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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crandall
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wetzten sich die scharfen Kanten der Furcht irgendwie ab. Solange Ethan zurückdenken konnte, hatten Ungewissheit und Risiken sein Leben beherrscht. Und je älter er wurde, desto schlimmer war es geworden. Es wurde schwieriger, unsichtbar und unerkannt durchs Leben zu schlüpfen. Je unsicherer sein Leben wurde, umso größer musste die Gefahr sein, damit die Angst überhaupt noch fühlbar werden konnte. Im Nachhinein erschien es ihm, als ob ihn in seinem früheren Leben ein Kraftfeld umgeben hätte, an dem Furcht einfach abgeprallt war. Aber das war früher gewesen…bevor er M begegnet war.
    Letzte Nacht hatte er Angst gehabt wie noch nie zuvor. Vielleicht hatte das Leben mit M–ein Leben in Sicherheit, ohne Gefahren–die Entwicklung umgekehrt und seinem schützenden Kraftfeld den Saft entzogen. Vielleicht wurde er zu einem ganz normalen Jungen.
    Es gab nur ein Problem bei seiner Theorie zum Aufbau einesAnti-Angst-Kraftfelds. Jordan. Der Junge schien keinerlei furchtabweisende Kräfte hervorzubringen. Vielmehr bewegte ersich offenkundig in die entgegengesetzte Richtung. Aber selbst für Jordan war die Reaktion letzte Nacht verrückt–viel verrückter, als sie der Anblick seines Stiefvaters gerechtfertigt hätte.
    Noch so ein Punkt, der Ethan unklar war–der Stiefvater. Das war einer der Gründe, warum er überhaupt auf diesen Campingausflug hatte mitfahren wollen. Jordan war sein Freund, und Ethan passte immer auf seine Freunde auf. Aber um sich um Jordan kümmern zu können, benötigte er ein paar Informationen über dessen Familie.
    Jordans Herkunft und seine eigene waren so unterschiedlich wie Erde und Mond. Aber in vielerlei Hinsicht waren sie sich auch ähnlich. Beide passten nicht in die Umgebung, in die man sie verpflanzt hatte. Jordan schien sich in seinem Leben so unbehaglich zu fühlen, als hätte man ihn direkt aus einem außerirdischen Raumschiff hier abgesetzt. Ethan hatte sich oft gefragt, ob das anders gewesen war, bevor seine Mutter Mr McP geheiratet hatte. War er damals zu Hause glücklich und zufrieden gewesen? Oder war er schon immer neben seiner Familie dahergerannt wie ein Hamster in seinem Rad? Über so etwas redeten sie nicht, deshalb musste Ethan das selbst rausfinden.
    Leider war alles schrecklich schiefgelaufen. Aber Jordan brauchte Schutz. Und Ethan musste einen Weg finden, ihm den zu bieten.
    Er betrachtete den Vorhang, der ihn vom Rest der Notaufnahme trennte. Wo war Jordan jetzt? Ethan hatte angestrengt versucht, seine Stimme zu hören oder die Erwähnung seines Namens. Bisher vergeblich. So riesig war ihm der Bereich, als man sie eingeliefert hatte, gar nicht vorgekommen. Hatte man Jordan woanders untergebracht?
    M kam zurück. Gott sei Dank war sie die nassen Klamotten losgeworden und trug nun eine trockene Schwesterntracht.
    »Kann ich zu Jordan?«, fragte er.
    »Noch nicht.«
    »Hat der Sheriff es ihnen gesagt? Er hat es versprochen.«
    »Er hat es ihnen gesagt.« Sie kam näher und strich ihm die Strähnen aus der Stirn. Wie immer wandte er sich ab, als hätte sie ihn wegen der langen Haare gerügt. Aber irgendwann im Lauf der Zeit hatte er angefangen, sich auf diese Geste sogar zu freuen. Vermutlich war es inzwischen sogar einer der Gründe, warum er sich die Haare nicht kürzer schneiden ließ.
    »Ich weiß, dass du dir wegen Jordan Sorgen machst, aber da, wo er jetzt ist, ist er gut aufgehoben. Es kann noch eine Weile dauern, bis er Besucher empfangen darf.«
    »Es ist ja nur für eine Sekunde. Ich bleibe nicht länger. Versprochen.«
    Sie seufzte und sah hundemüde aus. »Ethan, du solltest wirklich nicht allzu viel erwarten. Er könnte einige Tage brauchen, bis…«
    »Nein!« Er setzte sich auf und schlug die Decken zur Seite. »Ich muss ihn jetzt sehen.«
    Er wollte schon aufstehen, aber M legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Schon gut, schon gut. Wir gehen nicht, bevor du nicht bei ihm warst, in Ordnung?«
    Er ließ sich wieder zurücksinken und schaute ihr in die Augen. »Ohne Scheiß?« Anders als viele Erwachsene erzählte M nicht einfach irgendetwas, nur um ihren Willen zu bekommen. Wenn sie »Ohne Scheiß« sagte, dann konnte er ihr glauben.
    Sie lächelte und sah zum ersten Mal, seit sie hierhergekommen waren, wieder wie sie selbst aus. »Ohne Scheiß. Aber reg dich bitte nicht auf, wenn sich sein Zustand seit unserer Ankunft nicht gebessert hat. Wir müssen Geduld haben.«
    »Das weiß ich. Ich will ihn einfach nur sehen.«
    Die nette Krankenschwester brachte

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