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Pirat des Herzens

Titel: Pirat des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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und mit beträchtlichem Leibesumfang. Sein Gesicht war rund, seine braunen Augen blickten streng und hart. Ihr Vater hatte ihn kurz vor seinem Tod zum Verwalter seiner Güter eingesetzt. Juliets Mutter war einige Jahre zuvor gestorben. Hixley und Juliet waren keine Blutsverwandten. Durch die Heirat mit ihrer Tante war er ihr Onkel geworden. Er besaß ein stattliches Gut nördlich von Thurlstone Manor an der Atlantikküste. Die Vormundschaft zwang ihn, seine Zeit zwischen Thurlstone und seinem Gut und seiner Familie zu teilen.
    Juliets Unsicherheit wuchs. »Onkel, ich bin gerade angekommen, ich bin hungrig und müde und schmutzig von der Reise. Könnten wir nicht später miteinander reden?«
    »Wir erwarten Gäste heute abend«, entgegnete er barsch.
    Also folgte Juliet ihm gehorsam durch das Herrenhaus. Thurlstone war eine mittelalterliche Burg. Dank der reichen Eisenerzvorkommen, die ihr Großvater entdeckt hatte und die seitdem abgebaut wurden, war die Burg kostbar ausgestattet. An den Wänden hingen farbenprächtige Gobelins. Das Familienwappen - der schwarze Stratheclyde Drache auf rotem Grund - hing darüber. Mittelalterliche Waffen; seit Generationen in Familienbesitz, schmückten die anderen Wände. Gekreuzte Schwerter, Streitäxte, Dolche und verschiedene Zeremonienspeere. Von der getäfelten Eichendecke hingen Wimpel und Fahnen.
    An der Seite ihres Onkels betrat Juliet eine lange, aus Ziegeln erbaute Galerie, die ein Jahr vor dem Tod ihres Vaters angebaut worden war.
    Richard trat an eines der hohen, verglasten Fenster, Juliet nahm auf einer Bank Platz.
    »Du weißt, warum ich dich nach Hause habe kommen lassen.«
    Juliet nickte. Sie fühlte sich elend, obwohl sie glücklich sein sollte.
    Der Onkel schien durch sie hindurchzublicken. »Du bist zwar noch ein wenig jung, um zu heiraten, aber ich werde alt, Juliet. Und es fällt mir zunehmend schwer, mich um die Verwaltung zweier Güter zu kümmern.«
    Juliet vergaß ihren Vorsatz, sich Zurückhaltung aufzuerlegen, und platzte heraus: »Aber ich werde im Juni erst sechzehn.«
    Er wischte ihren Einwand mit einer unwirschen Handbewegung beiseite. »Ich habe eine Liste von Heiratskandidaten erstellt, junge Männer aus guten Familien. Die Verlobung soll an deinem nächsten Geburtstag stattfinden.« Erst jetzt sah er sie direkt an. »Die Herren wünschen dich kennenzulernen.«
    Die Kandidaten wollten sich also davon überzeugen, daß sie weder eine klapperdürre Bohnenstange noch eine fette Kuh war.
    »Du scheinst nicht sehr erfreut, Juliet.«
    Sie sollte ihrem Onkel für all seine Mühe dankbar sein.
    »Ich bin erst fünfzehn«, flüsterte sie. »Andere Frauen heiraten erst mit achtzehn.«
    »Ich brauche einen tüchtigen Verwalter für Thurlstone«, entgegnete Richard kalt.
    Sie blickte ihm angstvoll in die Augen. »Was ist... wenn... ich ihn nicht mag?«
    Richards Miene wurde finster.
    Juliet senkte errötend den Blick.
    »Unsinn«, schalt er barsch. »Wenn du anfängst zu weinen, schicke ich dich auf deine Kammer wie ein ungezogenes Kind.«
    Juliet schwieg. Sie weinte nicht.
    »Die Liste ist nicht lang«, fuhr Richard geschäftsmäßig fort. »Von dreißig Freiern habe ich drei in die engere Wahl gezogen.«
    Drei Heiratskandidaten. Sie wurde also nur drei Männern vorgeführt. Juliet nahm die Nachricht nicht gerade erleichtert entgegen. Bis zum Juni würde sie verlobt sein. Mit einem Mann, den sie nicht kannte, den sie nicht haben wollte - den sie nicht liebte.
    Juliet stand auf, zwang sich zu sprechen. »Danke, Onkel«, preßte sie hervor. »Ich bin dir dankbar für alles, was du für mich getan hast.«
    Und als sie endlich allein in ihrer Schlafkammer war, legte sie sich aufs Bett, schlang die Arme um das Kopfkissen und träumte von der Liebe und fragte sich, warum das zu viel verlangt war.
    Katherine stand am Bullauge in Liams Kabine und beobachtete den roten Feuerball der Sonne, der tiefer sank. Das Schiff segelte nach Nordosten, auf die Küste Irlands zu.
    Der Atlantische Ozean war rauher als der Ärmelkanal. Sie stand mit leicht gespreizten Beinen und lehnte eine Schulter an die Wand. Günstige Winde blähten die Segel des Piratenschiffs, das schnelle Fahrt machte. Die Sonne hing nun sehr tief am violetten Horizont. Wie konnte sie sich Liam O’Neill in dieser Nacht vom Leib halten, jetzt, da Juliet nicht mehr bei ihr war?
    Immer wieder mußte Katherine an seinen Kuß im Bankettsaal von Whitehall denken. Ihre Knie wurden weich, ihr Blut geriet in

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