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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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arbeiten meistens selber mit Knechten, die ihnen für drei Jahre verbunden sind, und treiben also Kaufmannschaft mit Menschen, wie man in der Türkei zu tun pflegt, denn sie verkaufen ihre Knechte einer dem andern, wie man in Europa mit Pferden tut. Es gibt auch welche, die machen ein Geschäft daraus: sie gehen nach Frankreich, suchen Volk in den Landstädten und bei den Bauern, machen große Versprechungen, aber wenn sie dorthin kommen, werden sie verkauft und müssen werken wie die Pferde, ja schlimmer als die Neger. Denn die Pflanzer sagen, daß sie einen Neger mehr schonen müssen als einen weißen Menschen, weil der Neger ihnen sein Leben lang dienen muß, der Weiße aber nur eine kurze Zeit. Sie traktieren ihre Knechte ebenso übel wie die Bukaniere tun und fühlen kein Mitleiden. Ob sie krank sind oder nicht, sie müssen gleichwohl in der Sonnenhitze arbeiten, die öfters ganz unerträglich ist, daß gar der Rücken dieser elenden Menschen durch den Sonnenbrand oft voller Krusten wird wie der von Pferden, die allzu schwere Lasten getragen haben. Die Knechte sind da gewissen Krankheiten unterworfen durch die unverdaulichen Speisen und Veränderung der Luft. Sie werden schlaff, wassersüchtig und kurz von Atem, das nennen sie mal d´estomac, das kommt von nichts anderem als von übler Nahrung und Melancholie, vonwegen der bösen Behandlung, die sie leiden. Es geraten manchmal Söhne aus gutem Hause dahin, die durch die Seelenhändler verführt worden, wenn sie dann in solches Elend fallen, werden sie bald krank an der Landseuche, und dennoch werden sie deswegen nicht geschont, noch ihnen geholfen, im Gegenteil, man zwingt sie mit Schlägen zur Arbeit, also daß sie oft tot zu Boden sinken. Dann heißt es: der Schelm hat lieber wollen sterben als arbeiten. Das habe ich mehrmals mit großer Betrübnis hören und mit ansehen müssen. Hier will ich einige Exempel erzählen.
    Ein junger Mensch aus gutem Hause war wegen übler Behandlung durch seinen Ohm, der Vormund über ihn war, hierher gelangt und kam in die Hände eines dieser Pflanzer. Dieser behandelte ihn sehr grausam und verlangte Arbeit von ihm, die ihm zu tun unmöglich war, gab ihm auch nichts zu essen. Darüber wurde der arme Mensch so desperat, daß er in den Busch lief und daselbst Hungers starb. Ich selbst habe ihn dort tot gefunden, halb von den Hunden gefressen.
    Noch etwas anderes will ich erzählen, was nicht weniger merkwürdig ist, nämlich von einem Pflanzer, dessen Knecht wegen schlechter Behandlung in den Busch lief. Doch wurde er wieder gefangen, sein Herr macht ihn an einem Baum fest und schlug ihn so lang, bis ihm das Blut stromweis den Rücken hinablief. Hierauf ließ er ihn schmieren mit einer Salbe, aus Limonensaft, spanischem Pfeffer und Salz zubereitet, und also vierundzwanzig Stunden an den Baum gebunden stehen, hub darauf an ihn aufs Neue zu schlagen, bis daß er ihm unter den Händen verstarb. Die letzen Worte, die er redete, waren diese: „Gott gebe, daß der Teufel Euch vor Eurem Ende solang quäle, als Ihr mich vor dem meinen gequält habt.“ Drei oder vier Tage nach dieses Knechts Tod wurde dieser Tyrann (so muß ich ihn nennen) gequält von einem bösen Geiste, der ihn Tag und Nacht quälte und noch quält, so er nicht gestorben ist. Er wird stetig geschlagen und gekratzt, daß er keinem Menschen mehr gleicht, ich glaube, daß Gottes gerechtes Urteil dies zuließ, um den Missetäter zu strafen für alle die Mordtaten, die er bei dergleichen Gelegenheiten getan hat.
    Ich habe noch drei Jünglinge gesehen, die aus Verzweiflung ihren Meister umbrachten, wie sie Tag und Nacht arbeiten mußten und kein Essen kriegten, sondern gezwungen waren, bei den Nachbarn um ein Stück Kassawe zu betteln. Diese Jünglinge wurden aufgehängt und bezeugten vor ihrem Tod, daß ihr Herr auch einen ihrer Mitgesellen tot geschlagen hätte. Solche abscheulichen Grausamkeiten werden zumeist von den Pflanzern ausgeübt, welche von den Karaibischen Inseln kommen, denn dort behandeln sie ihre Knechte noch unbarmherziger als auf Española. Zu St. Christoph ist einer namens Belteste, der hat über hundert Knechte totgeschlagen. Und, um zu beweisen, dass er ihnen gut begegnet, ließ er, sobald sie tot waren, frisch Fleisch, Eier und Wein neben sie setzen, daß man sagen sollte, er versorge seine Knechte auf das beste. Dieser scheute sich nicht zu sagen, es sei ihm alles eins, ob er selig oder verdammt werde, wenn er nur soviel Gut hinterlasse, daß seine

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