Pirat des Herzens
wartete eine glückliche Zukunft als Hughs Ehefrau auf sie. Hugh war zu einem starken, Wohlgestalten Mann herangewachsen. Ja, sie liebte Hugh. Wenn sie erst in seinen Armen lag, würde sie den blonden Piraten schnell vergessen, der so passend Herr der Meere genannt wurde.
Doch Katherine konnte sich nicht vorstellen, in Hughs Armen zu liegen. Das lag gewiß daran, daß sie ihn so lange nicht gesehen und ihn für tot gehalten hatte.
Wenn sie einmal verheiratet war, wollte sie dafür sorgen, daß ihr Vater freikam. Er durfte nicht den Rest seiner Tage verarmt und verstoßen in St. Leger House darben. Die Königin hatte sich ihr gegenüber als gütig erwiesen. Katherine würde bei Hofe vorsprechen und die Königin von der übertriebenen Härte seiner Strafe überzeugen. Seinen Titel und seinen Besitz würde er zwar nicht wiedererhalten, doch die Krone mußte ihm wenigstens zugestehen, nach Irland zurückzukehren - nach Askeaton, in seine Heimat.
Katherine ließ die Blicke noch einmal durch den großen Saal schweifen. Sie hätte nichts dagegen, hierher zurückzukehren.
Sie schob den Zinnteller von sich. Sie mußte sich den wahren Grund ihrer Appetitlosigkeit eingestehen. Einerseits freute sie sich darauf, Hugh zu heiraten, hatte aber zugleich Angst davor. Sie hatte ihn seit Jahren nicht gesehen. Was geschah, wenn er sie nicht haben wollte? Warum hatte er sich in all den Jahren nicht bei ihr gemeldet?
Und warum drängte sich Liam O’Neills Bild immer wieder in ihre Gedanken?
»Worüber grübelt Ihr, Mistreß?« fragte eine wohltönende, vertraute Stimme hinter ihr.
Katherine spürte seinen Atem an ihrem Nacken. »Seid Ihr denn nicht glücklich, endlich nach Hause reisen zu dürfen?« scherzte Liam.
Katherine drehte sich verdattert nach ihm um. »A... aber... was macht Ihr denn hier?«
Lachend drängte Liam sich zwischen sie und Lord Hurry, der eilig Platz machte. Liams harter Schenkel preßte sich gegen ihren.
»Guten Morgen, Liebste«, flüsterte er und nahm ihre Hand, die sie ihm flink entzog.
»Ihr seid nicht im Tower?«
»Nein, bin ich nicht.«
»Das verstehe ich nicht.« Ihr Herz schlug pochend. Sein Schenkel drückte hart gegen ihren. Sie wagte keine Bewegung.
»Die Königin hat mir in ihrer Güte all meine Sünden verziehen«, lachte er. Plötzlich lag seine Hand auf ihrem Schenkel.
Katherine schob sie weg. »Wollt Ihr damit sagen, daß Ihr Euren Charme eingesetzt habt, freizukommen?«
»Mag sein.« Seine grauen Augen sprühten.
Sie schnaubte verächtlich. »Nicht einmal die Königin kann Euren Schmeicheleien widerstehen.« Sie hielt den Blick auf ihren Teller gerichtet.
»Ein Kompliment aus Eurem bezaubernden Mund, Katherine? Ich hätte nie gedacht, daß ich das zu hören bekomme. Ich weiß es zu schätzen.«
Verärgert stocherte sie mit dem Messer auf dem Teller herum. »Schätzt, was Ihr wollt, O’Neill.«
»Euch weiß ich auch zu schätzen«, lächelte er. Bevor Katherine reagieren konnte, beugte er sich näher zu ihr, seine Hand schob sich ihren Schenkel nach oben. »Warum seid Ihr so kratzbürstig, Liebste?« raunte er. »Ich dachte, Ihr freut Euch, daß ich nicht am Galgen enden mußte.«
»Welchen Grund hätte ich, mich darüber zu freuen?« Sie stieß ihm den Ellbogen in die Seite und erreichte, daß er seine Hand wegnahm. »Ich versuche zu essen, O’Neill. Und wenn ich eine Unterhaltung wünsche, so mit Sicherheit nicht mit Euch.«
»Aber Katherine, gesteht es doch! Euer Herz ist nicht aus Stein. Ihr habt Euch Sorgen um mich gemacht.« Er war ihr immer noch sehr nahe, sie spürte seinen Atem an ihrer Wange, an ihrem Ohr.
Katherine würde niemals gestehen, was er zu hören wünschte - selbst wenn ein Körnchen Wahrheit daran wäre. »Ihr seid wahrhaftig der letzte Mensch, um den ich mir Sorgen mache. Geht jetzt endlich!«
Liam lachte. »Ich fürchte, den Gefallen kann ich Euch nicht tun, Liebste.«
Ihre grünen Augen schossen Blitze. »Habt Ihr denn nichts zu rauben und zu morden, Pirat? Seid ihr nur vorbeigekommen, um mich zu quälen?«
»Heute steht kein dringender Raub auf der Tagesordnung«, antwortete er leichthin. »Vielleicht morgen.«
»Wenn Ihr bleibt, dann gehe ich.« Katherine wollte aufstehen, doch seine Hand lag schon auf ihrer. _
Sein Blick hing begehrlich an ihrem Busen. »Folter würde mir gefallen, Katherine. Süße, quälende Folter.«
Ihr Gesicht übergoß sich mit flammender Röte. »Ich weiß nicht, welchen Unsinn Ihr redet.«
»Ich denke, Ihr
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