Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
oder neun Monate und öfters ein ganzes Jahr haben, bevor er zum Essen gut ist. Wenn er reif ist, bleibt er noch ein ganzes Jahr in der Erde gut, danach verdirbt er, so daß er also innerhalb eines Jahres gebraucht werden muß. Von diesen drei Gewächsen müssen sie sich nähren. Bohnen kochen sie mit Fleisch und machen mit Eiern eine Suppe daraus. Die Pataten essen sie frühmorgens zum Frühstück, die kochen sie in einem großen Kessel mit wenig Wasser und dicht mit einem Tuch zugedeckt; in der Zeit von einer halben Stunde sind sie gar und so trocken als Kastanien, aber sie essen sie mit Butter, machen eine Sauce dazu mit Limonensaft, Schweineschmeer und spanischem Pfeffer. Auch nehmen sie von den gekochten Patatas und machen daraus einen Trank auf diese Manier: die Patatas schneiden sie in einen Trog, gießen Wasser darüber, seihen es dann durch ein Tuch in spanische Töpfe, lassen es also zwei oder drei Tage stehen, dann beginnt es zu gären und bekommt einen säuerlichen Geschmack, der ist nicht unangenehm, sondern sehr gut und nahrhaft. Diesen Trank nennen sie Maby, den haben sie von den Indianern gelernt.
Der Maniok dient zu Brot, welches sie Casave (Kassawa) nennen, es wird auf folgende Manier gemacht: sie haben kupferne oder blecherne Reibeisen, darauf sie die Wurzeln des Maniok reiben, wie man es mit Meerrettichwurzeln in Holland tut, und wenn sie soviel gerieben haben als sie brauchen, tun sie es in Säcke aus grobem Tuch und pressen das Wasser aus, bis es trocken ist. Dann wird es durch ein großes Siebe von Pergament getrieben; so gesiebt gleicht es fast den Sägspänen vom Holz. Jetzt legen sie es auf ein heißes eisernes Blech, und da bäckt es zusammen und wird wie ein Kuchen, den sie hernach auf den Häusern in der Sonne trocknen. Mir scheint, das Sprichwort: er kommt daher, wo die Häuser mit Pfannkuchen gedeckt sind, mag hiervon seinen Ursprung haben. Und um ja nichts zu verlieren, backen sie von dem Groben, das im Siebe zurückbleibt, Küchlein von fünf bis sechs Daumen Dicke und diese legen sie übereinander und lassen sie gären und machen daraus einen Trank, den sie Wycou nennen. Er ist wie Bier, von sehr gutem Geschmack und sehr nahrhaft.
Sie haben auch verschiedene Baumfrüchte, wie die Bananen und guinesische Feigen, diese kochen sie mit Fleisch und machen auch mit Wasser einen Trank davon, auf dieselbe Weise wie von den Patatas. Der von den Bananos gemachte Trank ist so stark wie Wein und wenn man viel davon trinkt, verursacht er großes Kopfweh und Trunkenheit.
Wenn nun ihre Pflanzungen mit allerhand Wurzeln und anderen Gewächsen, die zur Speise dienen, wohl versehen sind, beginnen sie das Land auch zum Tabakpflanzen urbar zu machen und vorzubereiten, gleich wie vorher von den anderen Pflanzungen erzählt worden ist. Ein Quadrat von etwa zwölf Fuß Seitenlänge wird nach erfolgter Rodung eingehegt und mit Palmenblättern bedeckt, um den Boden gegen die Sonnenbestrahlung abzuschirmen. Ist der Tabaksame gesät, muß der Boden jeden Abend mit Wasser besprengt werden, sofern es nicht regnet. Hat der Tabak etwa die Größe eines Salatkopfs erreicht, werden die Pflanzen in Abständen von jeweils drei Fuß eingesetzt. Dies muß in der Regenzeit geschehen, zwischen Januar und Ende März. Es ist sehr wichtig, daß die Anbauflächen für Tabak von allem Unkraut gesäubert werden, denn die Tabakstaude verträgt kein anderes Kraut neben sich. Die Stauden werden abgeschnitten, sobald sie eineinhalb Fuß Höhe erreicht haben, damit den Blättern nicht die Nahrung entzogen wird. Während der Tabak noch wächst, werden Hütten gebaut, in denen er trocknen soll. Sobald der Tabak reif ist, wird er abgeschnitten und in diesen Hütten zum Trocknen ausgelegt. Von den getrockneten Blättern entfernt man die Stängel und läßt sie von Arbeitern rollen. Diese erhalten zu ihrem Salair oder Lohn den zehnten Teil von dem, was sie gerollt. Wenn der Tabak geschnitten ist, sproßt der Strunk zu einer neuen vollkommenen Pflanze, und dies geschieht viermal in einem Jahre. Dieser Tabak wird nach Frankreich und anderen Ländern geführt und meistens zu Kautabak und zum Färben gebraucht. Ich könnte auch hier erzählen, wie der Zucker, Indigo und Gimbes gemacht wird, dieweil sie aber auf dieser Insel oder in den jetzt beschriebenen Quartieren nicht bereitet werden, müssen wir es auf einen anderen Ort versparen.
Die französischen Pflanzer auf der Insel Hispaniola haben allezeit unter dem Gouverneur von Tortuga
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