Pirat des Herzens
atmen. Dann erinnerte er sich, daß sie ihn nur benutzt hatte, um ihrem Vater zu helfen. Sie war eine Verräterin, eine falsche Schlange. Sie würde niemals den Sohn von Shane O’Neill lieben, das hatte sie ihm ins Gesicht geschleudert.
»Was willst du?« fragte er, und seine Stimme hallte von den Mauern wider. Er wollte die Besorgnis ignorieren, die er in ihren Augen las. Das und noch etwas, das nicht sein durfte.
»Ich wollte dich sehen«, antwortete sie bang.
»Warum?«
In ihren Augen glitzerten Tränen. Sie senkte den Kopf.
»Warum?« fragte er erneut. »Bist du nicht glücklich, daß ich hier verrecke, wie es einem Piraten zukommt?«
Sie blickte ihn an.
Er hob die Faust. »Bist du nicht glücklich, Weib, daß dein Ehemann - Shane O’Neills Sohn - sterben wird? Dann bist du frei, um den untadeligen John Hawke zu umgarnen. Oder hast du das bereits getan?«
Sie blickte ihn traurig an, eine Träne lief ihr über die Wange. »Es tut mir leid.«
Er stand wie gelähmt.
Sie wandte sich zur Tür, hob die Hand, um zu klopfen.
»Nein!« Mit einem Satz war er bei ihr und hielt ihr Handgelenk fest.
»Katherine«, flüsterte er gequält. Ihr Verrat zählte nicht mehr. Sie war hier, nur das zählte. Und sie hatte gesagt, es tue ihr leid. Er war ein romantischer Narr, denn in seiner Brust keimte Hoffnung. »Katherine - warum bist du gekommen?«
Sie wandte sich zögernd um. Sie standen einander sehr nahe. Sie sprach sehr leise. »Ich bin gekommen, um dir zu sagen... daß ich nicht will, daß du stirbst.«
Hoffnung überwältigte ihn. »Du sorgst dich um mich.«
Zitternd hielt sie den Atem an. »Liam... ja.«
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, ihr wunderschönes Gesicht. Ein Gesicht, das ihn jahrelang verfolgt hatte, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, vor vielen Jahren im Kloster. Er war schmutzig und stank erbärmlich, aber er mußte sie küssen. Sein Mund legte sich auf ihre Lippen. Die heiße, unwiderstehliche Macht seiner Liebe drohte ihn zu verschlingen, eine Liebe, an die er nicht geglaubt hatte, die er nie wollte, die ihn damals und auch jetzt wieder versklavte. Eine Liebe, die sein Handeln bestimmte, die am Anfang dieses gefährlichen Spieles stand, die ihn schließlich in den tiefsten Kerker des Towers verbannt hatte.
Katherines Lippen bebten unter seinen.
Eine Woge der Lust ergriff Liam, heiß und berauschend. Er ergriff Katherines Schultern. Er wollte sie haben, sie beherrschen, sie unterwerfen mit der Kraft seines Körpers, so wie sie ihn mit ihrer Schönheit, ihrem Stolz, ihrer Willenskraft und ihrer Klugheit unterjochte. »Katherine, ich begehre dich.«
Sie klammerte sich an ihm fest, taumelte gegen ihn, ihr Becken schmiegte sich weich an ihn. »Ja«, flüsterte sie.
Er schlang seine Arme um sie, stöhnte laut, barg sein Gesicht an ihrem Hals. Seine Männlichkeit war riesig und kurz davor zu zerbersten. Doch es war undenkbar, obgleich ihre Einladung deutlich genug war.
»Liam, ich habe Angst.« Ihre Finger fuhren durch sein Haar, sie küßte seine Stirn. »Ich begehre dich auch Liebling. Ich brauche dich.«
Sein letzter Widerstand brach bei ihren Worten. Liam blickte tief in die meergrünen Augen. Das war keine Heuchelei, kein Spiel. Verlangen funkelte dunkel in ihren Augen und noch etwas Größeres. Etwas Unwiderrufliches, Unendliches.
Die Worte brannten ihm auf der Zunge. Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt. Und ich werde dich immer lieben.
Er küßte sie leidenschaftlich. Katherine stieß einen leisen Schrei aus. Seine Lippen saugten sich an ihr fest, seine Finger betasteten sie, umfingen jede Rundung. Dann lagen seine Hände auf ihrem gewölbten Bauch und verharrten reglos.
Die Rundung wölbte sich hart.
Katherine lachte und schluchzte zugleich. »Ja, Liam, ich bekomme ein Kind von dir.«
Er hob den Kopf und blickte ihr fassungslos in die Augen, während seine Hand unablässig über ihren Leib strich. »Mein Kind«, flüsterte er schließlich rauh! Allmählich drang durch den Schleier des Schocks ein überirdisches Glücksgefühl.
Und plötzlich starb sein Glücksgefühl. Er dachte an seine Kindheit. »O Gott«, stieß er hervor, zerrissen zwischen jauchzender Freude und tiefer Hoffnungslosigkeit.
»Freust du dich nicht?«
Er trat einen Schritt zurück. »Du verstehst das nicht.« Plötzlich war er wieder der kleine Junge, hörte den grausamen Spott, den Hohn. Shane O’Neills Bastard.
Sie berührte seinen Arm. »Ich verstehe. Liam... Ich werde dieses Kind
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