Pitch (German Edition)
eingestellt worden, die
sich die Gelegenheit nicht hat entgehen lassen wollen, sich eine hoch
qualifizierte Fachkraft vom Steuerzahler entlohnen zu lassen, dort
wird Altenberg persönlich auf sie aufmerksam, er gibt ihr
kleinere Aufgaben, und bald ist es wie immer, sie organisiert die PR,
assistiert diesmal jedoch von Mitarbeiterinnen, die von Altenberg den
Auftrag erhalten haben, seiner Juliett e , er betont stets das
letzte e, oder auch seiner Jette , seinem Jettchen , den
Rücken frei zu halten, denn er schätzt ihr Können,
ihre Qualitäten und sie dankt ihm seine Fürsorge mit der
ironischen Replik, dass sie für ihn den Laden schmeiße,
die Kohlen immer wieder aus dem Feuer hole und sie gar nicht wisse,
wie er eigentlich ohne sie ausgekommen sei, da lacht er dann und
sagt, da sei was Wahres dran, und gibt ihr prompt den nächsten
Auftrag, Drina, zum Diktat, sagt er, schreiben Sie mir mal‘ne
Rede zur Übernahme von Magellan‘s Ads und bauen sie kleine
Fiesheiten ein, die den alten Lachmann-Zeil spüren lassen, dass
ich ihm eine fette Rente in den Hintern schiebe für seine
Agentur, sie lacht, aber seien Sie freundlich, muss ja heute Abend
nicht gleich jeder merken, dass ab Morgen ein anderer Wind wehen
wird, an dieser Rede sitzt sie gerade, als Ferdinand von
Lachmann-Zeil anruft, aus seinem meißenblauen Sportwagen, in
dem schon Warren Beatty mit seinen Gespielinnen unterwegs war,
zusammen mit Alex Mack auf der Heimfahrt, noch besorgt von dem
Telefonat mit seinem Anwalt, dass Altenbergs Controller in seinen
Büchern etwas finden könnten, was seine Rente gefährdet,
Frau Drina, ich grüße Sie, woran sitzen Sie denn noch zu
so später Stunde, das klingt in ihren Ohren herablassend und sie
nimmt sich im Stillen vor, dafür etwas in die Rede einzubauen,
woran der Alte heute Abend kräftig zu schlucken haben wird, och,
sagt sie, nur ein kleines Textchen für Herrn Altenberg, das ist
schön, sagt von Lachmann-Zeil, könnte ich ihn denn
sprechen, ist er noch da, oder hat er sich bereits auf den Weg zu
unserer kleinen Feier gemacht, nein, Sie haben Glück, sagt
Juliette Drina, er ist noch da, einen Augenblick bitte, ich stelle
Sie durch, er sagt Danke und weg ist er, sie schaut sich die Rede an,
ihr Blick fällt auf den Namen der Agentur, Magellan‘s Ads,
ja, sagt sie, da geht noch was.
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Man
ist ja kein Mensch …
… für
die da oben, denkt Helene Feigel, sie hat etwas Gedrungenes, der Hals
verschwindet zwischen den leicht hochgezogenen Schultern, eine
Schutzhaltung, die sie vor niemals ausgeteilten, aber immer
erwarteten Schlägen bewahren soll, sie hat mit zwei Kolleginnen
den Konferenzraum hergerichtet, in dem soeben die Präsentation
zu Ende gegangen ist, kaum sind die Gäste draußen, hat man
die alte Marketenderin der Betriebskantine und ihre Kolleginnen
gerufen, zum Abräumen, drinnen aber stehen sie noch alle,
unterhalten sich noch, die hohen Herren vom Vorstand, aus der
Produktion, vom Marketing, auch die nette kleine Milenz, der es immer
noch peinlich ist, ihnen Aufträge zu erteilen wie diesen hier,
können Sie bitte raufkommen und hier abräumen, man hat ihr
angehört, dass sie dabei rot geworden ist, aber das wird sie
nicht mehr lange werden, bald schon wird sie etwas Schnippisches in
der Stimme haben, wenn Helene und ihre Kolleginnen nicht schnell
genug kommen, in drei, vier Jahren wird sie sein wie die anderen, und
die bemerken sie gar nicht mehr, sie stehen im Weg herum, gehen auch
nicht den kleinsten Schritt beiseite, um ihnen die Arbeit zu
erleichtern, Kekskrümel liegen auf der Erde, Zellophanpapier von
Schokoladeneiern fährt zerknüllt auf den Tischen herum,
leere Flaschen, leere Gläser, einige mit Lippenstift
verschmiert, nicht nur Saft, auch Sekt ist getrunken worden, jetzt
steht man hier in Grüppchen herum, da ist Mellendorf und spricht
mit dem vom Aufsichtsrat, dicht dabei Brandt, Herrmann, Klein,
natürlich die Punkte, immer dicht dran an den Mächtigen,
die hat längst diesen schnippischen Ton, wenn sie etwas
verlangt, etwas abseits steht der Seidel, der hat sogar noch
Schokoladenfinger, der ist zwar nett und hat etwas Unbeholfenes, aber
er steht genauso im Weg wie die anderen, sie hört das Gemurmel,
schnappt Wendungen auf, die für sie ohne rechte Bedeutung
bleiben, Pling , eine gute Idee, toller Ton, wie auch immer,
dieser Auftritt von dem Jungen war beeindruckend, die Punkte sagt,
ich wüsste nur zu gern, was diesen Neuhäuser so aus dem
Konzept gebracht hat, dann wieder
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