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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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an seinem Mantel, zog das Schulterhalfter zurecht und drückte den Rücken durch. »Dort, wo ich diesen verdammten Generator zertrümmert habe. Das wäre eine saubere Sache. Du könntest sogar dein berühmtes Bato-on…«
    In diesem Augenblick zuckte Sasonows Hand.
    Iwan riss die Flinte hoch und schoss, ohne groß zu zielen. Bamm. Der Rückstoß hämmerte gegen seine Schulter. Sasonow wurde zurückgeschleudert und taumelte gegen den Tisch. Geschirr klirrte. Die Leute schrien. Bumm! Der Schuss aus dem zweiten Lauf. Blut. Wie in Zeitlupe stürzte Sasonow rücklings auf den Tisch. Die Augen weit aufgerissen, befremdet. Das Gesicht wohlgeformt. Makellos. Und äußerst erstaunt.
    Sasonow spuckte Blut.
    »Was war das? …« Er begann zu husten. »Ich bin doch … schnell …«
    Auf dem beigen Mantel bildete sich langsam ein roter Fleck.
    Iwan ließ die Flinte sinken. Aus den Läufen quoll Rauch. Er warf einen Blick auf die schweigende Menge der Versammelten und trat zu dem Toten, der einmal sein Freund gewesen war.
    »Wadim …«, sagte Iwan und drückte dem Toten die Augen zu.
    Damals, an der Sennaja , nach der Schlägerei mit dem dur -Händler, und nachdem er von Kossolapy und dem Oberführer geträumt hatte, war er stundenlang reglos dagelegen und hatte die Wand angestarrt. So war die Nacht vorübergegangen.
    Am Morgen stand er auf, wusch sich, rasierte sich und wusch sogar seine Kleidung durch. Während seine Sachen trockneten, legte er sich einen Plan für das weitere Vorgehen zurecht. Ein paar Stunden später zog er das Matrosenhemd, die Hose und die Jacke an. Die Klamotten waren noch ein wenig feucht, doch der Digger war nun bereit und wollte nicht länger warten.
    Er bezahlte die Übernachtung (drei Patronen) und bat um ein Frühstück. Der Brei schmeckte nach nichts, aber er aß ihn bis zum letzten Löffel auf. Dann schlenderte er über den Bahnsteig. Iwan war auf der Suche nach bestimmten Leuten. Oder sagen wir so: nach ganz speziellen Leuten.
    Der Stationsknoten Sadowaja – Sennaja – Spasskaja war ein Schmelztiegel verschiedener Sprachen und Nationalitäten. Das Babylon der Metro.
    Als er einen Zigeunerjungen entdeckte, winkte er ihn zu sich und drückte ihm eine Patrone in die Hand. Dafür musste der Junge ihn zum Chef der Zigeuner führen.
    »Wieso sollten wir dir helfen?«, fragte der, nachdem er Iwan angehört hatte.
    »Weil die Engel euch darum bitten.« Der Baron zuckte zusammen. »Mario Lanza«, fügte Iwan hinzu. Der Anführer der Zigeuner sah Iwan prüfend an und zwirbelte seinen grauen Schnurrbart. »Sagen Sie ihm, dass Iwan Gorelow hier war. Er weiß Bescheid.«
    Wenige Stunden später war Iwan bereits am Newski prospekt . In dem bunten Zigeunergewand war der Digger kaum wiederzuerkennen.
    Dort besprach er sich auch mit Sonis, erfuhr von der bevorstehenden Hochzeit und von Schakilows Tod.
    Iwan wartete einen passenden Moment ab, dann schlüpfte er in den Schacht, der in einer Luke im Durchgangstunnel zwischen Newski und Gostinka mündete. Während junge Zigeuner vor dem Schlupfloch Wache standen, arbeitete sich Iwan durch den langen Betonschacht zu einer grauen Metalltür vor.
    Ein Geheimobjekt, sagen Sie? So, so.
    Seit dem letzten Mal hatte sich hier nichts verändert. Selbst die Steine, die Iwan damals geworfen hatte, lagen noch an ihrem Platz. Das runde, schwarze Auge des Maschinengewehrs an der Decke beobachtete ihn. Iwan seufzte. Nun kam der entscheidende Moment. Wie durch ein Wunder war der Digger immer noch im Besitz der Plastikkarte. Eine Art sechster Sinn hatte ihn veranlasst, sie auf dem Weg von der Baltiskaja in Richtung Zentrum zu verstecken, bevor die Männer von der Technoloschka ihn aufgriffen und verhörten.
    Er hatte es irgendwie im Gefühl gehabt.
    In gewisser Weise konnte Iwan die Masuten verstehen. Sterndeuter war tot und seine verrückte Theorie vom Leningrader AKW interessierte keinen. Warum auch, sie hatten ja Strom.
    Die Technoloschka wollte keine Veränderungen.
    Wenn man es sich genau überlegt: Niemand will Veränderungen.
    Was nun? Iwan nahm all seinen Mut zusammen und ging auf die Metalltür zu. Der Lauf des Maschinengewehrs setzte sich in Bewegung … Iwan hielt sich die Plastikkarte wie einen Schutzschild über den Kopf. Er hatte keinen blassen Schimmer, wie das Bewachungssystem solcher Objekte funktionierte.
    Eine Mikrowellenkanone, sagen Sie?
    Iwan fragte sich, in welchem Moment sie wohl gefeuert und den abgebrühten Digger Enigma in einen blinden, versponnenen

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