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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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meiner Kindheit habe ich davon geträumt, das einmal zu sagen: Leben Sie wohl, meine Herren Musketiere. Ich hoffe, beim nächsten Mal treffen wir uns unter glücklicheren Umständen.«
    »Dima!« Der Oberführer sprang auf. Hilfe suchend wandte er sich an Iwan. »Sag doch was!«
    »Lass gut sein«, sagte der Graue gelassen. »Ober, verdirb mir meine Abschiedsrede nicht. Patronen, d’Artagnan!«
    Wortlos gab ihm Iwan zwei mit Isolierband umwickelte Magazine.
    »Eine Granate.«
    Iwan reichte ihm eine.
    »Messer, Brille«, schloss der Graue seine Bestellung ab. »Und jetzt macht, dass ihr wegkommt.«
    Der alte Skinhead wandte sich ab. In aller Ruhe legte er Waffen und Munition auf dem Fensterbrett zurecht.
    Sachen gibt’s, dachte Iwan, während er den Rücken des Schwerverletzten betrachtete. Ob er nun ein Faschist ist oder nicht. Mangelnde Tapferkeit kann man ihm jedenfalls nicht nachsagen.
    »Ich werde sie aufhalten, keine Sorge.«
    Zwei Häuser weiter wurde Iwan und dem Oberführer klar, dass sie die Bestien nicht abschütteln konnten.
    In der Ferne knallte es. Sie blieben für einen Moment stehen und tauschten Blicke. Die runden Sichtscheiben der billigen GP-4 schimmerten im Morgenlicht.
    Mit Gesten gab Iwan zu verstehen: »Vorwärts.« Und: »Ohren auf.«
    Der Oberführer nickte.
    Sie rannten über einen Hof. Hinter sich hörten sie das wütende Geheul der Bestien. Sie blieben kurz stehen, um zu verschnaufen. Der Skinhead griff in seine Tasche.
    »Die Drecksau«, schimpfte er plötzlich.
    »Wieso? Was ist?«
    »Das Aas von einem Händler hat mir doch tatsächlich eine Granate ohne Zünder angedreht.« Er zeigte Iwan die Stielhandgranate RKG-3 und das mit Blei ausgegossene Zündröhrchen.
    »Schöne Scheiße«, pflichtete Iwan bei. »Na, was ist? Wollen wir hier festwachsen?«
    Sie rannten in den nächsten Hauseingang und verschanzten sich in einer Wohnung im Erdgeschoss. Der Oberführer zog sich die Gasmaske vom Kopf. Sein verschwitztes Gesicht glänzte.
    »Was machst du denn da?«, frage Iwan.
    »Mir ist heiß«, erwiderte der Skinhead. »Und überhaupt, Junge. Ich habe keine Lust mehr, mit Gasmaske herumzulaufen. Mandela … Jura hat recht. In dieser Welt muss sich was ändern.«
    Iwan runzelte die Stirn.
    Genau der richtige Zeitpunkt, über das Schicksal der Menschheit zu philosophieren. Wenn keine Patronen mehr übrig sind.
    Die Bestien verfolgten sie mit zermürbender Hartnäckigkeit. Und einige Male war es Iwan, als hätte er in der Ferne die hoch aufgeschossene Gestalt des »Passagiers« gesehen. Oder hatte er sich das nur eingebildet?
    Nein. Iwan schüttelte den Kopf. Er hatte es sich nicht eingebildet.
    Und wenn mich nicht alles täuscht, dachte der Digger, dann ist unser »Passagier« niemand anders als der legendäre Blokadnik. Nur werde ich das niemandem erzählen können.
    »Kommst du auf meine Hochzeit?«
    Der Oberführer wandte sich vom Fenster ab und sah Iwan an.
    »Lädst du mich denn ein?«
    »Ja.«
    »Einen verdammten Faschisten und Trottel?«
    Iwan schmunzelte.
    »Nein, Andrej. Einen Kameraden und … Digger. Na, was ist? Kommst du?«
    Der Oberführer neigte das kahle Haupt, auf dem bereits wieder harte, graue Stoppeln sprossen, und musterte Iwan mit seinen listigen blauen Augen.
    »Und wenn ich tatsächlich komme?« Der Oberführer zog den Spannhebel. Ratsch! Der Hebel federte zurück. Fertig. »Würdest du es dann nicht bereuen?«
    »Doch, natürlich würde ich es bereuen, aber ich erwarte dich trotzdem«, sagte Iwan.
    Der Digger öffnete den Verschluss der Kalaschnikow. Keine Patrone mehr drin. So ist es immer. Er griff zum Ersatzmagazin und leerte es in seine Hand: nur noch zwei Patronen übrig. Er steckte sie ins Magazin zurück. Dann schaute er den Oberführer an. »Was ist? Singen wir?«
    »Wozu?«
    Der Oberführer legte das Maschinengewehr aufs Fensterbrett. Die Patronen waren zu Ende. Draußen, hinter der Hauswand, hörte Iwan das Getrappel der aufgekratzten Bestien und den schweren, albtraumhaft widerhallenden Schritt des Blokadniks.
    »Nur so.« Iwan lächelte. Er zog eine Granate aus der Jackentasche und legte sie rechts vor sich ab. Das Messer links. »Ich habe da so einen Film gesehen. Da gehen zwei Freunden die Patronen aus und einer sagt zum anderen: Wenn wir ein Lied singen, bekommt der Feind einen Schrecken. Und zieht sich zurück.«
    Der Oberführer seufzte. Er nahm seine Doppelflinte und legte die letzte Patrone ein. Die Hähne klickten.
    »Glaubst du, der Feind hält sich

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