Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
Ihnen.
Die anderen aber, die nicht verbunden sind, wie ich gesagt habe, gehen zu sieben oder achten: einer von ihnen trägt alle Rohre, ein anderer führt die Hunde und einer bleibt auf dem Platz, den sie Boucan nennen, allein zurück, um auf die Sachen aufzupassen, das Fleisch zu räuchern, Salz zu mahlen und zu kochen, bis die anderen von der Jagd kommen. Sie töten viel Wild, manchmal mögen sie wohl auf einer Hatz hundert wilde Schweine totschießen, um sieben oder acht davon zu nehmen, denn sie haben die Säue gemeiniglich lieber als die Eber, weil sie allzeit fetter sind, es sein denn, daß es ein abgesondert Schwein ist, nämlich das sich allein seine Nahrung zu suchen pflegt, die tun gewöhnlich großen Schaden an Menschen und Hunden, wenn man nicht gar vorsichtig ist. Es ist ratsam, sich stets in der Nähe eines geeigneten Baumes aufzuhalten, damit man dem Wildschwein entkommen kann, wenn es etwa nur verwundet ist. Ist das Schwein einmal vorbeigelaufen, braucht man es nicht mehr zu fürchten, da es stur geradeaus läuft und nicht umkehrt. Wenn die Jäger heimkommen, zieht jeder seinem Schwein die Haut ab, löst die Knochen aus und schneidet das Fleisch in etwa ellenlange Riemen. Nachdem das Fleisch drei bis vier Stunden in Salz gelegen hat, wird es in einer sorgfältig abgedichteten Hütte an Stecken und Rahmen aufgehängt und solange geräuchert, bis es so trocken und hart geworden ist, wie es sein soll; danach wird es verpackt. Wenn sie zwei- oder dreitausend Pfund beieinander haben, bringt einer von ihnen es zu den Pflanzern, um es zu verkaufen. Sie kriegen zwei Pfund Tabak für ein Pfund Fleisch.
Da wir nunmehr das Leben der Bukanier beschrieben haben, wird es sich, einem günstigen Leser zu gefallen, nicht übel fügen, auch von der Pflanzer Leben zu erzählen. Die Pflanzer haben die Insel Tortuga um das Jahr 1598 zu bebauen angefangen, die erste Handelsware, so sie darauf gepflanzt haben, ist Tabak gewesen, der überaus gut war. Da aber die Insel sehr klein ist, haben sie nicht viel Plantagen anlegen können, besonders da sie wenig guten Grund hat. Sie haben auch wollen Zucker pflanzen, es ist aber nichts daraus geworden, weil niemand da war, der die Unkosten hätte tragen können, so zur Zuckermacherei vonnöten sind. Also hat sich der größte Teil der Einwohner (wie ich hiervor erzählt habe) auf das Jagen und die Kaperei verlegen müssen. Nachdem aber die Jagd auf der Insel abgenommen, hat sich ein Teil zum Feldbau entschlossen und die geeignetsten Plätze der Insel Española ausersehen, um allda Tabak zu pflanzen. Der erste Platz, den sie genommen haben, ist der Cul de Sac gewesen an der Nordwestseite der Insel Española, den haben sie in verschieden Quartiere geteilt, nämlich: La Grande Ance, la Rivière de Nipes, le Rochelois, le petit Goave, le grand Goave, Léau-ganne, und sind mit der Zeit an Zahl dermaßen gewachsen, daß sie jetzt wohl zweitausend stark sind. Im Anfang hatten sie viel Mühsal beim Landbau, zumal sie, in ihrer Arbeit begriffen, ihre Nahrung nicht suchen konnten, und dazu war der Busch, wo sie ihre Plantagen hatten, voll wilder Schweine. Das war aber im Anfang auch ihr einziges Mittel sich zu ernähren, denn sie hatten keine anderen Lebensmittel sich davon zu unterhalten, wie auch heute noch.
Wenn sie mit dem Anbau des Landes beginnen, teilen sie es in Quartiere, die voneinander abgesondert sind. Sie fangen den Feldbau mit geringen Mitteln an, indem sich je zwei oder drei zu einer Kompagnie zusammentun, und die Gerätschaften, die sie benötigen, kaufen, nämlich Beile, Hauen, Messer und Hackmesser. Sie sammeln sich zunächst einen Proviant von fünf- bis sechshundert Pfund, dazu noch etwas von Bohnen, die die Holländer Fagioli nennen. Damit gehen sie in den Busch und bauen da eine Hütte von Baumästen, worin sie bis zu besserer Gelegenheit wohnen. Ihre erste Arbeit ist, das nieder Gesträuch abzuhacken und es auf kleine Häuflein zusammenzuschichten. Hierauf fällen sie auch die hohen Bäume, hacken die Äste ab und verbrennen sie zusammen mit dem inzwischen trocken gewordenen Strauchwerk. Die Stämme der Bäume lassen sie liegen. Das erste, was sie pflanzen, sind die obgemeldeten Bohnen, die in der Zeit von sechs Wochen reifen und trocknen, hierauf pflanzen sie gewisse Wurzeln, die man Patatas nennt, wie auch Maniok, und wenn das gepflanzt ist, säen sie Korn zu ihrem Lebensunterhalt. Die Patatas brachen vier oder fünf Monate zu ihrer Zeitigung. Der Maniok muß acht
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