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Pistenteufel

Pistenteufel

Titel: Pistenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Nevis
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wenig herum, um sie in Gesprächslaune zu bringen. Mit den Journalisten vorhin war es um einiges leichter gewesen ins Gespräch zu kommen, dachte er sich. Heute bin ich wirklich als Psychologe gefragt. Er erzählte etwas von seinen mangelhaften Skikünsten, von dem warmen Wetter in Kalifornien, vom Leben in Hollywood, den Filmstars, die man dort manchmal sehen konnte, und kam dann wieder auf das schwierige Leben als Cousin zu sprechen, wenn die Cousine auf einem anderen Kontinent wohnt. »Allein die Telefongebühren«, stöhnte er.
    Nicola lachte. Langsam taute sie auf. Das Gespräch lief immer besser.
    Da entschloss sich Justus zu einem Bluff: »Karen hat mir erzählt, dass ihr euch gerade nicht so blendend versteht.«
    Nicola sprang sofort darauf an. »Wieso hat sie das erzählt? Das ist mal wieder typisch!« Nicola blickte ihn wütend an und sagte etwas auf deutsch, es klang wie ›Quatschtante‹. Etwas versöhnlicher fuhr sie fort. »Aber gut, es ist ja etwas dran. Ist doch klar: Deine Cousine ist ein ganz anderer Typ als ich. Ich bin halt viel stiller. Und jetzt ist sie auch noch so erfolgreich. Ich fahre nur noch hinter ihr her.«
    »Tja, und die Medien stürzen sich außerdem alle auf Karen«, meinte Justus entschuldigend.
    »Ja, aber eigentlich ist mir das auch ganz Recht. Da habe ich wenigstens meine Ruhe. Was mir viel mehr zu schaffen macht: Die Journalisten berichten ganz anders über mich. Sie stellen immer meine Misserfolge besonders heraus. Karen verzeihen sie alles. Aber es sind nicht nur die Journalisten.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Justus nach.
    »Na ja, auch die im Team. Sogar die Trainer. Du musst wissen, dass ich nicht wie die anderen aus den Alpen komme. Ich bin aus dem Schwarzwald. Ich weiß nicht, ob du ihn kennst.«
    »Ja, ich war mal in der schwäbischen Alb bei Stuttgart«, erinnerte sich Justus an einen der ehemaligen Fälle der drei ???.
    »Das trifft es nicht ganz«, schmunzelte Nicola. »Aber der Schwarzwald ist gleich nebenan. Doch noch einmal zurück zu meinem Problem: Die Trainer kommen alle aus den Alpen und haben mir lange nichts zugetraut. Obwohl man bei uns auch gut trainieren kann. Du glaubst gar nicht, was ich mir schon habe anhören müssen. Dann lief es in den Rennen endlich besser und ich hatte meine Ruhe. Aber jetzt habe ich ein paar Slaloms vergeigt und war in der Abfahrt nicht in Form, jetzt werden die sicher bald sagen: ›Siehst du, wir haben es ja gleich gewusst!‹«
    »Du musstest dich also besonders durchboxen?«
    »Ja, ohne die Unterstützung von zu Hause und besonders auch durch meinen Freund wäre es mir nie gelungen. Am Anfang durfte ich noch nicht einmal bei sehr guten Trainingszeiten an den Rennen teilnehmen.«
    »Du hast einen Freund?«
    »Ja, auch wenn ich ihn nicht oft sehe. Durch meine Herumfahrerei. Aber er hilft mir sehr.«
    »Ist er auch hier?«
    »Am Sonntag, zum Rennen möchte er anreisen.«
    Justus nickte. Während des Gesprächs versuchte er einzuschätzen, inwieweit Nicola ihm ehrlich antwortete oder ob sie etwas verbarg. Ganz klar wurde er sich nicht darüber, obwohl er vom Gefühl her dazu neigte, Nicola aus dem Kreis der Verdächtigen herauszunehmen. Er fühlte durchaus mit ihr. Der Druck der Medien war bestimmt gewaltig. Eine Ahnung davon hatten ihm ja gerade Langbinder und Bierbichler vermittelt, die wirklich deutlich gemacht hatten, dass die Medien und wohl auch die Zuschauer die netten, offenen Typen wie Karen bevorzugten. Eigentlich war das natürlich ungerecht. Aber da das Fernsehen nicht nur über den Sport, sondern zunehmend auch über die Sportler berichtete, mussten die Stars immer mehr zur Publikumsunterhaltung herhalten. Wer sich nicht dafür eignete, hatte schlechte Karten. Auch auf die Werbegelder wirkte sich das aus. Alles in allem natürlich ein starkes Motiv: Wenn dieser Druck zu groß wurde, konnte es dazu führen, dass sich die Unterlegene aus Eifersucht gegen die Konkurrentin wendete, der alles scheinbar so leicht gelang. Auch das ungerechte Verhalten der Trainer hatte die Konkurrenzsituation sicherlich verschärft. Und dann war da noch ihr Freund … Andererseits: Wenn Nicola tatsächlich hinter den Briefen stecken sollte, warum erzählte sie dann jetzt alles so offen?
    Plötzlich bemerkte Justus einige Aufregung am deutschen Zelt. Ein Betreuer rief dem Trainer etwas zu und Nicola übersetzte es Justus: »Irgendein Fremder war im Zelt. Die Kopie der Startliste ist gestohlen worden!«
    Justus und Nicola näherten sich

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