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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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wenn sie die fiesesten Fragen
stellen, ich glaube, Corinna geht‘s ein wenig an die Nerven,
wann seid ihr wieder in der Agentur, ungefähr in einer Stunde,
sagt von Lachmann-Zeil, da werden sie fertig sein, sagt Päch,
lad sie zur Party ein, jetzt wo sie schon mal da sind und Altenberg
auch kommt, haben wir gleich eine kleine Data AvaNew Crew mit dabei,
das wird die Stimmung lockern, wie lief‘s denn bei Euch, fragt
der Anwalt, durchwachsen, sagt der Alte, wir haben uns letztlich ganz
wacker geschlagen, glaube ich, aber da gibt es einige Unwägbarkeiten
und Überraschungen, die ich schlecht einschätzen kann, was
denn für Überraschungen, fragt Päch, zum Beispiel,
sagt von Lachmann-Zeil, dass unsere beiden größten
Fürsprecher heute ausgefallen sind, wie, ausgefallen, was soll
das heißen, fragt Päch, Keiser hatte einen Schlaganfall,
Worbs einen Unfall, sagt von Lachmann-Zeil, ich weiß es selbst
nicht genau, wir haben es nur aus den Nachrichten, lass uns später
drüber reden, nur noch eins, es wird heute Abend eine kleine
Änderung geben, Jo ist draußen, ich werde Altenberg Alex
als meinen Nachfolger vorstellen, aha, verstehe, sagt der Päch,
nein, sagt von Lachmann-Zeil, das kannst du gar nicht verstehen, aber
frag jetzt nicht nach, ich erzähle es dir heute Abend, wenn Zeit
bleibt, oder morgen, oder irgendwann, bei einem Glas Cognac, und
jetzt rufe ich mal Altenberg an, um die Wogen zu glätten, bevor
seine Haie den Sturm im Wasserglas auslösen.

60
Viel
mehr als eine Sekretärin …

    … ist
Juliette Drina für ihren Chef, sie hat Anglistik, Politologie
und Volkswirtschaft studiert, sexuell anders orientiert, hat sie
während ihres Studiums eine prägende Rolle im Frauenrat
gespielt, nach ihrem Abschluss war sie in verschiedenen Unternehmen
für PR verantwortlich und der einzige Grund dafür, warum
sie keine Karriere gemacht hat, ist der, dass sie manisch-depressiv
ist, anfangs glaubte sie, es mit einer einfachen Nervenkrise zu tun
zu haben, zuviel Stress, mit der Arbeit, mit dem Ortswechsel, mit der
Freundin, zuviel das alles, um sich ein geregeltes Leben zu bewahren
oder gar aufzubauen, ihre Gedanken, die sonst rege und flexibel
waren, ihr Temperament, das sie in guten Phasen mit beinahe schon
überbordender Begeisterung zur Schau stellte, begannen, anfangs
unmerklich, zu erstarren, in gedrückter Stimmung fixierte sie
sich auf Kleinigkeiten, sie verlor den Überblick, ständig
kreisten ihre Gedanken um Haken, Schlingen, Fallstricke, die alles
und jeder nach ihr auszuwerfen schien, Beistand von Freunden und
Kollegen erhielt sie in überraschend hohem Maße, so kauzig
sie war, unbeliebt war sie nicht, dennoch, alle guten Worte halfen
nicht, sie fühlte sich bedroht durch jüngere, ehrgeizige
Mitarbeiter, die erfolgreich die Aufgaben meisterten, an denen sie
nun scheiterte, weil sie sich einfach in einer Jubellaune voller
Verzweiflung zuviel zugetraut hatte, bei Zigaretten und Kaffee in
engen Raucherküchen hat sie das wegreden wollen, aber ihr
starrer Blick, ihre schleppende Sprache, die Schweißtröpfchen
auf ihrer Oberlippe, das Zittern ihrer Finger, die bebend Zigaretten
hielten, und schließlich der völlige Zusammenbruch
jeglicher Semantik, haben sie eine gute Kollegin einfach ins Auto
packen und sie in die nächstgelegene Psychiatrie bringen lassen,
dort muss sie nach eingehender Untersuchung und längerfristiger
Beobachtung hören, dass es kein Nervenzusammenbruch war, sondern
ein schweres psychisches Leiden ist, eventuell genetisch bedingt, endogen , ihre Stimmung kippt ins Apathische, antriebslos liegt
sie da oder schlurft über den Gang der Geschlossenen, in der ihr
lauter kuriose Menschen begegnen, die sie noch vor zwei Wochen als meschugge bezeichnet hätte, wenn ihr politisch korrekter
Sprachgebrauch das erlaubt haben würde, nun soll sie selbst
dazugehören, man verordnet ihr ein Lithiumpräparat, das
ihre Stimmungsschwankungen ausgleicht, sie nimmt es auch, vorerst,
sie kommt nach sechs Wochen wieder aus der Klinik, kehrt zurück
in den Beruf, glaubt bald, die Ärzte hätten sich getäuscht,
beginnt, das Präparat unregelmäßig zu nehmen, erlebt
Rückfälle, muss erneut in die Klinik und verliert nach
mehreren dieser Klinikaufenthalten ihre Stelle, dann die nächste
und sogar noch eine weitere, und schlimm hätte es für sie
werden können, wäre sie nicht über eine von der
Agentur für Arbeit finanzierte Wiedereingliederungsmaßnahme
bei der Data AvaNew AG für sechs Monate

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