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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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Nähe Eurer Heimat kommen,
so setzen wir Euch an Land.«
Marina und Michel gingen.
Mutatulli fiel erneut in einen tiefen Schlaf.

    43

    Der Pfeifer war am nächsten Morgen sehr früh auf den Beinen. Er wollte noch am Vormittag den Kaufmann Pieter Tijdeman aufsuchen, um mit diesem eventuell einige Abschlüsse zu tätigen. Gerade als er das Schiff verlassen wollte, näherte sich vom Ufer her ein Boot. Zu dieser Zeit kamen von See her zwei Handelsschiffe, die ebenfalls vor der Bucht Anker warfen. Sie führten keine Nationalitätenflaggen, sondern die Abzeichen irgendeiner Reederei.
    Michel nahm wahr, daß das mit zwei Ruderern und einem Fahrgast besetzte Boot Richtung auf die »Trueno« nahm. Der Pfeifer zuckte die Schultern und gab seinen Leuten, die schon wartend im Boot saßen, ein Zeichen.
    Durch das Fernrohr konnte Michel Einzelheiten des Fahrgastes erkennen. Er war ein gut gekleideter Mann in mittleren Jahren, der offensichtlich nicht zur christlichen Seefahrt gehörte, sondern viel eher wie ein Farmer aussah. Als das Boot anlegte, rief er in deutscher Sprache hinauf:
    »Ich möchte gern zu Herrn Baum, dem Kommodore dieses Schiffes.«
Michel wies auf sich.
»Kommen Sie herauf. Ich bin es.«
    Eine Strickleiter wurde hinuntergelassen. Der Farmer tat sich schwer, die Sprossen nicht zu verfehlen.
    Als er an Deck stand, war ein Lachen in seinem geröteten Gesicht.
    »Verflixtes Ding, so eine Strickleiter.« Er reichte Michel die Hand. »Van Groot ist mein Name.«
»Was kann ich für Sie tun, Herr van Groot?«
»Sie können für mich nichts tun; aber ich vielleicht für Sie.«
»Darf ich Sie in meine Kabine bitten.«
»Immer zu. Ich wünschte schon, wir hätten ein Fleckchen, wo wir uns ungestört unterhalten
können.«
Michel ging voran und führte seinen Gast unter Deck.
Als van Groot Platz genommen hatte, meinte er:
    »Tja, ich habe von Ihrem Versuch gehört, billige Muskatnüsse zu kaufen.« »Dann wissen Sie auch, daß dieser Versuch gescheitert ist.«
    »Nun, Sie können ja einen neuen unternehmen. Sie haben nicht mit den richtigen Leuten verhandelt. Diese Pflanzer, die sich da versammelt hatten, sind mehr oder weniger kleine Krauter. Sie wollen natürlich aus dem Pfund so viel wie möglich herausschlagen. Ich denke da anders. Ich bin seit je der Meinung gewesen, daß es die Menge macht. Ich verkaufe lieber vierzig Tonnen auf einen Schlag und verdiene daran viertausend Gulden als an zehn Tonnen zu einem etwas erhöhten Einzelpreis eintausendsechshundert Gulden.«
    »Das läßt sich hören. Wie hoch liegt also Ihr Preis für's Pfund?« »Sagen wir zweiundneunzig Cent.«
    »Da haben Sie Pech gehabt. Ich fürchte, daß Sie die Strickleiter umsonst heraufgeklettert sind.« »Na, na, junger Mann, es ist doch nicht die Gepflogenheit des Handelns, gleich bei der Nennung eines Preises einen endgültigen Rückzieher zu machen. Ich bin doch nicht hierher gekommen, um mich hinauswerfen zu lassen, sondern um die Möglichkeiten mit Ihnen zu erörtern.« Michel lächelte.
    »Ich kenne meine Möglichkeiten. Wir brauchen keine lange Verhandlung. Mein Preis steht fest.
Neunzig pro Pf und, und keinen Cent mehr. Ich bin ja nicht gezwungen, unbedingt mit
Muskatnüssen nach Hause zu kommen.«
Van Groot nickte.
    »Ich war früher einmal in Potsdam. Da hat mich ein Kanzleibeamter bei einem Handel genauso kurz abgefertigt. Aber das muß man den Preußen lassen, sie wußten, was sie wollten. Und pünktlich gezahlt haben sie.«
    »Hm«, sagte Michel und verkniff sich ein Lachen. Er mußte doch ziemlich echt wirken. Van Groot erhob sich.
    »Top«, sagte er. »Neunzig Cent, die ganze Summe fällig bei Übernahme der Fracht.« »Top«, sagte Michel und schlug ein.
    »Kommen Sie mich einmal besuchen. Das Verladen wird ja wohl einige Tage in Anspruch nehmen. Meine Tochter wird sich freuen, ein wenig von Europa zu hören. Sie war noch nie dort. Mein Inspektor übrigens ist ein Landsmann von Ihnen.«
    »Ich danke für die Einladung. Ich werde ihr gern folgen, sobald es meine Zeit erlaubt.« Michel öffnete die Kabinentür und ließ van Groot auf den Gang treten. Plötzlich erklang ein Bellen, und ein Schatten flog auf den Pflanzer zu. Es war Karo, der Schäferhund.
    Freudig jaulend sprang er an dem verblüfften Mann hoch und leckte ihm die Hände.
»Karo — — mein guter Hund«, freute sich van Groot.
»Kennen Sie das Tier?« fragte Michel erstaunt.
    »Und ob. Es ist Karo. Ich wähnte ihn längst tot. Er jagte nämlich einen entlaufenen Sklaven

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