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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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an der Schläfe.
    Dann die perfekt sitzende graue Uniform.
    Und dann …
    Ein klein gewachsener, untersetzter Mann mit kurzem Igelschnitt. Er trat vor und zog die Anwesenden mit seiner charismatischen Ausstrahlung sofort in seinen Bann.
    Im Raum kehrte Stille ein.
    »Für alle, die mich noch nicht kennen: Ich bin Memow.«
    In den Reihen wurde getuschelt: »Der General, der General, der General.«
    Iwan nahm den legendären General der Admiraltejskaja neugierig in Augenschein. »So siehst du also aus, Hirsch des Nordens«, dachte er. Der Ausspruch stammte von Onkel Jewpat, doch irgendwie passte er zur Situation.
    »Ich fasse mich kurz«, sagte Memow. »Soldaten, ihr kehrt sofort in eure Truppenteile zurück und haltet euch bereit. Eure Befehle bekommt ihr innerhalb der nächsten Stunde. Die Kommandeure bleiben hier.«
    Nachdem er die einfachen Kämpfer hinauskomplimentiert hatte, musterte Memow das kleine Grüppchen der Kommandeure.
    »Also, meine Herren«, sagte er schließlich. »Wie gehen wir vor? Gibt es irgendwelche Vorschläge bezüglich der Stationen Majakowskaja und Ploschtschad Wosstanija ?« Pause. »Keine Vorschläge?« Der General schaute von einem zum anderen und grinste. »Dann hört meine Befehle.«

5 Die Majakowskaja
    5
    DIE MAJAKOWSKAJA
    Vor der Katastrophe war die Station Ploschtschad Wosstanija durch einen unterirdischen Gang mit dem Moskauer Bahnhof verbunden gewesen. Als der Atomalarm ausgelöst wurde, zog ein gewisser Achmetsjanow, ein schneidiger Tatare und Major der Metromiliz, seine Pistole und trieb die Passagiere unerbittlich in die Station hinunter. Zwar hielten es die Moskauer gemäß ihrer hauptstädtischen Attitüde für geboten, Einwände gegen die Maßnahme vorzubringen, doch der Major wusste zu überzeugen. Gegen eine Pistole und mehrere Kalaschnikows konnten die Leute nicht viel ausrichten. Auf diese Weise füllte sich die Station hauptsächlich mit Abkömmlingen aus Moskau und anderen, in südöstlicher Richtung gelegenen Städten.
    Der Major Achmetsjanow wurde automatisch Diktator und seine Nachfolger regierten diese Monarchie (oder sollte man eher von einer östlichen Despotie sprechen?) mit bemerkenswerter Brutalität.
    Da das Verhältnis zwischen Petersburgern und Moskauern noch nie wirklich herzlich gewesen war, nannte man die Bewohner der Station etwas abschätzig ›Moskowiter‹.
    Soweit Iwan wusste, waren die Moskowiter felsenfest davon überzeugt, dass sich die Bewohner Moskaus alle gerettet hätten, indem sie die zerstörte Stadt durch die geheime MetrolinieD6 verließen. (Dass auch die Hauptstadt mit Atombomben ausgelöscht worden war, stand außer Frage.)
    Die überlebenden Regierungsmitglieder hatten sich angeblich zu einer Ausweichbasis zurückgezogen, von wo aus sie nun die Geschicke des Landes lenkten. Dieser geheime und unterirdische Stützpunkt befand sich irgendwo in den Bergen des Ural und war nicht einmal durch einen direkten Atombombeneinschlag auszuschalten. Kurzum, die Regierung hatte die Lage unter Kontrolle und Hilfe war nah.
    Das würde ich auch gern glauben, dachte Iwan.
    Denn ohne Generator wurde es hier unten langsam ungemütlich.
    Die Lüftungsanlagen laufen noch nicht. Deshalb hängt feuchter Nebel über dem Bahnsteig und jedes Geräusch versiegt in der bleiern-schwülen Luft, die man bissenweise hinunterschlucken könnte.
    Iwan erwacht und steht auf. Im Zelt ist es dunkel. Er macht einen Schritt und verharrt vor dem Ausgang. Durch den dicken Stoff schimmert flackerndes Licht. Eine Karbidlampe, denkt Iwan, dann schlägt er die Plane zurück und tritt auf den Bahnsteig hinaus.
    Das Erste, was er sieht: Beine in Gummistiefeln, deren Sohlen fast bis zum Fleisch durchgelaufen sind. Dann folgen Tarnhose, Gürtel und ein nackter, mit Hämatomen übersäter Oberkörper. Iwan erschaudert und greift sich selbst an die linke Seite. Ah! Die ramponierten Rippen.
    Iwan schaut weiter.
    Der Mann, der mit abgestreckten Armen vor ihm auf dem Boden liegt, ist er selbst, Iwan. Sogar der riesige Bluterguss links ist genau an derselben Stelle wie bei ihm …
    Mach die Augen auf.
    Neben der leblosen Hand des Mannes steht eine Karbidlampe. Die gelbe Flamme züngelt und wirft warme Lichtflecken auf das Gesicht des Mannes.
    … Und dieser Mann ist tot.
    Mach die Augen auf, verdammt!
    Iwan schlug die Augen auf, schob seine Mütze zurück und sah sich um. Neben ihm döste, mit dem Rücken an eine Säule gelehnt, Pascha. Gladyschew schnarchte, was das Zeug hielt. Sasonow war

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