Pitch Black
seinen Charakter aus.«
Lange Zeit presste sie nur die Lippen aufeinander. »Natürlich. Du hast recht. Ich will nur nicht, dass er zu sehr Anteil nimmt und furchtbar leidet, wenn Jordan nicht wieder ganz gesund wird.«
»Wenn du mich fragst, ist es dafür schon zu spät. Erstens ist er Jordans Freund und ein guter dazu. Zweitens war er dabei, als es passiert ist. Wenn Jordan nicht darüber hinwegkommt, dann wird das hart. Du kannst nichts anderes tun, als für ihn da zu sein. Mach ihm klar, dass er mit dem Verlust nicht allein fertig werden muss.«
Sie legte die Hände um die Tasse und stieß einen Seufzer voller Sorge und Erschöpfung aus.
Gabe stand auf und trat hinter sie. »Ich gehe wohl besser.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern. Seine Finger massierten die verspannten Muskeln, die er sogar durch das Sweatshirt deutlich spürte.
Sie legte den Kopf zur Seite und gab ein leises Stöhnen von sich. Es klang so sinnlich, dass Gabe sich mit aller Macht losreißen musste. Schlagartig ließ er die Massage bleiben und klopfte ihr mit beiden Händen leicht auf die Schultern. War ihr der abrupte Wechsel aufgefallen?
Sie lehnte den Kopf zurück und sah zu ihm hoch. In ihren braunen Augen blitzte Erkenntnis auf. Herausfordernd zog sie eine Braue hoch–was von oben betrachtet allerdings eher süß wirkte–und sagte: »Hast du Angst?«
»Nein, natürlich nicht. Wie kommst du denn auf die…«
»Vielleicht wegen des Ausdrucks nackter Angst in deinem Gesicht.« Sie schwang auf dem Stuhl herum, um ihn ansehen zu können, ohne sich den Hals zu verdrehen. Ihre Augen funkelten vor böser Belustigung. »Ich muss zugeben, ich bin ein wenig überrascht…nachdem du mir so hartnäckig nachgestellt hast.« Bühnengerecht klimperte sie mit den Wimpern.
»Da verstehst du etwas falsch. Von Furcht kann keine Rede sein.« Er beugte sich vor, bis ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander getrennt waren. »Was auf dich wie Angst wirkt, ist die Zurückhaltung eines Gentleman. Unsere Mütter hier bringen uns bei, die Erschöpfung einer Frau nicht schamlos auszunutzen. Und außerdem–für unseren ersten Kuss ist es doch eigentlich nicht der richtige Zeitpunkt. Aber wenn du mich schon so fragst…« Langsam kam er noch näher und berührte mit seinen Lippen sanft die ihren; nur eine winzige Kostprobe gestand er sich zu.
Doch als er sich wieder zurückzog, stand sie auf. Ihre Lippen folgten den seinen. Sie legte ihm die Hände um den Nacken und küsste ihn, küsste ihn richtig …und mit seiner Reaktion wäre seine Mutter in diesem Fall wohl alles andere als einverstanden gewesen.
Er machte zwei Schritte vorwärts, sodass sie mit dem Rücken an die Glasfront stieß. Ihre Körper waren eng aneinandergeschmiegt. Er legte die Hände auf die Scheibe, um sich davon abzuhalten, ihren Körper dort zu berühren, wohin seine Sehnsucht ging.
Vor einiger Zeit hatte sie einmal gesagt: »Gute Mütter haben keine Liebhaber. Ich kann meine Gefühle nicht über die von Ethan stellen.« Es hatte Monate gebraucht, um diese Überzeugung ins Wanken zu bringen. Vermassle es jetzt bloß nicht !
In allem, was sie tat, war sie eine Frau voller Leidenschaft–das hatte er bereits gewusst, als sie sich erst fünf Minuten kannten. Mit dem einen Kuss bekam der Panzer, den sie um ihre Bedürfnisse gelegt hatte, einen Riss, und ihr Körper vibrierte von all dem aufgestauten Verlangen.
Sein Körper reagierte in gleicher Weise. Es war, als würden sie beide in harmonischem Gleichklang schwingen–nur mit äußerster Willenskraft bremste er sich und ließ ab von ihr. Es hatte zu lange gedauert, ihr näherzukommen, er durfte es jetzt nicht so weit kommen lassen, dass sie später etwas bedauerte.
Sanft beendete er den Kuss, stützte sich mit den Handflächen aber weiter aufs Glas.
Sie sah ihn an, und in ihren Augen war nichts als Verlangen. Ihre Lippen waren gerötet. Er senkte den Kopf und gab ihr einen Kuss auf die Nase. »Ich gehe jetzt lieber, sonst werden meine Beglaubigungsschreiben als Südstaaten-Gentleman eingezogen.«
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe und schien wieder etwas zu sich zu kommen. Der Anblick ihrer Lippen ließ seine Entschlossenheit erneut wanken.
Sie blickte zu ihm hoch, und obwohl sie gequält grinste, war ihre Enttäuschung nicht zu übersehen. »Ja, gut. Wir müssen uns zusammenreißen. Ich habe mit meinen Yankeemethoden in diesem gottesfürchtigen Städtchen schon genug Staub aufgewirbelt.«
Sie
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