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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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zunächst mit ihm leidend, sich grämend, später
aber auch wütend über die verlorenen Jahre, die sie an der
Seite eines, sie hat es lange nicht denken wollen, Krüppels wird
zugebracht haben müssen, zuletzt dann aber wieder versöhnlicher,
weil sie gleichzeitig Verständnis dafür einfordert, dass
sie sich, wenn sie ihn schon nicht verlässt, doch einen
Geliebten wird gönnen können, er wird es ihr nicht
verweigern, wie sollte er auch, aber es wird ihm schwer werden, und
doch kann es sein, dass es auch ihm gelingen wird, sich aus seiner
Verbitterung zu lösen und Freude an einem Leben zu gewinnen, das
nur noch aus Denken und Sprechen besteht, so mag es kommen,
irgendwann einmal, wenn Friederike Helms längst Hauptkommissarin
und mit ihrer Karriere noch lange nicht am Ende ist.

33
Drei
Männer in Uniform …

    … sitzen
an der Hauptpforte der Firmenzentrale, an deren Schranke die zwei
Wagen halten, Ferdinand von Lachmann-Zeil lässt die Scheibe
herunter, die drei bieten ihm ihr Profil dar, so dass er von der
Seite wohl nur den ersten sähe, wenn sich nicht die beiden
anderen nach hinten beziehungsweise nach vorne beugten, wobei der
Eindruck entsteht, dass alle drei Köpfe auf einem Körper
sitzen, nun lasset alle Hoffnung fahren, geht es Ferdi durch den
Kopf, Magellan’s Ads, wir haben einen Termin, sagt er, der
mittlere Kopf, der ihm am nächsten ist, blättert in
Unterlagen, er gleicht einer Bulldogge, seine Mundwinkel sind nach
unten gezogen, während die andern beiden Köpfe, sich links
und rechts von ihm vor lauter Freundlichkeit mit Zähnen
gespickte Us unter die Nasen gesetzt haben, sie wiederum haben etwas
Hechelndes im Blick, der rot-weiß gestreifte Balken verleiht
der Szene den Hauch einer Grenzkontrolle, doch so, als läge
jenseits der Sperre nicht ein anderes Land, sondern ein gänzlich
fremder Bereich, in dem andere Maßstäbe Gültigkeit
besäßen, mit wem, bellt der mittlere Kopf, er hat etwas
Tollpatschiges, Tapsiges, ein Wachhund, der bellt und zugleich mit
dem Schwanz wedelt, weil es sein Herrchen ihm befohlen hat,
freundlich, aber auch einschüchternd zu wirken, mit Karl Kaiser,
Rüdiger Mellendorf und noch einigen weiteren Ihrer Vorstände,
sagt Ferdinand von Lachmann-Zeil, der Termin war um zwei, fragt die
Bulldogge, als wolle er sich vergewissern, dass es sich um dieses,
eigentlich schon verstrichene Treffen handelt, er schaut Ferdi nicht
direkt an, seine Frage ist nur eine Frage, hat aber auch durch ihren
leicht knurrenden Unterton etwas Anmaßendes, als würde
sein Kontrollposten an der Pforte ihm die Macht geben, jemandem mit
Termin den Einlass zu verwehren oder ihn bei einer Verspätung zu
maßregeln, ja, sagt Ferdi unverändert freundlich, ohne
sich provozieren zu lassen, ein Stau, wir haben angerufen,
angemeldet, entgegnet die Bulldogge, waren aber nur vier Personen,
wir haben aufgestockt, jetzt werden doch nicht etwa zwei von uns
draußen bleiben müssen, fragt Ferdinand, natürlich
nicht, sagt der Wächter, die Namen bitte, und wieder gleicht er
einem Hund, der vor Hunger bellt, aber still wird, wenn er nach dem
Futter schnappt, Ferdinand gibt sie durch, Sie werden ein wenig
warten müssen, sagt er Zähne fletschend zwischen beständig
grinsenden Seitenköpfen, fahren Sie einfach durch bis zum
A-Gebäude, Parkplätze gibt es direkt vor dem Haupteingang,
melden Sie sich dort am Empfang, er reicht ihm die Namensschilder
durch und öffnet die Schranke.

34
Dieser
Platz ...

    … muss
viel über sich ergehen lassen, viele hundert Autos jeden Tag,
größtenteils von der Marke, die hier produziert wird,
zumeist Fabrikate des gleichen Modells, seit Silber andere
Lackierungen fast völlig verdrängt hat, ist der Eindruck
eines bunten Flickenteppichs, der sich Betrachtern aus den oberen
Stockwerken der angrenzenden Gebäude früher geboten hat,
einer monochromen Uniformität gewichen, gleich Panzern einer
Parade wartet bereiftes Blech hier auf den Feierabend, tagsüber
ist es wie ausgestorben, in der heißen Junisonne wärmen
sich Asphalt und Karossen auf und lassen Luft in Bodennähe
flimmern, zwei Wagen, der eine neu und schwarz, der andere alt und
blau, finden Lücken zwischen den Gräulichen und Silbernen,
sechs steigen aus, bewaffnet mit großen Präsentationsmappen
und Taschen, in denen Pappen und Laptops, Booklets und Beamer
stecken, schauen sich um, werfen unbefangene, unsichere, unverfrorene
Blicke auf die kalte Phalanx kühler Industriebauten, spiegelnde
Fensterflächen, die

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