Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
Vom Netzwerk:
Uniformierte
an Türen klingeln um eine Mutter vom Tod ihres Sohnes zu
unterrichten und eine Frau vom Unfall ihres Mannes, während
Irmgard Rasch, bleich und blass, in Tränen ausbricht und Klara
Worbs sich fragt, was sie den Kindern sagen soll, während also
psychologisch geschulte Beamten versuchen, Schrecklichstem das
Schlimmste zu nehmen, sieht Irene Tüche, eine gesetzte blonde,
mit ihren hochgetürmten Haaren entfernt an die gealterte
Catherine Deneuve erinnernde Dame, Ferdinand von Lachmann-Zeil,
Johannes Neuhäuser, Bärbel Schweikert, Alexander Mack,
Stefan Zille und Mareike Müller durch die große Drehtür
auf sich zukommen, sie sitzt am Empfang der Konzernzentrale und
begegnet den Eintretenden mit einem freundlichen Lächeln, als
habe sie nur auf sie gewartet, Glück strahlt sie aus und Glück
scheint sie zu verheißen, denn sie wirkt wohltuend verbindlich,
elegant und sympathisch aufrichtig, sie trägt ein dezentes
Kostüm mit einer kostbaren Brosche, Weintrauben in einem
geflochtenen Korb darstellend, jedem einzelnen von ihnen wendet sie
sich zu, begrüßt sie, mit Blick auf die Namensschilder,
mit Herr oder Frau Icksüpsilon , wohlwollend gleitet ihr
Auge vom schönen Jo zum spitzen Alex, sie lächelt und
bittet die Werber, ihnen mit dem silbern glänzenden
Kugelschreiber die Richtung weisend, noch ein wenig Platz zu nehmen,
dort, auf der Sitzgruppe vor dem für eine arabische Prinzessin
angefertigten, aber nie ausgelieferten Oldtimer aus den Anfängen
des Automobilbaus, reich mit Gold verziert, mit schön
geschwungenen Formen, ein Meisterstück der Technik, der Kunst,
dessen Reifen auf kostbar vergoldeten Speichenfelgen aufgezogen sind,
die kein Glück in den Orient brachten, die nie durch Mekka und
Medina fuhren, weil des Sultans Tochter noch vor der Fertigstellung
starb.

37
Während
die Werber warten, …

    … unten
im Foyer, auf ihren großen Auftritt, zwanzig Minuten und
länger, werden einige Stockwerke darüber im großen
Konferenzraum letzte Vorbereitungen getroffen, die Tische sind zum U
geformt, einige weitere vor dessen offener Stirnseite für die
Präsentierenden quergestellt, dahinter ist die große
Leinwand vor der Tür heruntergelassen worden, gedämpft
fällt das Licht durch die halbdurchlässigen Jalousien,
Kantinenpersonal hat auf Wägelchen Thermoskannen mit Kaffee
hereingefahren, Gläser und Fläschchen mit Säften und
Mineralwasser sind auf den Tischen in erreichbaren Abständen
gruppiert worden, Servietten im Blau der Unternehmensfarbe liegen
leicht aufgefächert und gut greifbar neben Tellern mit Gebäck
und Süßigkeiten, dann werden die Teilnehmer verständigt,
der Marketingleiter Mark Urius, seine Stellvertreterin Angela Punkte,
der Produktmanager Dipl.-Ing. Bernhard Herrmann, sowie die Vorstände
für Finanzen und Controlling Dr. Werner Seidel, für globale
Unternehmenskommunikation Bastian Brandt und für Forschung und
Entwicklung Dr. Dietmar Klein, sie kommen, aber langsam, suchen sich
wie zufällig Plätze aus, die doch durch die Hierarchie
längst vorgegeben sind, trotz aller Sachlichkeit ist dieser
Konferenzraum nichts anderes als ein Thronsaal, der schlichte
Drehstuhl am Scheitelpunkt des Us ist ein Herrschersitz, auch wenn
die Funktionalität der Ausstattung die Gleichheit der Teilnehmer
zu betonen vorgibt, Blöcke und Bleistifte liegen an den Plätzen,
die nun alle besetzt sind, bis auf zwei, der eine vorgesehen für
Keiser, der andere für Mellendorf, der als letzter kommt,
zusammen mit seinem Referenten, seinem Schatten, wie er im
Unternehmen genannt wird, der Mann, der alles für Mellendorf
regelt, seit seiner Zeit als Leiter der Verkaufsregion Südostasien,
fünf Jahre in Singapur und in den Tigerstaaten, in denen er den
Sprung auf den Sessel des Vorstandsvorsitzenden akribisch vorbereitet
hat, heute will er springen, Keiser ist so gut wie tot und sein
Gegenspieler Worbs ist nicht da, alles hat sich für ihn zum
Guten gewendet, jetzt, als er mit geschmeidigem Gang den
Konferenzsaal betritt, kommt er direkt aus dem
Sankt-Vitalis-Krankenhaus, wo er den Ministerpräsidenten mit
einigen klug gewählten Worten auf seine Seite zu ziehen gewusst
hat, denn wer Gaben nimmt, der ist nicht frei, und Mellendorf hat dem
Ministerpräsidenten gute Gaben gegeben, geschickt hat er die
Wahl in sechs Monaten erwähnt, und wie hinderlich sich die
Bekanntmachung einer Massenentlassung dabei ausnehmen würde, wie
förderlich es wäre, stattdessen auf Kontinuität zu
setzen, auf ihn,

Weitere Kostenlose Bücher