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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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unmittelbar auf ihn gerichtet.
    Iwan seufzte. Aufstehen und es möglichst schnell hinter sich bringen – das war die einzige Möglichkeit. Und bloß nichts Überflüssiges sagen. Die Herren Befehlshaber sollten die Suppe ruhig allein auslöffeln.
    »Erstens: Wir streuen das Gerücht, dass wir in drei Tagen angreifen werden«, begann Iwan. »Zweitens: Wir stellen den Moskowitern ein Ultimatum von ebenfalls drei Tagen. Innerhalb dieser Zeit müssen sie unseren Dieselgenerator zurückgeben und Jefiminjuks Mörder ausliefern. Andernfalls drohen wir entsprechende Konsequenzen an. Drittens …« Iwan stockte.
    Unter den Anwesenden erhob sich empörtes Geraune und es gellten Zwischenrufe: »Wozu denn verhandeln?!« – »Der spinnt doch!« – »Wer ist der Typ überhaupt?« – »Recht hat er!« – »Blödsinn!«
    Nur Memow verzog keine Miene. »Fahren Sie fort, Iwan Danilytsch«, forderte er ihn auf, als sich die Pause in die Länge zog.
    »Drittens: Nach diesen Vorbereitungsmaßnahmen greifen wir noch in dieser Nacht an.«
    Das Geraune verstummte mit einem Schlag.
    Die Anwesenden tauschten verdutzte Blicke.
    »Während des Ultimatums?« Memow sah Iwan prüfend an. »Habe ich das richtig verstanden?«
    »Ja.«
    Was rede ich hier für einen Stuss zusammen?, dachte Iwan.
    »Und wie soll der Angriff vonstattengehen?«
    »Die Kontrollposten schalten wir mit Digger-Trupps aus«, erläuterte Iwan. »Und unmittelbar danach erfolgt der Sturmangriff. Die überfallartige Einnahme der Majakowskaja ist unsere einzige Chance. Wenn die Moskowiter fliehen, können wir sie direkt bis zur Wosstanija verfolgen. Dort werden sie sich nicht halten können. Wenn wir ihnen dagegen zu viel Zeit geben, schließen sie die hermetischen Tore in den Durchgangstunneln.« Iwan hob die Schultern. »Und dann wird das eine langwierige Geschichte. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht …« Er blickte provozierend in die Runde. »Ich persönlich habe jedenfalls nicht das Bedürfnis, hier ewig herumzusitzen.«
    Als der Kriegsrat zu Ende war, wurden geräuschvoll Stühle gerückt, und die Teilnehmer strömten aus dem Raum. Auch Iwan wollte sich gerade entfernen, doch der General pfiff ihn zurück.
    »Iwan Danilytsch, bleiben Sie bitte noch einen Augenblick.«
    Mist, dachte Iwan. Hätte ich bloß die Klappe gehalten.
    Als die beiden allein waren, stellte Memow eine Flasche Kognak und zwei Zinnbecher auf den Tisch. Er schenkte ein und forderte Iwan mit einem Kopfnicken zum Trinken auf.
    Die braune Flüssigkeit rann hinunter wie Öl und verströmte eine wohlige Wärme im Magen.
    »Mein Sohn wäre jetzt ungefähr so alt wie du«, sagte der General. »Vielleicht wärt ihr sogar Freunde. Leider kann ich mich kaum an ihn erinnern. Er war immer bei seiner Mutter und ich immer unterwegs. Im Nachhinein tut es mir leid. Und du bist mir ähnlich. Nur dass ich in deinem Alter ein bisschen ruhiger war.«
    »Na und?« Iwans Wange zuckte. »Soll ich jetzt vor Rührung vergehen und Ihnen den Sohn ersetzen?«
    »Du bist ein Hitzkopf, Iwan Danilytsch«, entgegnete Memow kopfschüttelnd. »Das ist im Grunde gar nicht so schlecht, aber manchmal geht es einem auf die Nerven. Vor allem, wenn die Hitzköpfigkeit in Dreistigkeit umschlägt. Ich kann Rüpel nicht ausstehen.«
    »Ich auch nicht.«
    Memow grinste. »Geh, Sergeant.«
    Nette Unterredung, dachte Iwan. So offenherzig. Als er schon in der Tür stand, drehte er sich unwillkürlich noch einmal um.
    »Wissen Sie, wie viele solcher Beichten ich schon gehört habe, General?«, fragte er. »Jeder Dritte Ihrer Generation erzählt eine solche Geschichte. Und das ist die Wahrheit. Ihr hattet alle Kinder – das weiß ich. Sie sind alle umgekommen – das weiß ich auch. Ihr habt alle damit zu kämpfen – das verstehe ich. Aber wissen Sie, was ich wirklich denke? Ganz ehrlich?!« Iwan ging auf Memow zu, als wollte er ihn gegen die Wand drücken. Die Augen des Generals funkelten. »Ihr selbst seid schuld daran, dass eure wunderbare alte Welt den Bach runtergegangen ist. Und jetzt versucht ihr, unsere neue Welt, die keineswegs so wunderbar ist, in ein Abbild eurer alten Welt zu verwandeln. Kein Bedarf! Das ist jämmerlich und widerwärtig, wie ein Zombel, der in Abfällen wühlt. Wir kommen auch ohne euch zurecht. Wir brauchen eure Hilfe nicht. Hören Sie?!«
    »Schrei hier nicht rum.« Memow verzog das Gesicht. »Ich bin ja schließlich nicht taub. Sag mir eines …« Er zögerte. »Du hast vorhin bei der Besprechung so einiges von

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