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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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verwüstet und von den Spaniern verlassen worden sind.

D AS VIERTE K APITEL
    Von den Früchten, Bäumen und Tieren, die auf der Insel Española gefunden werden
.
    Die Insel Española ist sehr fruchtbar an allerhand Gewächsen und Früchten. Man findet allda große Flächen von fünf bis sechs Meilen in der Runde, deren einige ganz mit süßen, andere aber mit sauren Pomeranzenbäumen besetzt sind, gleichermaßen auch mit Limonenbäumen, doch sind diese derart nicht wie die, die aus Spanien gebracht werden, denn die größte ist nicht größer als ein Hühnerei und sie sind saurer. Man findet da auch sehr große Ebenen, bedeckt mit Palmenbäumen, die sind sehr hoch und eine Lust anzuschauen. Diese Bäume sind ungefähr hundertfünfzig bis zweihundert Fuß hoch, ohne Äste, und oben haben sie einen Strunk von Materie und Geschmack wie ein Weißkohl, woraus dann die Blätter und der Same wachsen. Jeder Baum hat nicht mehr als zwölf Blätter und alle Monate fällt ein Blatt ab, und in eines Monats Zeit grünt ein neues an seinem Platz. Der Same wächst einmal des Jahres aus dem Strauch, der, wie ich gesagt, wie Kohl von Geschmack und sehr gut zu essen ist. Wenn man ihn unter Fleisch kocht, schmeckt er wie weißer Käskohl. Der Same ist dienlich zur Mast der wilden Schweine. Die Stiele der Blätter sind ungefähr drei oder vier Fuß breit und sieben oder acht Fuß lang. Diese sind auch wohl die größten und werden gebraucht, die Häuser damit zu decken wie auch geräuchert Fleisch darein zu packen (wie ich nachgehendes erzählen will). Die Stiele dieser Blätter sind von außen grün, von innen aber sehr weiß, so daß man von dem Innersten ein Fell oder Haut abschälen kann in der Dicke eines Pergaments, darauf es sich so wohl schreiben läßt als auf Papier. Wenn man bei Regenwetter über das Feld geht und von diesen Blättern bei sich hat, kann man sich vor allem Regen damit behüten. Dann dienen sie auch, Trinkwasser damit aufzufangen zu Zeiten der Not, zumal man Eimer daraus machen und Wasser darin tragen kann, doch halten sie nicht länger als sieben oder acht Tage. Diese Bäume sind sehr hart, aber ganz innen ist eine gewisse Materie, die man mit dem Messer schneiden kann, das eigentliche Holz ist nicht über drei oder vier Zoll dick, aber der ganze Stamm ist so dick, daß ihn oft nicht zwei Männer umfassen können. Es wachsen diese Bäume gern in flachem Land und sonst unfruchtbaren Gründen. Man kann auch von diesen Bäumen Wein machen und zwar auf folgende Weise. Wenn der Baum abgehauen ist, ungefähr drei oder vier Fuß hoch über der Wurzel, wird oben in dem Strunk ein viereckiges Loch gemacht, worin mit der Zeit der Wein allmählich zusammenrinnt und so stark wird, daß man einen guten Rausch davon bekommen kann.
    Diese Palmenbäume werden von den Franzosen Palmiste franc genannt. Neben diesen Palmenbäumen gibt es noch viererlei. Sie werden genannt: Latanier, Palmiste épiné, Palmiste à vin, Palmiste à chapelet, oder Palmiste de montagne. Der Palmiste, Latanier genannt, wächst so hoch nicht als der Palmiste à vin, wie wohl er beinahe dieselbe Gestalt hat, ausgenommen die Blätter, die an Form einem Fächer gleichen und sieben oder acht Fuß im Umkreis haben, auch hat er ringsum Stacheln, ungefähr einen halben Fuß lang. Dieser Baum wirft seinen Samen so wie die anderen obgenannten, jedoch etwas größer und dicker, und er dient gleichfalls zur Mast der wilden Tiere. Die Blätter von diesem Baum werden nur zum Decken der Häuser gebraucht. Er wächst selten auf guten Gründen, sondern allzeit auf sandigen und felsigen Örtern.
    Der Palmiste épiné wird also genannt, weil er von der Wurzel bis oben an die Blätter voller Dornen ist, die sind ungefähr drei oder vier Finger lang. Eine gewisse Nation von Indianern im südlichen Teil von Amerika gebraucht diese Dornen zur Tortur oder Peinigung ihrer Kriegsgefangenen und das auf solche Weise: Sie binden die Gefangenen an einen Baum fest, nehmen diese Dornen und stecken an einen jeden ein kleines in Baumöl getunktes Läpplein von Kattun, dann stoßen sie sie in das Fleisch des armen Sünders, so dicht aneinander, als die Dornen an den Bäumen wachsen, und zünden das Kattunläpplein mit Feuer an. Wenn dann der Patient singt, so wird er geachtet als ein generöser Soldat, der seine Feinde für so gering hält, ihm weh zu tun; sofern er aber klagt und winselt, so wird er für einen Feigling gehalten. Diese Historie habe ich von einem Indianer, der dieses

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