Pippi Langstrumpf
lauter Stimme, ohne sich um den Mittagsschlaf des Stieres zu kümmern. „Wir müssen nach Hause gehen!“
Und wirklich, da saß Herr Nilsson oben auf einer Kiefer. Er sog an seinem Schwanz und sah ganz traurig aus. Für so ein kleines Äffchen war es ja nicht besonders vergnüglich, allein im Wald gelassen zu werden.
Jetzt sauste er von der Kiefer herunter und auf Pippis Schulter, und er schwenkte seinen Strohhut wie immer, wenn er richtig zufrieden war.
„Na, diesmal bist du nicht Hausgehilfe geworden“, sagte Pippi und strich ihm über den Rücken. „Ach richtig, das war ja gelogen“, fügte sie hinzu. „Ja, aber wenn es wahr wäre, könnte es ja nicht gelogen sein“, setzte sie ihre Überlegungen fort. „Ihr sollt mal sehen, vielleicht war es doch so, daß er wirklich Hausgehilfe in Surabaja war. Und jetzt weiß ich, wer in Zukunft die Fleischklöße machen soll.“
Und dann wanderten sie nach Hause, Pippi immer noch mit klatschenden Kleidern und schwappenden Schuhen und nassen Haaren. Thomas und Annika fanden, daß sie einen wunderbaren Tag gehabt hatten, trotz des Stiers, und sie sangen ein Lied, das sie in der Schule gelernt hatten. Es war eigentlich ein Sommerlied, und jetzt war es ja bald Herbst; aber sie fanden, daß es trotzdem gut paßte.
An dem schönen Sommertag
wandern wir durch Wald und Hag
und singen froh auf allen Wege n
halli und hallo.
Auf, ihr Jungen,
und frisch gesungen,
sitzt nicht zu Hause stumm und dumm.
Kommt auf des Berges höchsten Gipfel,
schaut in des Waldes grüne Wipfel.
An dem schönen Sommertag
singen wir froh in Wald und Hag
halli und hallo.
Pippi sang auch, aber nicht ganz mit dem gleichen Text, sondern sie sang:
In dem schönen Sonnenschein
gehe ich durch Wald und Hain.
Ich tue das, was mir gefällt,
und wenn ich geh’, dann schwappt es,
und wenn ich lauf, dann klappt es.
Und mein Schuh
sagt immerzu:
schwipp und schwapp und schwu.
Das Kleid, das ist naß,
der Stier, der macht Spaß,
und Reisbrei ist mein Leibgericht.
An dem schönen Sommertag
macht es immer schwipp und schwapp.
Pippi geht in den Zirku s
In die kleine Stadt war ein Zirkus gekommen, und alle Kinder liefen zu ihren Müttern und Vätern und bettelten darum, hingehen zu dürfen. Das taten auch Thomas und Annika, und ihr guter Vater holte schnell ein paar schöne Silberkronen hervor und gab sie ihnen.
Das Geld fest in die Hände gedrückt, liefen sie zu Pippi. Sie war auf der Veranda bei dem Pferd und war dabei, seinen Schwanz in kleine Zöpfe zu flechten, die sie mit roten Schleifen zuband.
„Es hat heute Geburtstag, glaube ich. Da muß es fein aussehen.“
„Pippi“, sagte Thomas keuchend, denn er war so schnell gelaufen, „Pippi, willst du mit in den Zirkus gehen?“
„Ich kann überall mit hingehen“, sagte Pippi, „aber ob ich mit in den Surkus gehen kann, weiß ich nicht, denn ich weiß nicht, was Surkus ist. Tut das weh?“
„Wie dumm du bist“, sagte Thomas. „Das tut doch nicht weh! Das ist furchtbar lustig! Da sind Pferde und Clowns und schöne Damen, die auf dem Seil gehen und Kunststücke machen.“
„Aber das kostet Geld“, sagte Annika und öffnete ihre kleine Hand, um nachzusehen, ob das große blanke Zweikronenstück und zwei Fünfzigörestücke immer noch darin lagen.
„Ich bin so reich wie ein Zauberer und kann mir jederzeit einen Surkus kaufen“, sagte Pippi. „Obwohl es ja eng werden wird, wenn ich noch mehr Pferde hier haben soll. Die Clowns und die schönen Damen kann ich schon noch in die Mangelstube reinstopfen, aber das mit den Pferden ist schlimmer.“
„Du bist ja dumm“, sagte Thomas. „Du sollst doch nicht den Zirkus kaufen. Es kostet Geld, reinzugehen und es anzusehen, verstehst du?“
„Gott bewahre“, schrie Pippi und kniff die Augen zusammen. „Kostet es Geld, es anzusehen? Und hier glotze ich alle Tage! Wer weiß, für wieviel Geld ich schon geglotzt habe!“
So langsam öffnete sie vorsichtig das eine Auge und ließ es in ihrem Kopf herumrollen.
„Mag es kosten, was es will, aber jetzt muß ich mal gucken!“
Schließlich gelang es aber Thomas und Annika, Pippi zu erklären, was ein Zirkus ist, und dann nahm Pippi einige Goldstücke aus ihrem Koffer. Sie setzte ihren Hut auf, der so groß war wie ein Mühlrad, und sie trabten los zum Zirkus.
Eine Menge Leute drängten sich vor dem Zirkuszelt, und vor dem Schalter hatte sich eine lange Schlange gebildet. Aber
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