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Pirat des Herzens

Titel: Pirat des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Hufeklappern hallte von den Mauern wider. Hawke half Katherine aus dem Sattel. »Mein Vater hält sich in London auf. Eine Begegnung mit ihm bleibt dir also vorerst erspart.«
    Katherine war so sehr in Gedanken bei Liam gewesen, daß sie gar nicht an den frostigen Empfang gedacht hatte, den Hawkes Vater ihr zweifellos bereiten würde.
    »Du bist müde«, fuhr Hawke fort. »Geh nach oben und ruh dich aus.«
    Er machte ein besorgtes Gesicht. Warum war er so freundlich zu ihr? Wirkte er doch beinahe ebenso unglücklich wie sie. »Danke, John.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Katherine.«
    Sie dreht sich um. »Wir müssen die Vergangenheit hinter uns lassen«, sagte er leise. »Es wird nicht einfach sein. Nicht für dich und gewiß nicht für mich. Aber wir müssen es versuchen.« Er zwang sich zu einem Lächeln.
    Katherine konnte ihm keine Antwort geben. In diesem Augenblick, im Schloßhof in der warmen Frühlingssonne, erkannte sie, daß es ihr unmöglich sein würde, die Vergangenheit - und Liam - zu vergessen.
    »Wir müssen es versuchen«, wiederholte Hawke eindringlich. »Du wirst das Kind hier zur Welt bringen. Und bald wird das Gerede aufhören.«
    Katherine schüttelte den Kopf. »Das Gerede wird nie aufhören. Sie werden über mich noch reden, wenn ich tot bin -genau wie über meine Mutter.«
    »Nein«, widersprach Hawke matt. »Wenn wir erst Kinder haben und glücklich miteinander sind, hört das Gerede auf.«
    Katherine erschrak: John Hawke war ein guter Mann, aber sie würde nie und nimmer mit ihm glücklich werden.
    »Versprich mir eins, Katherine, daß du die Vergangenheit und den Piraten vergißt und mir eine treue Frau sein wirst.«
    Katherine schlang die Hände um ihren geschwollenen Leib. Sie konnte ihm das Versprechen nicht geben. Sie würde Liam nie vergessen. Nie.
    Ein Muskel in Hawkes Gesicht zuckte. »Du weigerst dich, mir das Versprechen zu geben - nach allem, was ich für dich und dein Kind tue?«
    Katherine hatte Mühe zu sprechen. »Du verlangst Unmögliches von mir«, hauchte sie.
    Hawke schnaubte wütend.
    »Es tut mir leid«, rief sie verzweifelt. »Es tut mir leid! Aber ich kann ihn nicht vergessen. Ich liebe ihn, trotz allem, was er getan hat. Gott steh uns bei!«
    Hawke blickte sie fassungslos an. Katherine schlug die Hände vors Gesicht und weinte leise. »Er wird hängen, Katherine.« Hawkes Stimme war kalt. »Was dann? Träumst du von einem Gespenst?« Damit ließ er sie stehen.
    Katherine wußte, daß sie ihr Leben lang um Liam trauern würde, wenn er gehängt werden würde.
    Mit geballten Fäusten stapfte Hawke ziellos aus dem Burgtor und gewahrte einen Reiter in der Ferne, der auf die Burg zuhielt. Er erkannte die kastanienbraune Stute.
    Er hatte Juliet seit Monaten nicht gesehen. Sein Herz klopfte schneller. Wenn sie ihn nur nicht so bewundernd mit ihren großen blauen Augen anschauen würde.
    Da sie Katherines Freundin war, würde sie jetzt wohl häufiger nach Hawkehurst zu Besuch kommen.
    Juliet zügelte die temperamentvolle Stute. Ihre Wangen waren gerötet. Ihre blauen Augen strahlten. Ob sie je geküßt worden war? Gereizt schob Hawke den unpassenden Gedanken beiseite.
    »Sir John«, begann sie atemlos, »ich freue mich, Euch zu sehen.«
    »Wollt Ihr meine Frau besuchen?« Er war absichtlich unhöflich.
    »Ja«, antwortete sie zaghaft.
    »Sie ist in der Halle. Sie wird sich bestimmt freuen, Euch zu sehen.«
    Juliet war verlegen und verwirrt.
    Hawke kam sich vor wie ein Bauerntölpel. Er verbeugte sich steif. »Bitte verzeiht meine schlechten Manieren. Wir sind soeben angekommen, und ich bin noch müde von der Reise.«
    »Ich hätte nicht kommen dürfen.« Juliet wendete die Stute. Bevor er sich klarmachte, was er tat, hatte er mit einer Hand die Zügel gepackt und die andere auf Juliets Knie gelegt.
    Juliet erschrak bei der Berührung.
    Auch Hawke erschrak. Ihre Blicke trafen sich, flohen einander.
    Hawke atmete tief und zwang sich zu einem Lächeln. »Lady Stratheclyde, bitte steigt ab. Katherine braucht eine gute Freundin.«
    Juliet blickte ihn eine halbe Ewigkeit an, bevor sie vom Sattel glitt. Hawke stützte sie.
    Juliet wich zurück. »Wie geht es Katherine?«
    »Besser, als man erwarten würde«, entgegnete er, unfähig, den Blick von ihr zu wenden.
    »Und Euch, Sir John? Wie geht es Euch?«
    Das Blut rauschte ihm in den Ohren. Er wußte, daß sie ihn nicht nach seinem körperlichen Wohlergehen fragte. Plötzlich wollte er ihr sein Herz ausschütten, seine Qualen

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