Pitch (German Edition)
oder dagegen sein, gezeigt haben sie
sich, wie sie sind, sie haben gelacht, wenn sie etwas lustig fanden
und genickt, wenn sie etwas gut fanden, und das hat Fontaine
gefallen, schon weil Mellendorf es hasste, und jetzt, während
man hier den Raum noch aufräumt, wird er ihn sich zur Brust
nehmen, nicht vor den andern, unter vier Augen, einfach das Revier
abstecken und ganz nebenbei zur Kurserhöhung der Data AvaNew
beitragen, indem er Magellan's Ads unterstützt, jetzt also steht
er da und wartet bis Mellendorf auf ihn zutritt, amüsiert nimmt
er wahr, dass die Kontrollmechanismen wieder zu greifen beginnen, die
berauschende Wirkung des Sekts, eine nette Idee, nimmt ab, man
beginnt wieder zu tuscheln und zu mauscheln, man findet die Ideen der
Agentur zwar noch gut, aber nicht mehr glänzend, man will sich
manches wieder erst mal durch den Kopf gehen lassen, und wird, denkt
Fontaine, erst sagen, was man denkt, wenn das Alphatierchen
Mellendorf die Richtung vorgegeben haben wird, gesetzt, er, das
Oberalphatierchen Fontaine, macht Mellendorf da keinen Strich durch
die Rechnung, inzwischen ist Mellendorf auf ihn zugetreten, im
Näherkommen hat sich seine Miene aufgehellt, er lächelt
sogar, als er nun sagt, Herr Fontaine, mit Ihnen habe ich ja gar
nicht gerechnet, auch Fontaine lächelt, als er antwortet, dass
er natürlich nicht zufällig hergekommen sei, dass sie sich
noch unter vier Augen sprechen müssen, aber gewiss, sagt der
andere, er bestehe sogar darauf, am besten gleich, in meinem Büro,
sagt er, sie gehen auch gleich los, Mellendorf lässt Fontaine
immer höflich den Vortritt, folgt ihm, selbst gefolgt von seinem
Schatten, und dann im Büro, es ist ein Stockwerk darüber,
kaum kleiner als das Karl Keisers, mit schöner Aussicht auf den
träge dahin fließenden Fluss, verwandelt sich Mellendorf
von dem Untergebenen in den Gastgeber, der seinen Gast bittet,
abzulegen, Platz zu nehmen, auf einem Platz, den er ihm zuweist, und
nun spürt Fontaine, dass es vielleicht ein Fehler war, den
Konferenzraum mit Mellendorfs Büro zu vertauschen, er spürt,
dass er Mellendorf nicht unterschätzen darf, klar wird es ihm
vollends, als er ihn auffordert, seinen Referenten doch
hinauszuschicken und Mellendorf ihm antwortet, oh, wenn Sie
gestatten, ich habe keinerlei Geheimnisse vor ihm, sein Wunsch wird
ignoriert, ein Affront, mit wachsendem Unbehagen nimmt er wahr, dass
sie zwei gegen einen sind, und dieser Referent, dieser düstere
Schatten, bringt es immer wieder fertig, in seinem Rücken, in
einem toten Winkel zu verharren, Mellendorf selbst steht mit dem
Rücken zum Fenster, schwarz zeichnet sich dessen Silhouette
gegen die Sonne ab, instinktiv greift Fontaine an, gekommen bin ich,
sagt er, weil Worbs mich heute Morgen anrief und mir sagte, dass sie
Keisers schlechten Gesundheitszustand mir gegenüber
heruntergespielt haben, um hier ihr eigenes Süppchen zu kochen,
ach ja, sagt Mellendorf, Worbs, fragt er, wo steckt er überhaupt,
noch im Urlaub, fragt er über Fontaine hinweg seinen Referenten,
der leicht lächelnd mit den Schultern zuckt, als ich mit ihm
telefonierte, war er auf dem Weg hierher, sagt Fontaine, na, dann
müsste er ja bald hier sein, sagt Mellendorf, er geht zur
Durchsprechanlage und drückt das Knöpfchen, Angelika, seien
Sie doch so freundlich und versuchen Sie mal, Worbs zu erreichen und
verbinden Sie mich dann, vielen Dank, er lässt den Knopf los und
geht zurück zu seinem vorteilhaften Fensterplatz, tja, dann
werden wir ja bald wissen, wo er steckt, und dann kann er uns ja
höchstpersönlich erzählen, was er damit meint, dass
ich mein eigenes Süppchen koche, oder wollen Sie
es mir vielleicht selbst sagen, fragt er in Richtung Fontaine, der
sagt, ich rate Ihnen, diesen Ton zu unterlassen, oh, sagt Mellendorf,
ich wollte keineswegs unfreundlich oder gar ungebührlich
klingen, nur erscheint es mir so, als wollte man mir unterstellen,
ich handelte nicht im Interesse des Konzerns, und ich kann Ihnen
versichern, dass dieser Konzern keinen loyaleren Diener hat als mich,
denn während Worbs, nun, sagen wir, Gerüchte in die Welt
setzt, die man gut und gern auch als böswillige Verleumdung
bezeichnen könnte, war ich bereits im Krankenhaus bei Keiser,
und erst dort konnte ich feststellen, dass die Lage doch ernster ist,
als man mir heute Morgen sagte, also werfen Sie mir bitte nicht vor,
ich hätte irgendetwas heruntergespielt, im Gegenteil, ich habe
sogar die Gelegenheit genutzt, mit dem ebenfalls im
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