Pitch Black
Selbst bei dem Regen würden wir irgendwelche Spuren finden, wenn die Jungs ihn bis hierher gezogen hätten. Außer sie wären kräftig genug, die schwere Last zu tragen.« Sie zog eine Braue hoch und sah ihn an.
Er zuckte andeutungsweise die Schultern. »In diesem schwierigen Gelände wohl kaum.«
»Die offensichtlichste Verletzung ist die an der linken Schläfe, mir sind aber auch noch andere Verletzungen am Kopf aufgefallen.« Sie zeigte auf die klaffende Wunde in McPhersons Schädel. »Ich vermute stark, dass er den Halt verloren hat und seitlich runtergestürzt ist–vielleicht hat er sich überschlagen und mehr als einen Aufprall erlitten.«
»Ich nehme mal an, bei diesem Regen habt ihr den Stein nicht finden können, der die Wunde verursacht hat?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Carter hat alles überprüft. Er hat sämtliche Felsen im Umkreis von drei Metern um die Leiche fotografiert ebenso wie die in der Nähe des Wasserfalls.«
Gabe ging langsam um die Leiche herum und arbeitete sich dann weiter vor, auf der Suche nach irgendetwas, das ihm Aufschluss darüber geben konnte, was sich hier ereignet hatte. Zwischen den Steinen entdeckte er eine Ansammlung von Fußspuren im Schlamm. Sie befanden sich in der Nähe der Leiche, und ihre Position ließ erkennen, dass sich Leute hier auf die Felsen gesetzt hatten. Die einzige deutliche Spur führte den schmalen Pfad hinauf zum Lager. Bei dem Regen, der am Morgen eingesetzt hatte, war klar, dass sich nur die Fährten des heutigen Tages tief genug eingedrückt haben konnten.
Er fand nichts, was der Unfalltheorie widersprochen hätte. »Carter, steck die Jacken und das T-Shirt in einen Beutel. Dann kannst du mit Dr. Zinn zusammen schon mal vorausgehen.« Er wandte sich an das Bergungsteam. Die vier Männer traten schon unruhig von einem Fuß auf den anderen. »In Ordnung, schaffen wir ihn runter.«
Während die Rettungsmannschaft McPherson auf der Trage sicherte, sah Gabe sich weiter um. Vom Fundort der Leiche aus arbeitete er sich spiralförmig nach außen vor. Der Bewuchs wurde rasch dichter, je weiter er sich vom Bach entfernte. Nach etwa sieben Metern kniete er sich nieder und untersuchte die zerbrochenen Zweige eines Bergrhododendrons. Der Knick war frisch, das grüne Holz noch feucht, und die Blätter zeigten noch keine Anzeichen von Verwelken. Für abgebrochene Zweigekonnte es alle möglichen Erklärungen geben–ein Tier zumBeispieloderJordan, der laut J. D. panisch durch die Gegend gerannt war. Gut möglich, dass das keinerlei Bedeutung hatte.
Er drang etwas tiefer in den Wald vor, rutschte dauernd auf dem nassen, ungleichmäßigen Boden aus, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. Dann, gerade als er schon umkehren wollte, fiel ihm neben einem größeren Felsbrocken etwas auf. Er sah sich die Sache genauer an.
Zigarettenfilter, verfärbt und vom Regen aufgedunsen. Unmöglich zu bestimmen, wie alt sie waren. Es waren Marlboro, wahrscheinlich die am meisten gerauchte Marke der ganzen Stadt. Er holte einen kleinen Beutel mit Klettverschluss aus der Tasche und hob damit die Kippen auf, ohne sie zu berühren.
In dem abschüssigen Gelände konnte er nur mit Mühe das Gleichgewicht bewahren. Sorgfältig suchte er den Boden ab, dann die Blätter und Bäume. Als er überzeugt war, nichts übersehen zu haben, richtete er sich wieder auf und streckte den verspannten Rücken. Ein paar Minuten suchte er noch die Gegend um die Stelle ab, wo er die Zigaretten eingesammelt hatte. Als er nichts weiter fand, kehrte er auf einem Zickzackkurs zum Fundort der Leiche zurück.
Das Licht wurde unter dem schweren Baldachin der Bäume rasch matter. Als Gabe zum Wasserfall zurückkam, war das Bergungsteam bereits mit McPherson verschwunden. Einen Moment lang blieb er stehen und bewunderte die Schönheit des Orts. Es war einfach, sich davon blenden zu lassen und die Gefahren zu vergessen, die es hier draußen gab. Hatte Steve diese wichtigste aller Lektionen missachtet? Oder war es schlicht eine merkwürdige Fügung des Schicksals gewesen, eine ironische Anwandlung von Mutter Natur?
Ein letztes Mal ging er alles ab, dann machte auch er sich an den Abstieg.
Ethan erschien es langsam, als käme M gar nicht mehr wieder. Wie lange dauerte es denn, jemanden anzurufen, damit er sie abholte, und herauszufinden, wo Jordan sich befand?
Sein Magen zog sich nervös zusammen. Was, wenn Jordan die Nerven verloren hatte und auspackte?
Als M zurückkam, warf er gerade die Decke
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