Natürlich weiß ich, daß sie so drei, vier Monate gut und gerne ohne Essen auskommen können, aber von Mai bis Oktober, das ist doch zu dumm. Du mußt doch begreifen, daß das gelogen ist. Du darfst dir doch nicht alles mögliche von den Leuten einreden lassen.“
    Da lief das Mädchen davon und drehte sich nicht mehr um.
    „Wie leichtgläubig Leute sein können“, sagte Pippi zu Thomas und Annika. „Von Mai bis Oktober! So was Dummes!“ Dann rief sie dem Mädchen nach:
    „Nee, wir haben deinen Vater nicht gesehen! Wir haben den ganzen Tag keinen Glatzkopf gesehen! Aber gestern gingen siebzehn Stück vorbei, Arm in Arm!“
    Pippis Garten war wirklich wunderbar. Gepflegt war er nicht, nein, aber es gab herrlichen Rasen, der niemals geschnitten wurde, und alte Rosensträucher, die voll von weißen und gelben und rosa Rosen waren. Nicht besonders feine Rosen, aber sie dufteten lieblich. Auch sehr viele Obstbäume gab es, und – das beste von allem – einige uralte Eichen und Ulmen, auf die man schön klettern konnte. Pippi tat das jedenfalls oft.

    In Thomas’ und Annikas Garten war es mit Kletterbäumen schlecht bestellt, und ihre Mutter hatte immer Angst, daß sie runterfallen und sich wehtun würden. Deshalb waren sie bisher noch nicht so viel geklettert. Aber jetzt sagte Pippi:
    „Wollen wir nicht in diese Eiche da rauf klettern?“
    Thomas rutschte sofort vom Zaun herunter, begeistert über den Vorschlag. Annika hatte etwas mehr Bedenken, aber als sie sah, daß am Baumstamm große Vorsprünge waren, auf die man treten konnte, fand sie auch, daß es lustig wäre, es zu versuchen.
    Ein paar Meter über der Erde teilte sich die Eiche in zwei Stämme, und da, wo sie sich teilte, war es fast wie ein kleines Zimmer. Bald saßen alle drei Kinder dort oben sehr gemütlich. Über ihren Köpfen breitete die Eiche ihre Krone wie ein grünes Dach aus.
    „Hier könnten wir Kaffee trinken“, sagte Pippi. „Ich laufe schnell rein und koche einen Schluck.“
    Thomas und Annika klatschten in die Hände und riefen: „Bravo!“
    Es dauerte nicht lange, bis Pippi den Kaffee fertig hatte. Und am Tage vorher hatte sie Brötchen gebacken. Sie stellte sich unter die Eiche und fing an, die Kaffeetassen raufzuwerfen. Thomas und Annika fingen sie auf. Manchmal war es die Eiche, die sie auffing, so daß die Tassen kaputtgingen. Aber Pippi lief ins Haus und holte neue. Dann kamen die Brötchen dran, und eine Zeitlang schwirrten in der Luft Brötchen herum. Die gingen zum mindesten nicht kaputt. Zuletzt kletterte Pippi mit der Kaffeekanne in der einen Hand hinauf. Sahne hatte sie in einer Flasche in der Tasche und Zucker in einer kleinen Schachtel.
    Thomas und Annika fanden, daß der Kaffee niemals vorher so gut geschmeckt hatte. Sie bekamen an Wochentagen sonst keinen Kaffee, nur wenn sie eingeladen waren. Und jetzt waren sie ja eingeladen. Annika vergoß etwas Kaffee auf ihr Kleid. Erst war es warm und naß, und dann wurde es kalt

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