Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
Vom Netzwerk:
würde es endgültig hell werden. Iwan überlegte. Wenn sie es nicht bis zur Station Baltiskaja schafften, mussten sie sich irgendein Versteck suchen. Die Stationen Awtowo , Kirowski Sawod und Narwskaja waren für sie tabu. Und die Bahnlinie endete am Baltischen Bahnhof.
    Sie fuhren durch einen Wald, der sich in einen Sumpf verwandelt hatte. Die Baumstämme ragten aus einem blubbernden, Blasen werfenden Morast. An einer Stelle war das Gleisbett so unterspült, dass die Schienen sich verzogen hatten und etwa eine halbe Handbreit auseinandergedriftet waren. Die Draisine fuhr mit Volldampf durch diese heikle Passage. Dabei schwänzelte sie so heftig hin und her, dass man das Gefühl hatte, sie könnte jeden Moment aus dem Gleis springen und in den Sumpf stürzen.
    Nachdem sie den Wald durchquert hatten, wurde die Fahrt ruhiger. Rechter Hand tauchten wieder Häuser auf. Diesmal eine eher städtische Siedlung. Fünf- und siebenstöckige Wohngebäude. Lange, graue Betonklötze, fast ohne Fenster.
    Seltsamerweise fand Iwan das gewohnte Stadtbild beruhigend. Dabei konnte sich hier alles mögliche Getier herumtreiben. Mehr als im Wald.
    B-bamm, b-bamm. Sonst Totenstille.
    Ab und zu hörten sie in der Ferne das Gebell Pawlowscher Hunde. Immer wieder huschten vor der Draisine graue Schatten über das Gleis. Einige Male sahen sie auch größere Tiere. Irgendein Monster, das in einiger Entfernung gemächlich umherstreifte. Dabei hörte man es rascheln und knacken. Als trampelte die Bestie ohne Rücksicht auf Verluste quer durch Gebüsch, alte Gebäude, Ruinen und junge Vegetation.
    »Sieh mal.«
    Der Oberführer gab Iwan das Fernglas. Der hielt es sich an die Sichtscheibe der Gasmaske. Zuerst sah er alles doppelt. Er richtete die Okulare aus und stellte die Schärfe nach. Tja. Sauber …
    In der Ferne wateten in einem größeren Gewässer (einem See?) seltsame Kreaturen umher. Wobei man sagen muss, dass das Marine-Fernglas mit seiner 20-fachen Vergrößerung die Szenerie bedrohlich nahe heranrückte. Die Bestien standen auf langen, staksigen Beinen und hatten Knie, die wie beim Menschen nach vorne gerichtet waren. An allen vier Beinen. Das sah äußerst bizarr aus – wie eine Parodie auf zwei hintereinandergehende Menschen. In der Mitte des Teichs befand sich ein gelbliches, rundes Gebäude mit einer Kuppel.
    »Was ist das?«
    »Peterhof«, antwortete der Oberführer und winkte ab.
    Der Graue nickte: »Früher gab es hier einen wunderschönen Park. Vor allem im Herbst war er zauberhaft. Jetzt ist er zu einem Reservat für diese Monster verkommen.«
    »Und das hier?« Iwan deutete mit dem Kopf auf einen breiten Vegetationsstreifen, der sich links von der Bahnlinie erstreckte.
    Zuerst hatte er gedacht, dass es sich um einen gewöhnlichen abgestorbenen Wald handelte. Doch dann fiel ihm auf, dass die Äste der riesigen Bäume mit Lianen umflochten und die Bäume untereinander wie mit Seilen zusammengebunden waren. Dadurch entstand der Eindruck eines einzigen, zusammengehörenden Organismus. Und Iwan war, als würde sie dieser Organismus aufmerksam beobachten.
    Ach, Unsinn, dachte Iwan. Aber trotzdem, betreten würde ich einen solchen Wald nicht.
    »Komisches Gemüse«, sagte der Oberführer.
    B-bamm, b-bamm, b-bamm. Das Dröhnen des Motors.
    Der sinnlose Tod von Jura Mandela … Aber warum eigentlich sinnlos?
    Iwan spürte erneut diesen Quecksilberklumpen in seinem Hinterkopf und schüttelte sich. Der Druck ließ wieder nach. Als hätte er zufällig jemandes bösen Blick aufgefangen. Und als wäre dieser Jemand sehr darauf bedacht, sich nicht zu verraten.
    »Wir sind fast da«, sagte der Oberführer.
    Vor ihnen kamen die Häuserblöcke der Stadt ins Bild.
    Die Bahnlinie verlief zwischen Industrie- und Wohngebäuden, die alle verkommen und leer waren. Erstaunlicherweise wirkten die riesigen Werkhallen lebendiger als die Wohnhäuser. Ein grotesker Anblick.
    Hinter der Betoneinfriedung eines Fabrikgeländes fielen Iwan graue, rundliche Gebilde auf. Sie erinnerten an Wespennester, wie er sie aus Kinderbüchern kannte. Nur waren sie viel größer. Bestimmt fünf oder sechs Meter hoch. Solche Wespen sollte man lieber nicht reizen, dachte Iwan und wandte den Blick ab. Nach dem Motto: Wenn ich nicht hinschaue, bemerken sie mich auch nicht.
    Kurz darauf fuhr die Draisine zwischen Wohnblöcken hindurch. Links und rechts erstreckten sich windschiefe Betonzäune, in denen stellenweise Löcher gähnten.
    Kusnezow bemerkte sie als

Weitere Kostenlose Bücher