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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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zog sich die Mütze vom Kopf. Die Haare standen ihm zu Berge. Nacken, Hals und dann weiter die Wirbelsäule entlang bis zum Hintern – alles fühlte sich an, wie mit einer Eiskruste überzogen.
    »So eine Scheiße«, kommentierte er. Die Digger schwiegen. Seine Stimme klang fremd.
    Das ging schief, dachte er. Wird jede Menge Blut kosten, unseren Generator zurückzuholen.
    Aus der gesprungenen Feldflasche tropfte Wasser. Es sickerte durch einen feinen Riss, der sich bis zum Flaschenhals zog. Schade um das gute Stück, dachte Iwan. Früher oder später geht eben alles mal kaputt.
    Er bückte sich und streckte die Hände vor.
    »Wasser marsch«, sagte er zu Pascha.
    Der neigte die Flasche. Ein Schwall Wasser ergoss sich auf Iwans Hände und benetzte die Ärmel seiner Militärjacke. Mit schnellen Bewegungen rieb er seine Hände ab und schüttelte sie kräftig aus, dass es nur so spritzte.
    »Mehr«, kommandierte er.
    Beim Anblick des durchsichtigen Wasserstrahls, der gleichmäßig in seine Hände rann, musste Iwan plötzlich an Katja denken. Prustend wusch er sich das Gesicht. Das Wasser war kalt und sauber. Beim dritten Mal formte er die Hände zu einer Schale und trank. Welch köstliches Nass!
    Die Bewohner des Newski prospekt hatten Glück mit ihrer Station. Zwei artesische Brunnen plus zwei Reservebrunnen. Was wollte man mehr? Ihr Dieselgenerator war immer noch der ursprüngliche. Schon ein alter Herr, aber immer noch rüstig. Außerdem brachte er viel mehr Leistung als der von der Wassileostrowskaja . Es handelte sich um einen standortgebundenen, speziell für den Fall eines Atomkriegs vorgesehenen Generator. Die ganze Anlage war großzügig dimensioniert: Maschinenraum, Ab- und Zulufteinrichtungen, Treibstofflager, Werkzeug- und Ersatzteillager, Dienstraum für das Betriebspersonal. Da konnte man nicht meckern.
    Einziger Nachteil: Er schluckte Diesel ohne Ende. So viel Treibstoff hätte man an der Wassileostrowskaja gar nicht beschaffen können.
    Iwan nickte Pascha zu: genug einstweilen. Dann trocknete er sich die Hände an einem Handtuch ab, ging zu seinen Sachen zurück und kramte seine Blechtasse hervor. Es war höchste Zeit, den Durst richtig zu löschen.
    Er stand am Bahnsteigrand und trank in kleinen Schlucken. Die Kämpfer der Allianz rasteten. Manche unterhielten sich, manche aßen, die meisten schliefen. Die Männer in ihren grünen und schwarzen Jacken lagen dicht an dicht.
    Gut so. Schlaf ist die beste Medizin.
    Das Atmen und Schnarchen der Männer füllte den Raum. Weiter rechts, hinter den einst weißen, von Aluminiumleisten gesäumten Säulen, hörte man ab und zu jemanden stöhnen. Dort befand sich das Lazarett mit den Verwundeten.
    Der Angriff auf die Majakowskaja war gescheitert. Die Moskowiter waren auf den Überfall vorbereitet gewesen.
    Die Einheiten, die durch den Paralleltunnel vorstießen, hatten mehr Glück. Sie wurden »nur« aus Gewehren und Büchsen beschossen, denn die Moskowiter hatten nur ein Kord.
    Zusammen mit den Männern vom Newski prospekt war es Kulagin gelungen, den ersten feindlichen Vorposten einzunehmen – mit vergleichsweise geringen Verlusten. Er bereitete gerade den Sturm des zweiten vor, als er den Rückzugsbefehl bekam.
    Der gescheiterte Angriff hatte die Allianz vierzehn Tote und gut dreißig Verwundete gekostet.
    »Merkulow, zum General!«
    Was wollte denn der schon wieder? Iwan drehte sich absichtlich langsam um, seufzte und sah genervt auf. Vor ihm stand ein wohlgenährter junger Mann mit rosigen, runden Bäckchen.
    »Hey, Merkulow!«, rief dieser abermals. »Bist du taub, oder was? Du sollst zum General kommen.«
    »Nervensägen«, brummelte Iwan, gähnte hingebungsvoll und streckte sich. »Was willst du?«
    »Du bist wohl auch noch blind, Merkulow«, erwiderte der Pausback. »Übertreib es nicht. Der General will dich sprechen. Er hat gesagt, dass es sehr dringend ist.«
    »Wenn’s sehr dringend ist, kann’s in die Hose gehen«, kommentierte Gladyschews heiserer Bass aus dem Hintergrund. »Und wir spielen Herz – zack! Und den kann auch keiner mehr – zack! Da guckt ihr, was?«
    Genüsslich knallte der Digger die speckigen Spielkarten auf den Tisch.
    »Wie bitte?!« Das runde Gesicht des jungen Mannes lief puterrot an und sein Brustkorb blähte sich bedrohlich auf. Noch ein bisschen mehr, dann wäre er wohl geplatzt …
    »… und zack! Siebentausend und ein paar Zerquetschte!«
    »Nehmen Sie gefälligst Ihre Leute an die Kandare, Digger!«, brüllte der

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