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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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gelandet, doch sie hatte das verhindert.
    Sie hatte für sein Recht gekämpft, der Letzte zu sein.
    Ihr habt mir alles genommen, lasst mir wenigstens ihn.
    Tanja ging zwischen den Käfigreihen hindurch, in der Hand einen Topf mit Restefutter: Putzabfälle, Pilze, Stängel und Tang. Eine dampfende Brühe. Mit der Blockade war alles viel schwieriger geworden.
    Iwan war umgekommen.
    Krepiert.
    In gewisser Weise hatte sie sich an den Gedanken schon gewöhnt. Warum nicht, schließlich war sie eisern. Hart wie Stahl.
    Der Herr der Tunnel hatte beharrlich in der Finsternis geschwiegen und seinen Rohrbaum mit der verrosteten Krone bereitgehalten. Bereit für neue Opfer.
    Und die bunten Bänder hatten im Wind geraschelt.
    »Er wird nicht zurückkehren. Niemals.«
    Doch dann hatte sie erfahren, dass Iwan noch am Leben war. Dass er am Newski irgendwen umbringen wollte, warum auch immer. Dass er ein Mörder und Besessener war, den man nur aus Achtung vor den Gefallenen nicht als Mörder und Besessenen bezeichnet hatte. Dass er wieder auferstanden war und nun mit aller Härte für seine Verbrechen bestraft wurde.
    Toll, nicht wahr?
    Tanja hatte das seltsame Gefühl, sie bräuchte sich nur umzudrehen, und sie würde ihn im Gang erblicken, an die Käfige gelehnt, mit seinem spöttischen Grinsen im Gesicht.
    Aufgesprungene Lippen. Kräftige Arme.
    Und Ruhe ausstrahlend. Gleich würde sie sich umdrehen und ihn sehen.
    Warum bist du nicht gekommen?, fragte Tanja in Gedanken.
    Was hat dich daran gehindert?
    Liebst du mich nicht mehr?
    Hat deine Geliebte da oben in ihrer toten, winddurchtosten Steinwüste nichts Besseres zu tun, als dich wieder zu sich zu holen?
    Eine Schneekönigin. Das ist sie.
    Das feuchte Land an der Newa.
    Eine kalte, eifersüchtige Hündin.
    Sasonow hielt die Kugel in der Hand. Das Licht der Lampe spiegelte sich darin. Auf dem Glas hafteten seine fettigen Fingerabdrücke.
    Was Iwan-Dummwan wohl an diesem Spielzeug fand?
    Sasonow holte aus und warf die Kugel in die Ecke. Klirr! Sie zersprang in tausend Scherben. Die silbrigen Fitzelchen schwammen in einer Pfütze.
    Dasselbe wird ihr auch passieren. Deiner Tanja, Iwan.
    Sasonow stand auf. Höchste Zeit, sich umzuziehen. Die Zeremonie stand unmittelbar bevor. Bald würde Memow eintreffen, der alte Bastard. Sasonow grinste schief. Den wollte er nicht verpassen.
    »Wer ist mein Vater?«, fragt Iwan. »Ich habe nie danach gefragt, aber …«
    Jewpat schaut auf.
    »Es hat dir also niemand erzählt? Es ist General Memow.«
    Du wirst deinen eigenen Vater töten. Lachesis.
    Iwan nickt: Verstehe. Der zu erwartende Gefühlsausbruch bleibt aus. Er fühlt nur innere Leere.
    »Nachdem deine Mutter mit dir fortgegangen war, hat er dich gesucht«, erzählt Jewpat. »Doch er hat dich nicht gefunden, weil deine Mutter das nicht wollte. Ich habe ihr geholfen. Ich war euer Leibwächter, aber du hast immer Onkel zu mir gesagt.«
    »Ja, früher. Aber jetzt?«, fragt Iwan. »Warum bist du immer noch bei mir?«
    »Gut möglich, dass ich in Wirklichkeit gar nicht da bin.« Onkel Jewpat mustert Iwan. »Gut möglich, dass nicht ich mich mit dir unterhalte, sondern dein Gehirntumor. Oder, sagen wir, ein altes Hämatom. Du wurdest in deiner Kindheit geschlagen, erinnerst du dich? Das Blutgerinnsel in deinem Kopf hat sich nicht aufgelöst, falls es dich interessiert … Du hast überhaupt ziemlich oft eins auf die Rübe gekriegt.«
    »Was soll ich tun?«, fragt Iwan.
    »Weißt du noch, du bist seinerzeit zu mir gekommen und hast mich gefragt, ob du heiraten sollst?«
    »Ja. Und du hast mir geantwortet: Heirate.«
    »Genau.« Onkel Jewpat schaut Iwan wehmütig an. »Und wenn ich gesagt hätte, dass du es nicht tun sollst? Was hättest du dann gemacht?«
    »Ich hätte trotzdem geheiratet.«
    »Wieso das?« Jewpat gibt sich überrascht. »Habe ich dir denn jemals schlechte Ratschläge gegeben?«
    »Nein, nur gute«, erwidert Iwan.
    »Warum hättest du diesen dann nicht befolgt?«
    Iwan schließt die Augen und öffnet sie wieder.
    »Weil ich diese Entscheidung allein treffen wollte. Es ist meine Entscheidung.«
    Onkel Jewpat sieht ihm streng in die Augen.
    »Und du bist bereit, die Konsequenzen dieser Entscheidung zu tragen?«
    »Ja«, antwortet Iwan nach kurzem Zögern.
    »Alle Konsequenzen ohne Wenn und Aber?«
    Pause. Lange Pause.
    »Ja.«
    »Du bist erwachsen geworden.« Onkel Jewpat lächelt auf einmal. »Du hast viel dazugelernt, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Jetzt bist du ein

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