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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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Kinder sich Pferde und einen Kutschwagen halten könnten. Der Mann, von dem ich spreche, ist den holländischen Kaufleuten, die da gewohnt haben, gar wohl bekannt. Ich könnte hier noch mehr dergleichen Greueltaten beibringen, erachte aber, daß der Leser aus den angeführten Exempeln das Ganze wird beurteilen können.
    Die Engländer traktieren ihre Knechte nicht besser, sondern wohl noch schlimmer, denn sie behalten die ihren gewöhnlich sieben Jahre. Und wenn sie sechs Jahre gedient haben, behandelt man sie dergestalt, daß es härter nicht geschehen kann; man zwingt sie so ihren Meister zu bitten, sie an einen anderen zu verkaufen, was ihnen freilich nicht verweigert wird. Dann werden sie wieder für sieben Jahre verkauft oder mindestens für drei. Ich habe etliche gesehen, die fünfzehn, zwanzig, ja manche, die sogar achtundzwanzig Jahre Sklaven gewesen sind. Viele dieser Sklaven sind so einfältig, daß sie sich selber auf ein ganzes Jahr verkaufen und zwar für eine gute Mahlzeit. Wenn bei den Engländern Feiertage (die sie mit Essen und Trinken herrlich begehen) zelebriert werden, geben die Herren den Sklaven, was sie begehren, aber hernach bringen sie es ihnen teuer genug auf die Rechnung. Die Engländer haben auf den Inseln unter sich ein sehr strenges Gesetz, nämlich wenn jemand die Summe von fünfundzwanzig englischen Schillingen schuldig ist, und nicht bezahlen kann, soll er für eine gewisse Zeit, ein Jahr oder sechs Monate, als Sklave verkauft werden.
    Da habe ich nun von des Landes Gewächsen, Einwohnern und deren Leben gehandelt, will aber den Leser nicht länger hinhalten, sondern auf unser eigentliches Vorhaben kommen und von den Seeräubern erzählen.

D AS SECHSTE K APITEL
    Handelt von den Seeräubern
.
    Ich habe bereits hiervor berichtet, auf welche Weise ich genötigt worden, mich unter die Seeräuber von Tortuga und Jamaika zu begeben. Ich nenne sie hier – nicht wissend, ob ihnen irgendein anderer Name oder Titel zusteht – Seeräuber, weil sie von keinem Potentaten gestützt werden. Das erhellt aus folgendem: Als der König von Spanien zu wiederholten Malen seine Gesandten an den französischen und englischen Hof geschickt hatte, über diese Leute zu klagen, da doch kein Krieg zwischen ihnen sei und sie gleichwohl nicht abließen, die Spanier wegzunehmen und ihre Städte und Dörfer auszuplündern, bekamen die Gesandten von den Königen zur Antwort, die Leute seien ihre Untertanen nicht, und Seine Katholische Majestät könne, wenn sie ihrer habhaft würde, mit ihnen tun, was ihr beliebe. Der König von Frankreich entschuldigte sich wegen der Insel Española auf diese Manier, er habe keine Fortifikation dort und ziehe von dort auch keinen Tribut. Der König von England sagte, er habe niemals an die von Jamaika Befehl ergehen lassen, wider die Untertanen Seiner Katholischen Majestät einige Hostilität oder Feindschaft zu üben. Und um den spanischen Hof zufrieden zu stellen, hat er den Gouverneur von Jamaika abberufen und einen anderen an seine Stelle gesetzt. Trotzdem haben die Seeräuber von ihren Räubereien nicht lassen können. Hier will ich nur eine kurze Historie schreiben von ihrem Aufkommen, den vornehmsten Raubstücken, die sie ausgeübt, auch von dem Leben und Treiben der vornehmsten Räuber, ihrer Lebensart untereinander und von der Ausrüstung ihrer Schiffe zur See.
    Unter diesen Räuber, die auf der Insel Tortuga gewesen, war einer namens Pierre le Grand aus Dieppe gebürtig, welcher im Jahre 1602 mit einer Barke von nur achtundzwanzig Mann Besatzung an der Westspitze der Insel Española bei Cabo del Tiburon den Vizeadmiral der spanischen Flotte gefangen nahm (denn damals hatten die Spanier den Kanal von Bahama noch nicht gefunden, so daß sie durch die Caicos in See gingen), und dort hatte er die Spanier an Land gesetzt, das Schiff aber hat er nach Frankreich gebracht. Noch auf See, erbat er eine Kommission, um in einen Hafen einlaufen zu dürfen.
    Nun will ich nach dem Tagebuch einer glaubwürdigen Person berichten, wie sich die Sache zugetragen hat. Dieser Räuber war schon geraume Zeit auf See, ohne daß ihm eine Beute aufstieß, und begann Mangel an Nahrung zu leiden, zudem war sein Fahrzeug so untauglich worden, daß er sich mit Not auf See zu halten vermochte. Sobald er dieses Schiff, das von der Flotte abgekommen war, ansichtig geworden, segelte er darauf los, es auszukundschaften, und als er so dicht dabei war, daß es ihm nicht mehr entwischen konnte, beschloß er

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